Das Netzwerk des «Kampf der Nibelungen» in Berlin – zwischen „Tag X“, Organisierter Kriminalität und Hooliganismus
Am 6. Mai 2023 ist in der «Verti Music Hall» in Berlin, unweit der Warschauer Straße, einiges los. Breitschultrige, stark tätowierte Männer schlendern, in der Hand meist ein Bier, zwischen dem Veranstaltungsraum, dem Balkon und den Verkaufsständen hin und her. Auf dem Balkon der Event-Location wird geraucht und geredet, während auf dem Herren-WC immer wieder kleine Gruppen gemeinsam in den Kabinen verschwinden, um offenbar Kokain zu konsumieren. Der Anlass: eine Box-Gala, auf der u.a. eines der Aushängeschilder der Berliner Box-Szene in den Ring steigt. Als einer der Kämpfer, ein tätowierter Schwergewichtsboxer, ausgerufen wird, hallt es durch den Raum: „Dynamo! Dynamo!“. Sobald dieser den Saal betritt, stehen bis zu 100 Personen von ihren Plätzen auf. Schnell wird klar, dass hier jemand Besonderes in den Ring steigt. Während des Kampfes ertönen aus dem Zuschauerbereich weitere Gesänge, die eigentlich wenig mit dem Boxsport zu tun haben: „Ein Schuss, ein Tor, Dynamo!“ und „Scheiß Union!“.
Der Boxer, der hier angefeuert wird, heißt Philip Palm. Er ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der rechten Hooliganszene Berlins. Sein Anhang besteht zum größten Teil ebenfalls aus Anhängern dieses Milieus. Einer sticht aus dieser Gruppe heraus. Er motiviert den Mob zum Singen, als dieser etwa leiser wurde. Sein Name: Michael Reinhardt, zentrale Figur des Berliner «Kampf der Nibelungen»-Teams. Wie kaum ein anderer repräsentiert Reinhardt ein Milieu und Netzwerk, welches im Folgenden umfangreich skizziert wird. In diesem finden sich Personen aus der organisierten Neonazi-Szene genauso wieder, wie rechte Hooligans und Angehörige der sogenannten «Outlaw Motorcycle Clubs». Ausgehend vom «Kampf der Nibelungen»-Team in Berlin führt die Recherche über „Ackerkämpfe“ und die Geschäftswelt des BFC Dynamo, über den lokalen Stützpunkt der Neonazi-Partei «Der III. Weg» bis in die Treffpunkte und Clubhäuser des «Hells Angels MC».
Und obwohl das vorliegende Netzwerk nur begrenzt im öffentlichen Raum wahrnehmbar ist, streckt es seine Fühler in die verschiedensten Geschäfts- und Lebensbereiche aus: in die verschiedenen Kampfsport- und Fitnesszentren, in das Bau-und Sicherheitsgewerbe, in die (alternative) Clubkultur und selbstredend in die großen Fußballclubs der Hauptstadt. Es steht in seinem Organisationsgrad anderen extrem rechten Netzwerken, wie etwa dem in Südbrandenburg, in nichts nach. Als sich Journalist*innen vor kurzem dem Zusammenhang im Raum Cottbus näherten, fiel in der Bewertung immer wieder der Begriff „toxisches Gebilde“. Ein Ausdruck, den der Inlandsgeheimdienst prägte und der zwar das dort vorherrschende Problem beschreiben mag, dem Ausmaß aber eigentlich nicht gerecht wird. Anhand der hier vorliegenden Erkenntnisse muss dieses „toxische Gebilde“ als Problem betrachtet werden, das sich über den gesamten Osten Deutschlands erstreckt. Denn das folgend dargestellte Netzwerk agiert gemeinsam, von Rostock über Berlin, Cottbus und Magdeburg, bis hin nach Leipzig. Die Beschreibung müsste eher „toxisches Gebilde Ostdeutschland“ lauten.
