Siempre Antifascista 2009 |
Vom 11. bis zum 21. November finden Aktionen unter dem Motto "Siempre
Antifascista" statt. Die Aktionswochen sollen an die von Neonazigewalt betroffenen
Menschen gedenken und einen konsequenten Antifaschismus in
Jugendkulturen wieder zum Standard machen.
Vor zwei Jahren, am 11. November 2007 wurde der junge Antifaschist
Carlos Palomino in einer Madrider Metrostation von einem Neonazi erstochen.
Diese erschreckende Tat rief nach längerer Zeit die akute, lebensbedrohliche
Gewalt, die von Neonazis von Madrid bis Moskau und darüber hinaus gegen
eigens konstruierte politische, ethnische, soziale und sexuelle Feindgruppen
mit großer Brutalität ausgeübt wird, in das öffentliche Gedächtnis. Bereits
zwei Jahre zuvor, am 13. November 2005 wurde Timur Katscharawa in der
St. Petersburger Innenstadt von Neonazis erstochen.
Die neonazistische Szenen Europas rücken seit geraumer Zeit unter dem Banner
des Ethnopluralismus und der "Verteidigung kultureller Identitäten" stärker
zusammen. Europaweite Demonstrationen und Musikveranstaltungen von
rechten bis faschistischen Parteien, Organisationen und Kameradschaften werden
zu einem wichtigen Bezugspunkt der extremen Rechten. Der alljährliche,
neonazistische "Trauermarsch" im Februar in Dresden, der Rudolf-Hess-Gedenkmarsch
in Budapest im August, der "nationale Antikriegstag" im September
in Dortmund und unzählige rechte Konzerte und Feiern des internationalen, extrem
rechten Musiknetzwerks "Blood & Honour" fördern die zunehmende Vernetzung
des militanten Neonazispektrums. "Nationale Solidarität" wird nun international
propagiert. Eine rechte Kampagne solidarisiert sich mit dem Mörder des
Madrider Antifaschisten Carlos. Eine Internetplattform versucht die nationalistischen
Kameradschaften zusammenzubringen, im Namen eines "weißen Europas".
Wo Neonazis eine europaweite Vernetzungsstruktur aus Rassismus, Antisemitismus
und massiv zunehmenden Antiziganismus aufbauen, ist es Aufgabe einer breiten
antifaschistischen Bewegung, Neonazis den Boden ihrer Propaganda
zu entziehen. Eine Vernetzung antifaschistischer Bewegungen muss
stärker in den Vordergrund treten, um der wachsenden Gefahr der Faschisierung
großer Teile Europas effektiv entgegentreten zu können. Wir sehen uns
in der geschichtlichen Verantwortung, Neonazigewalt und Morde zu thematisieren
und das ignorante gesellschaftliche Klima zu bekämpfen. Wir kämpfen
gegen rechte Ideologien, in den Köpfen und auf der Straße.
Subkulturen bieten attraktive Angebote für ein Leben neben dem kapitalistischen
Alltagsbetrieb. Diverse Subkulturen begreifen sich historisch betrachtet
als antifaschistisch und antirassistisch. Daher ist es besonderer Wichtigkeit,
dass rechten und rechtsoffenen Tendenzen entschieden eine Absage erteilt
wird, um diesen Strömungen keine Möglichkeit der Verbreitung ihrer menschenfeindlichen
Ideologien zu lassen. Vor allem in der Punk- und Skinheadsubkultur,
sowie in der Hardcoreszene und im Wave/Gothic-Spektrum, kommt
es immer häufiger zu rechten Vorfällen bei Konzerten. Den vermeintlich "unpolitischen"
Subkulturen, wie in Teilen der Oi!-Szene, scheint ein Verantwortungsbewusstsein
zu fehlen, welches sich aktiv gegen faschistisches/ rassistisches,
antisemitisches und sexistisches/ homophobes Lied- und Gedankengut stellt.
Wir stellen ein mangelndes Problembewusstsein fest, das sich häufig nicht kritisch
mit Musikgruppen, Liedtexten und rechter Symbolik auseinandersetzt.
Gefährliche Mischszenen neben dem "Rechtsrock" entstehen, so genante
"Grauzonen", in denen der Spaßfaktor enorm hoch und die Kritik an subkulturell-
internen Rassismen wenig bzw. gar nicht thematisiert wird.
Diese so genannten "Grauzonen" bieten attraktive Erlebnisräume für Personen,
die einem antifaschistischen Minimalkonsens ablehnend oder sogar feindlich
gegenüberstehen und somit ein Klima erschaffen, das Ausschlussmechanismen
begünstigt und Rassismus szenefähig werden lässt oder es zu einer Privatangelegenheit
verklärt.
Dabei bedienen sich die rechten/rechtsoffenen Szeneangehörigen eines
"Extremismus-Begriffs", der seinen Fokus vor allem gegen antifaschistische
Menschen richtet und der Diskreditierung antifaschistischen Engagements
dient. Musikalisch begleitet werden diese Erscheinungen durch eine Unzahl
von Punk- und Oi!-Bands, die mit Anti-Antifa-Texten und Einstellungen diesen
Negativtrend befördern. Warum agieren rechte sowie vermeintlich
unpolitische Teile der Oi!-Szene so vehement gegen Antifas? Gerade die
klar antifaschistisch eingestellten und aktiven Teile der Subkultur und Szene
thematisieren den verharmlosenden Umgang mit rechten Strömungen, der
sich in eine Leugnung von Tatsachen und bis hin zu einem Hass auf "alles linke",
steigert, sobald Kritik an Missständen geübt wird. Statt einer konstruktiven Auseinandersetzung
mit rechten Ideologien und Subkulturen, gilt der Spaß als einziges
Bindeglied. "Saufen, Ficken, Oi!"? Unser Spaß sieht anders aus!
Termine und weitergehende Informationen unter: siempre.red-skins.de
|
|