The kids are united! |
Der Besuch der Schule ist kein Genuss. Leider hat mensch aber auch keine
große Wahl. Mensch wird gezwungen zu unmenschlichen Zeiten aufzustehen
und sich in ein marodes Gebäude zu begeben, um sich den halben Tag lang
langweilige Sülze und autoritäres Rumgebrülle anzuhören. Obendrein lernen
wir dort keine praktische Sachen um das Leben unter derart unwirklichen Bedingungen
wie den unseren zu meistern, sondern pauken sinnloses Zeug um unsere
Stellung auf dem kapitalistischen Arbeitsmarkt zu verbessern. Ein Arbeitsmarkt
auf dem unsere Chancen schon immer begrenzt waren. Die aktuell aber
mehr als beschissen sind. Und durch die aktuelle Weltwirtschaftskrise werden
sich die eh schon miesen Lebensbedingungen junger Menschen auch noch
weiter verschlechtern. Doch zum Glück formiert sich auch immer mehr Widerstand.
In den letzten Jahren kommt es zum Beispiel immer öfter zu Schulstreiks. Möglichst
viele Schüler_innen schwänzen kollektiv die Schule um sich stattdessen
auf den Straßen zu versammeln, zu demonstrieren, Kreuzungen zu blockieren
und öffentliche Gebäude zu besetzten. In Berlin fanden solche Schulstreiks im
September 2006, im April 2007, im Mai und im November 2008 und am
17. Juni 2009 statt. Zuletzt versammelten sich über 27.000 Schüler_innen und
Studierende vor dem Roten Rathaus um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Sie protestierten lautstark gegen die Misstände im Bildungssystem und
forderten "Bildung für alle!" und "Geld für Bildung statt Banken!". Der Großteil
der Protestbündnisse und der Schüler hat reformistische Forderungen nach
kleineren Klassen, mehr Lehrer_innen und der Abschaffung des mehrgliedrigen
Schulsystems. Ihnen geht es vor allem darum die akutesten Probleme zu
thematisieren und innerhalb des bestehenden Systems nach realpolitischen
Verbesserungen zu suchen.
Antifajugendgruppen und andere radikale Linke gehen da ein Stück weiter.
Für uns ist die Schule nur eine Lernfabrik die brave und diziplinierte Arbeitskräfte
für die Bedürfnisse des Kapitals produzieren soll. Wir wollen nicht nur
die Schule, sondern das ganze kapitalistische Gesellschaftsssystem abschaffen
und durch eine komplett anders organisierte Gesellschaft ersetzen. Denn da es
im Kapitalismus nie um die Bedürfnisse der Menschen geht, sondern immer
nur um die privaten Profite des Kapitals, kann es unserer Meinung nach
innerhalb des Kapitalismus kein menschenwürdiges Lernen und Leben geben.
Unsere Forderungen sind deshalb "Lernfabriken abschaffen!", "Alles für
Alle!" und "Kapitalismus war als Kind schon scheisse!" Angesichts der ständig
wachsenden Verelendung immer größerer Teile der Weltbevölkerung
und der aktuellen kapitalistischen Krise werden solche revolutionär-antikapitalistischen
Ansätze immer wichtiger. Denn der Spielraum für reformistische Zugeständnisse
des Staates ist mit der Krise massiv geschrumpft.
Der nächste Schulstreik findet am 17. November um 11 Uhr vor dem Roten
Rathaus. Auch dieses Jahr werden die meisten der tausenden Streikenden aus
Protest gegen die schlechten Lernbedingungen auf die Straße ziehen. Die Perspektive
auf eine andere Gesellschaft, in der es einen anderen Lernzweck, als
für das Kapital verwertbar zu sein, und deshalb ein komplett anderes Lernen
gibt, stößt zunehmend auf Interesse. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der
die Menschen und nicht die abstrakte Reichtumsvermehrung im Mittelpunkt
stehen. Eine Gesellschaft, die sich international organisiert und in der Nationen,
Grenzen und Kriege nur noch in Geschichtsbüchern existieren. Uns verbindet
mehr mit jungen Menschen die sich in anderen Ländern mit den gleichen
Problemen an Schulen und Unis rumplagen müssen, als mit irgendwelchen
alten deutschen Managern. Deshalb finden die Bildungsproteste dieses Jahr
auch international statt. Außer in Berlin werden auch in Istanbul, Athen, Wien,
Kapstadt und vielen anderen Städten Schüler_innen und Studierende auf die
Straße gehen. Deshalb beteiligt euch mit euren Freunden am internationalen Schulstreik
am 17. November um 11 Uhr am Roten Rathaus.
Heraus zum Schulstreik am 17. November 2009
Ein Text der Antifaschisten Revolutionären Aktion Berlin (ARAB).
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