Hausverbot für Fabian Knop
Es kommt Bewegung in die Angelegenheit um den aktiven Neonazi Fabian Knop, der als Ringer im Bucher Sportjugendclub trainiert. Am 3. September wurde darüber berichtet, dass in den Räumen des Sportjugendclub Berlin-Buch eine Person geduldet wird, die seit nun mehr als einem Jahr offen bei Aktionen der NPD und der Neonazikameradschaft „Freie Nationalisten Berlin Buch“ in Erscheinung tritt. Obwohl schon im Mai öffentlich auf das Engagement des betreffeneden Fabian Knop hingewiesen wurde, konnte dieser weiterhin an Aktivitäten des SJC Buch teilnehmen; zuletzt am 31. August diesen Jahres an den Feierlichtkeiten zum 20-jährigen Bestehen der Einrichtung.
Weder die kursierenden Hinweise antifaschistischer Gruppen, noch mehrere Wellen rechter Propaganda, die im Jahre 2013 zweimal auch die Räumlichkeiten des SJC in Mitleidenschaft zogen, veranlassten die verantwortlichen Pädagog_innen seinerzeit zum Handeln. So blieb Knop weiterhin in das Clubleben integriert und konnte fortlaufend an Kämpfen und Übungsstunden der „Bucher Ringerwölfe“ teilnehmen. Bei den „Bucher Ringerwölfen“ handelt es sich um die Ringerabteilung des hauseigenen Sportvereins SV Berlin-Buch e.V. im SJC. Benno Atorf, der Trainer der „Ringerwölfe“, wurde Anfang September ebenfalls thematisiert, weil er nicht nur Fabian Knop trainierte, sondern gleichzeitig einen Naziversand auf Facebook „likte“ und in seiner Freundesliste etwa ein halbes Dutzend Neonazis aufgeführt waren, die ihre Gesinnung offen zur Schau stellten.
Der SJC schwieg über die letzten Monate zur Personalie Knop und auch eine Anfrage, zu den neuerlichen Vorwürfen vom September, beantwortete der SJC bislang nicht.
Mitte September wurde dann der Berliner Ringerverband aktiv. Offenkundig gibt es personelle Überschneidungen zwischen dem Präsidium des Ringerverbands und der sportlichen Leitung des SV Buch, weshalb Handlungsbedarf gesehen wurde. Als Ergebnis einer verbandsinternen Auseinandersetzungen über den Fall, ließ der Ringerverband mitteilen, dass Fabian Knop mit sofortiger Wirkung aus dem SV Berlin-Buch ausgeschlossen worden sei und, dass er für die Räumlichkeiten sowohl des SJC, als auch des SV Berlin-Buch ein Hausverbot ausgesprochen bekommen habe. Auch Trainer Benno Atorf sei mit den Vorwürfen konfrontiert worden und habe sich in Konsequenz dazu „öffentlich“ von „rechtem Gesinnungsgut“ distanziert und seinen facebook-Account gelöscht. Außerdem wolle man in den kommenden Monaten als Verband ein Erklärung „gegen jede Form von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit“ [1] verabschieden.
Wir begrüßen den überfälligen Verweis des organisierten Neonazis Fabian Knop aus den Räumlichkeiten des SJC Buch und des angeschlossenen Sportvereins. Der Ausschluss aktiver und organisierter Neoanzis ist ein notwendiger Schritt, um dem Entstehen von Angsträumen für nicht-rechte Jugendliche und einer Unterwanderung kommunaler Jugendarbeit durch die rechte Szene entgegen zu wirken.
Wenn allerdings der Eindruck entstehen muss, dass es offenbar dem Einschreiten von Aüßen geschuldet ist, dass die Pädagog_innen nach Monaten der Untätigkeit zuletzt angemessen auf die Anwesenheit eines organisierten Neonazis reagierten, stellt dies ein Armutszeugnis für die pädagogische Arbeit des SJC dar. Davon abgesehen zweifeln wir an, ob die Verantwortlichen nicht bereits im Vorfeld der ersten Veröffentlichungen vom Mai diesen Jahres über Fabian Knops neonazistisches Engagement im Bilde waren. Schließlich sind Beziehungsaufbau und Kontakt zur Clientel Kernbereiche der integrativen Jugendarbeit. Fabian Knop war eben kein Gelegenheitsgast, sondern langjähriger Nutzer der Einrichtung und den dortigen „Fachkräften“ daher wohlbekannt. Dass er im Anschluss an die Hinweise vom Mai noch bis Anfang September 2013 im Jugendclub geduldet wurde, weist auf grobe Versäumnisse hin.
Auch in Bezug auf Trainer Benno Atorf bleiben nach der Löschung seines Facebookprofils und der überlieferten mündlichen Distanzierung von „rechtem Gesinnungsgut“ Fragen offen. In welchem Kontakt steht Atorf zu den Neonazis aus seinem Facebookprofil? Wie glaubhaft ist es, dass jemand ohne Weiteres einen einschlägigen Naziversand „liked“?
[1] Zur Kritik am Extremismusbegriff: "Total Extrem", Antifaschistische Linke Berlin, 2010
Chronik der Debatte: Akzeptierende Jugendarbeit im SJC-Buch
Erstveröffentlichung auf recherche&aktion am 21. September 2013
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