Das «Kampf der Nibelungen-Team Berlin»
„Danke für das schöne Training“ kommentierte der Dortmunder Neonazi Alexander Deptolla ein Bild, das er im Januar 2018 auf seinem Instagram-Profil hochgeladen hatte, dazu u.a. die Hashtags „wehrhaftejugend“ und „kdnteamberlin“. Deptolla ist Führungsfigur des Neonazi-Kampfsportformats «Kampf der Nibelungen». Zu sehen ist er auf dem Bild in einem bislang unbekannten Gym mit drei weiteren (verpixelten) Personen. Einer davon ist Michael Reinhardt.
Der «Kampf der Nibelungen» (KDN) war jahrelang das größte, jährlich stattfindende Kampfsportevent der extremen Rechten in Europa. Zwischen 2013 und 2017 wurde das Event an wechselnden Orten im Westen Deutschlands konspirativ ausgerichtet und erreichte BesucherInnenzahlen im mittleren dreistelligen Bereich. Jenseits der Events entwickelte sich der KDN zur Marke, zur Plattform und zur Promotion. Der KDN ist zum Multiplikator einer sich professionalisierenden, extrem rechten Kampfsportszene geworden und schaffte es dadurch, lokalen Gruppen eine Stimme zu geben und sie zu vernetzen. Zum Zeitpunkt bereits bestens international vernetzt, fand sich der KDN mit einem Turnier im April 2018 – erstmals öffentlich beworben – im ostsächsischen Ostritz auf dem «Schild & Schwert»-Festival ein. Bilder des Events zeigen nicht nur das gewohnt pöbelnde, teils betrunkene RechtsRock-Publikum, sondern eben auch Personen mit Bezug zum Kampfsport. Auch Michael Reinhardt ist an dem Tag vor Ort. Bekleidet ist er mit einem Shirt des KDN, das nur Mitgliedern des Orga-Kreises zusteht. Er dürfte an dem Tag nicht nur einen der Kämpfenden betreut haben, sondern war auch in den Ablauf des Turniers eingebunden. Einige Monate zuvor, als der KDN im Oktober 2017 noch unter konspirativen Umständen in Kirchhundem (NRW) ausgetragen wurde, bestritt Reinhardt – Spitzname „Eule“ – einen Boxkampf gegen einen Schweizer Neonazi. Reinhardt trat dort für das «Team KDN» an, was seine Stellung innerhalb der Organisation unterstreicht. Vor Ort in Kirchhundem seien für ihn „zahlreiche Unterstützer im Publikum“ gewesen, heißt es in einem Bericht zum KDN 2017 im Neonazi-Magazin «N.S. Heute».
Der 1987 geborene Reinhardt stammt ursprünglich aus dem Berliner Raum, dürfte jedoch Anfang der 2000er Jahre nach Franken gezogen sein. Wohnhaft in Nürnberg, fiel er um 2006 mit der Teilnahme an öffentlichen und nicht-öffentlichen Zusammenkünften der lokalen Neonazi-Szene auf, nahm etwa an Aufmärschen der NPD teil und war Ordner auf Veranstaltungen der «Fränkischen Aktionsfront». Bis Mitte der 2010er Jahre und inzwischen in Fürth ansässig, gehörte er zum festen Kern der fränkischen Struktur um Matthias Fischer und dessen «Freies Netz Süd». Ende 2013 folgte er Fischer in die frisch gegründete Kleinstpartei «Der III. Weg». Kaum eine Veranstaltung verging damals im fränkischen Raum ohne die Teilnahme von Reinhardt, der sich auf Aufmärschen zunehmend als „Anti-Antifa“-Fotograf oder im Szene-Objekt in Oberprex als Security hervor tat. Strafrechtlich aufgefallen war er bis dato bereits mehrfach wegen gefährlicher und leichter Körperverletzung. Mit dem Verbot des «Freien Netz Süd» im Sommer 2014 wurde es ruhiger um Reinhardt. Nur noch selten wurde er von lokalen Antifaschist*innen auf Aufmärschen in der Region wahrgenommen. Zuletzt im April 2016, als «Der III. Weg» im bayrischen Ingolstadt marschierte. Am 1.Mai 2017 fiel er in Gera beim Aufmarsch von «Der III. Weg» als Anti-Antifa Fotograf auf. 2017 änderte sich offensichtlich sein Lebensmittelpunkt in Richtung seiner alten Heimat Berlin. Bis etwa 2021 wohnte er im Raum Wandlitz, nördlich der Stadtgrenze der Hauptstadt.
