NW-Berlin goes Brandenburg Teil 2
Rund um Horst-Wessel-Geburtstag: Anschlag auf Flüchtlingsheim in Waßmannsdorf, Angriff und Schmierereien in Zossen, auch in Berlin Anschläge.
INFORIOT – Erst vor wenigen Wochen berichtete Inforiot über die Welle der Gewalt durch das Neonazinetzwerk„Nationaler Widerstand Berlin“ (NW-Berlin) im Brandenburger Umland. Erneut ist es in den letzten Tagen zu Angriffen und Schmierereien in Brandenburg gekommen. Erst in der vergangen Nacht griffen Nazis eine Flüchtlingsunterkunft an und unterzeichneten mit „NW-Berlin“. Die Taten ereigneten sich um den Geburtstag des SA-Mannes Horst-Wessel, für die Naziszene eine zentrale Figur, in dessen Gedenken jährlich Neonaziaktionen stattfinden.
Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Waßmannsdorf
Wie der Flüchtlingsrat Brandenburg berichtete, wurde vergangene Nacht das Flüchtlingsheim in Waßmannsdorf von Neonazis angegriffen. Die TäterInnen zerschnitten einen Zaun, verschafften sich somit Zugang zu dem Gelände und schmissen mehrere Steine und mit Farbe gefüllte Flaschen auf ein Wohnhaus. Dabei durchbrach eine Flasche eine Fensterscheibe und landete nur knapp neben einer auf dem Boden schlafenden Asylsuchenden. Außerdem wurde versucht zwei Türen zu dem Gebäude aufzubrechen, was glücklicherweise nicht gelang. Die TäterInnen hinterließen Hakenkreuze, das Kürzel „NW-Berlin“ und den Schriftzug „Rostock ist überall“. Letzterer bezieht sich auf die rassistischen Pogrome vor 20 Jahren, als in Rostock mehrere Tausend Nazis und Anwohner_innen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber_innen und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter_innen angriffen und dabei das Wohnheim in Brand setzten.
Bürgerinitative „Zossen zeigt Gesicht“ wird erneut Opfer von Neonazianschlag
Auch in Zossen hinterlässt NW-Berlin seine Spuren: Ende vergangener Woche wurde das Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Zossener Stadtpark mit Hakenkreuzen beschmiert. Das Kürzel „NW-Berlin“ stand daneben. Neben weiteren Hakenkreuzen, die in der Stadt auftauchten, wurden Stolpersteine mit schwarzer Farbe beschmiert.
In der Nacht vom 06. zum 07. Oktober wurde ein Mitglied der Bürgerinitative „Zossen zeigt Gesicht“ Ziel eines rechten Anschlags. An seine Hauswand wurde ein Hakenkreuz gesprüht, der Briefkasten gesprengt und die Eingangstür mit Steinen eingeschmissen. Die Mitglieder sehen sich seit der Gründung ihrer Bürgerinitiative im Jahre 2009 Neonaziattacken und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Traurigen Höhepunkt fand die Gewalt als das „Haus der Demokratie“ von Neonazis niedergebrannt wurde. Nach dem Verbot der Neonazigruppierung „Freie Kräfte Teltow Fläming“ wurde es ruhiger in der Kleinstadt Zossen. In letzter Zeit häufen sich jedoch die neonazistischen Aktivitäten, berichtet die Bürgerinitative.
Zunahme der Gewalt in Zossen
Ein weiteres Indiz für den Anstieg der Neonaziaktivitäten in Zossen könnte die Freilassung des Ludwigsfelder Neonazis Christoph Schack sein. Christoph Schack sowie sein Freund und Kamerad Daniel Teich, der wegen der Beteiligung an dem Brandanschlag auf das Haus der Demokratie in Zossen zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, waren führende Köpfer der 2010 verbotenen Kameradschaft „Freie Kräfte Teltow-Fläming“. Beide pflegen gute Kontakte zu dem Neuköllner Neonazi und NPD-Kandidaten Julian Beyer. Nach dem Brandanschlag auf das Haus der Demokratie wurde auch bei ihm eine Hausdurchsuchung durchgeführt, jedoch konnte ihm keine Mittäterschaft am Anschlag nachgewiesen werden. Julian Beyer wird mit mehreren Neonazianschlägen und Übergriffen in Berlin in Verbindung gebracht, jedoch wurde er mangels Beweisen oder aufgrund seiner psychischen Beeinträchtigung gerade einmal zu Sozialstunden verurteilt.
Berlin: Weitere Aktionen an Horst Wessel Geburtstag
Auch in Berlin waren von Montag zu Dienstag verschiedene Objekte Ziel vonNeonaziangriffen. In Neukölln wurde das vom linken Jugendverband „Die Falken“ betriebene Anton Schmaus Haus mit Hakenkreuzen und „NW-Berlin“ Kürzeln besprüht. Das Haus wurde vergangenes Jahr von Neonazis angezündet und erlitt einen erheblichen Sachschaden. In Reinickendorf und Spandau wurden Büros der Linkspartei mit NS-verherrlichenden Parolen besprüht und Fensterscheiben eingeschmissen. Das linke Bekleidungsgeschäft „Red Stuff“ in Kreuzberg wurde in der Nacht zum Freitag mit mehreren Hakenkreuzen und „NW-Berlin“ besprüht.
Erstveröffentlichung auf unsere Freund_innen von Inforiot am 9. Oktober 2012
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