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Rigaer94 - 18 Jahre für Solidarität, Selbstorganisierung und Freiheit
Unser Hausprojekt besteht nun seit 18 Jahren: 1990 fand die Besetzung statt, einige Jahre später wurden Mietverträge abgeschlossen. Dies sollte allerdings nicht bedeuten, dass der Stress damit vom Tisch ist. 2000 kaufte Suitbert Beulker das Haus, und ließ seitdem nichts unversucht, uns wieder los zu werden. Etliche Räumungen folgten, sowohl von Teilen des Wohnauses als auch von unseren Veranstaltungsräumen in der Kadterschmiede, unserer Kneipe. Auch SEK Einsätze, private Sicherheitsdienste, Nazi-Bauarbeiter, hohe Prozesskosten und Druck von der Stadt schafften es nicht, uns aus diesem Haus zu vertreiben

Dies hat auch mit der hohen Solidarität zu tun, die uns viele Menschen auf verschiedenen Ebenen immer wieder zuteil werden ließen. Denn jede Räumung wurde mit unterschiedlichen Niveaus des Widerstandes beantwortet und immer wieder hielten wir uns an das Motto: Nach der Räumung ist vor der Besetzung!

Doch obwohl die Lage in den letzten Monaten wieder etwas ruhiger erscheint, liegen neue Räumungsklagen vor: Wieder einmal können die Kadterschmiede und Teile des Hauses jederzeit geräumt werden. In der gleichen Situation befindet sich unser benachbartes Hausprojekt Liebig14, dessen Eigentümer ebenfalls Beulker ist und diese Liste ließe sich mit noch etlichen weiteren bedrohten Projekten ergänzen. Selbstverständlich verspüren wir keinerlei Absichten widerstandslos von hier abzuhauen, am Tag der Räumung heißt es immer noch: Stürzt Berlin ins Chaos! Unser Kiez ist nicht der einzige der schon seit mehreren Jahren vom Prozess der so genannten Gentrification befallen ist. Verdrängung, Vertreibung, steigende Mieten, teure Läden, Abbau unkommerzieller Räume, Räumungen: Auf all das haben wir keinen Bock und wehren uns daher vehement gegen Vertreibung und Yuppisierung, denn Mitte oder Prenzlauerberg liegen fernab von dem, was wir unter einer optimalen Wohnsituation verstehen.

Was verstehen wir unter Rigaer94?
Für uns stellt das Leben in der Rigaer94 den Versuch dar, eine andauernde Auseinandersetzung mit den uns ankotzenden gesellschaftlichen Strukturen zu provozieren. Wir versuchen Strukturen wie Hierarchie, Sexismus, Individualisierung und Entmenschlichung im alltäglichen Leben immer wieder in Frage zu stellen und gemeinsam abzubauen. Das bedeutet für uns auch, der Verwertungslogik des Kapitalismus, mit Solidarität und Selbstbestimmung entgegenzutreten und uns unsere Freiheit zu erkämpfen.

Wir sehen im Zusammenleben in der R94 die Möglichkeit, diese Prozesse voranzutreiben. Wir sind uns bewusst darüber, dass dies eine alltägliche Auseinandersetzung erfordert und auch darüber, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt. Falsch ist nur, den Kampf gegen die gegenwärtigen Bedingungen aufzugeben. Daher halten wir es für wichtig, uns nicht in unserem Haus einzuschließen und abzuschotten. Der Kampf ums Ganze muss nach draußen auf die Straßen getragen werden, dort wo soziale Kämpfe stattfinden, wo Nazis vertrieben werden müssen, wo Häuser oder Wagenplätze geräumt und MigrantInnen abgeschoben werden, wo Gefangene gegen dreckige Bedingungen im Knast kämpfen. Überall wo unsere GenossInnen Unterstützung brauchen, sollten wir Präsenz zeigen und kompromisslos weiter kämpfen damit unsere aktive Beteiligung Wirkung zeigt. Dafür sind Selbstorganisierung und Direkte Aktionen elementare Grundlage, um weiterhin ein kleiner Stachel im Hintern der kapitalistischen Gesellschaft zu sein. Nicht erst darauf warten, dass Andere sich bewegen, sondern selber aktiv sein! Selbstorganisierte Strukturen stellen eine konkrete Alternative dar, wenn wir versuchen wollen, eine kollektive Antwort auf all die Fragen zu finden, mit denen wir täglich wieder konfrontiert werden: Selbstorganisierte Räume können Schutz vor rassistischen, sexistischen und neonazistischen Übergriffen bieten, als möglichen Ort für den Aufbau einer antifaschistischen, autonomen oder anarchistischen Kultur dienen, Schutzraum für illegalisierte Menschen darstellen oder Ort der Organisation unkommerzieller Veranstaltungen sein ...

In diese Sinne: Rigaer94 - 18 Jahren sind nicht genug! Kapitalismus angreifen - für eine befreite Gesellschaft!

Ein Beitrag der Rigaer Straße 94
rigaer94.squat.net