Berliner Antifaschist*innen war Reinhardt anfangs nicht aufgefallen. Bei den wenigen öffentlichen Anlässen der Neonaziszene an denen er Teil nahm, war er zudem bemüht nicht auf Fotos von Journalist*innen aufzutauchen. Erst viel später konnte begriffen werden, um wen es sich handelt und welche Bedeutung dieser für die überregionale Szene hat. Im Zusammenhang mit der Berliner Neonaziszene fiel er erstmals im Juli 2017 auf, als er am RechtsRock-Großevent «Rock gegen Überfremdung II» im thüringischen Themar teilnahm. In seiner Reisegruppe befanden sich ausschließlich Berliner Neonazis, darunter auch Sven Schmitt, genannt „Schmitte“, aus Berlin-Lichtenberg. Der Mittdreißiger hat keine nachvollziehbare „Karriere“ in der Berliner Neonazi-Szene. Seine Anwesenheit in Themar war bislang der einzige dokumentierte Auftritt im klassischen Neonazi-Milieu. Anders als bei Reinhardt, der im August 2017 am Aufmarsch in Gedenken an Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess in Berlin teilnahm. Sven Schmitt dürfte den Zugang zur organisierten extremen Rechten über Reinhardt gefunden haben. Beide wirkten schon 2017 unzertrennlich, wobei nicht klar ist über welche Aktivitäten sie sich ursprünglich kennenlernten: über den Boxsport oder über das Hooliganmilieu des Berliner Fußballclub Dynamo, kurz BFC Dynamo. Fest steht, dass beide 2017 eine Zeit lang zusammen in der «Boxbude Immertreu» in Berlin trainierten. Schmitt trainierte dort nachweislich schon 2016 gemeinsam mit Felix Witte, der auch zur Reisegruppe um Schmitt und Reinhardt zum RechtsRock-Großkonzert im Sommer 2017 in Themar gehörte und heute im Raum Hamburg lebt. Die «Boxbude Immertreu» in Berlin-Lichtenberg ist nicht als rechtes Gym bekannt. Im Gegenteil: es finden sich dort enge Verbindungen in die alternative, linke Berliner Subkultur, vor allem in die Punk- und Hardcore-Szene Kreuzbergs. Dennoch postete Schmitt noch bis Sommer 2019 Fotos von Trainings mit anderen Hooligans des BFC Dynamo aus den Räumen des Gyms. Den Zugang zu den Räumlichkeiten dürften die Hooligans über Bekanntschaften aus den Fußballszenen der Stadt erlangt haben.
Auch Sven Schmitt ist auf dem oben benannten Bild aus dem unbekannten Gym zu erkennen, welches in den sozialen Netzwerken mit „kdnteamberlin“ markiert wurde. Doch war dies bei weitem nicht das einzige Zusammentreffen, wie über Social Media ersichtlich wird. Regelmäßig reist Deptolla in die Hauptstadt, um seine Kontakte zu pflegen. Gemeinsame Abende im Restaurant u.a. mit Schmitt und Reinhardt gehören fest dazu. Andererseits sind die beiden Berliner regelmäßig zu Besuch in Dortmund. Deptolla ist – neben Malte Redeker und Henrik Ostendorf – Hauptprotagonist des KDN. Über die Jahre entwickelte er sich zum Gesicht des Formats, der Marke und Promotion, obwohl er selbst nur marginal Kampfsport betreibt. Der einzige bekannte Kampf, den Deptolla bestritt, fand im Herbst 2020 statt, im Rahmen eines Online-Streams des KDN. Der Stream war ein Versuch den KDN – trotz des faktischen Verbots der Veranstaltung in 2019 und der Pandemie ab Anfang 2020 – einer Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Während ein Teil der Kämpfe in einem von Neonazis betriebenen Gym in Thüringen aufgezeichnet wurde, fand Deptollas Boxkampf in einem Abstellraum in einem Gewerbegebiet im brandenburgischen Zossen statt – maßgeblich umgesetzt vom Berliner Netzwerk des KDN.
Gekämpft hatte Deptolla dort gegen den umtriebigen und seit etlichen Jahren aktiven Berliner Neonazi Oliver Oeltze. Die beiden kennen sich schon länger. Spätestens seit Oeltzes Zeit beim «Nationalen Widerstand Berlin» und Deptollas Engagement beim «Nationalen Widerstand Dortmund» in den 2000er Jahren. Die Strategie und das Organisationsprinzip der „Freien Kameradschaften/Freien Kräfte“ verband die beiden Gruppen zutiefst, weshalb ein reger Austausch stattfand. Die dadurch entstandene Freundschaft u.a. zu Oeltze öffnete Deptolla in Berlin viele Türen. Oeltze, der wegen brutaler Übergriffe mehrere Jahre in Haft saß, ist heute Führungsfigur des Berliner Stützpunktes der Partei «Der III. Weg».
Den Kampf zwischen ihm und Deptolla im Online-Stream 2020 begleitete Tobias Vogt aus dem brandenburgischen Strausberg als Ringrichter. Er erlangte vor allem als Sänger der RechtsRock-Band «Exzess» und als Bassist von «Die Lunikoff Verschwörung» Bekanntheit. Seit einigen Jahren gehört er außerdem dem Orga-Team des KDN an, kämpfte selbst auch schon auf Turnieren der extremen Rechten.
Als Unterstützung für Oeltzes Kampf für den Online-Stream 2020 konnte Sebastian Glaser ausgemacht werden. Der bis Mitte 2023 in Ahrensfelde, nah bei Berlin, wohnhafte Mittdreißiger ist ein langjähriger Mitstreiter von Oeltze. Einen Großteil ihrer politischen Laufbahn bestritten sie gemeinsam und Glaser ist aktuell die Nummer Zwei innerhalb der Berliner Struktur des «Der III. Weg». Sein Engagement im Kampfsport kann schon seit ein paar Jahren verfolgt werden, wie auch sein „Straight Edge“ geführtes Leben, was heute immer noch eine Seltenheit innerhalb der extremen Rechten ist. Nicht zuletzt gelangte er durch diesen Lebensstil vor nicht allzu langer Zeit zur neonazistischen Gruppierung «Wardon 21», dazu später mehr. Als Abgesandter von «Wardon 21» coachte Sebastian Glaser im Mai 2023 in Ungarn den sächsischen Neonazi Julian Menzel, als dieser dort bei der neonazistischen «European Fight Night» antrat. Das Kampfsportevent wurde vom KDN mitorganisiert und galt als Ausweichveranstaltung für die in Deutschland verbotenen Turniere.
Für Deptolla fanden sich am improvisierten Ring beim Kampf gegen Oeltze in 2020 nicht wie erwartet bekannte Dortmunder Neonazis ein. Stattdessen wurde er dort vom Berliner KDN-Team um Sven Schmitt, Michael Reinhardt und Tom Staletzki betreut. Letzterer gehörte nicht nur dem «Nationalen Widerstand Berlin» und der 2016 verbotenen «Weisse Wölfe Terrorcrew» an, sondern war u.a. mit Oeltze an dem neonazistisch motivierten, brutalen Überfall auf den alternativen Stadtteil Leipzig-Connewitz im Januar 2016 beteiligt. Zudem war er in den 2010er Jahren im Berliner Ableger der Neonazi-Kleinstpartei «Die Rechte» aktiv. Auf Aufmärschen oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen der extremen Rechten ist Staletzki seit Jahren nicht mehr gesichtet worden. Dafür nimmt er an internen Zusammenkünften teil, besuchte etwa im April 2021 – gemeinsam mit Michael Reinhardt – die Dortmunder Neonaziszene um Alexander Deptolla.
Auch Sascha Böhm ist selten öffentlich wahrnehmbar, zählt jedoch zum Netzwerk des KDN in Berlin. Der in Berlin-Hohenschönhausen wohnhafte Mittdreißiger war um 2017 der Chauffeur von Denis Kapustin, wenn dieser in Deutschland zu Vorträgen, Workshops und Kampfsport-Events eingeladen wurde. Gegenüber Außenstehenden stellte sich Böhm gar als „Manager“ des aus Russland stammenden Neonazis vor. Kapustin ist Gründer der russischen Kampfsport-Marke und Promotion «White Rex» und Wegbereiter der europäischen Neonazi-Kampfsportszene. Aktuell ist er als Anführer des extrem rechten «Russischen Freiwilligen Korps» auf Seiten der Ukraine im Kriegsgeschehen involviert. Seine jahrelange Einflussnahme auf die deutsche Neonazi-Szene macht sich nun auch im Krieg in der Ukraine bemerkbar, denn vor allem «Der III. Weg» unterstützt Kapustin und andere rechte Kämpfende kontinuierlich mit materiellen und finanziellen Spenden. Aber auch Hooligans des BFC Dynamo und Hertha BSC hatten nur wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges eine Spendensammlung initiiert. In einer Erklärung dazu hieß es Anfang März 2022, dass man hoffe, dass die Spenden – u.a. Schutzbekleidung, Helme, Medi-Kits, taktische Stiefel und Magazin-Taschen – helfen werden, um „die roten Schweine zu schlagen“.
Hooliganismus als gemeinsamer Nenner
Die zentralen Personen des «KDN-Team Berlin» – Michael Reinhardt, Sven Schmitt und Tom Staletzki – gehören seit Jahren dem aktiven Teil der Hooliganszene des BFC Dynamo an. Die Anhängerschaft des BFC Dynamo war schon zu DDR-Zeiten ein Schwergewicht der sich entwickelnden ostdeutschen Hooliganszene. Die seit den 1990er Jahren bundesweit zahlreich verübten Gewalttaten sorgten für eine überregionale Bekanntheit des sportlich mittlerweile abgeschlagenen Regionalligisten. An der Klientel in der Kurve hat sich hingegen wenig geändert. Für die Ostberliner und Brandenburger Neonaziszene scheint der Fußballclub oftmals ein gemeinsamer Bezugspunkt zu sein. Im Stadion und in den Fan-Treffpunkten findet sich dementsprechend ein breites Spektrum: rechtsoffene Personen und unorganisierte Neonazis bis hin zu Anhängern der militanten Szene, wie Mitglieder der «Hammerskin Nation» oder Kader aus «Die Heimat» (vormals NPD), deren «Junge Nationalisten» (JN) und «Der III. Weg». Rassistische und rechts-motivierte Übergriffe im Umfeld des Stadions, sowie Sprüche, Sprech-Chöre und Banner mit entsprechendem Inhalt im Stadion, sind Ausdruck dieser Melange. Dass die Hooligans des Fußballclubs ebenso eng mit der rechten Szene verwoben sind, liegt auf der Hand.
Heute sind es die Gruppen «Ostfront» und «Riot Sport» die sich im Namen des BFC Dynamo sogenannte „Ackerkämpfe“ mit anderen Hooligangruppen liefern. Dabei ergänzt sich die Klientel mit befreundeten Gruppen aus Vereinen wie Hertha BSC und dem 1. FC Magdeburg. Eine Freundschaft besteht zudem zur rechten Hooligangruppe «Lads From Stettin» des polnischen Vereins Pogón Szczecin. Darüber hinaus wird zur faschistischen Fanszene des italienischen Clubs S.S. Lazio in Rom Kontakt gehalten, gemeinsam mit den Neonazis aus der Fankurve des 1. FC Lokomotive Leipzig. Dieses um 2010 entstandene Bündnis ist unter dem Namen «Legion Germania» bekannt.
Da der BFC Dynamo bis heute keine überragende Ultrastruktur besitzt, geben die verschiedenen Hooligangruppen in der Fanszene den Ton an. Dabei vermischt sich personell einiges im Stadion: in die Jahre gekommene, inaktive Hooligans mit sporadisch aktiven Schlägern, sowie tonangebende Personen aus den aktiven „Acker“-Gruppen. Basierend auf der Auswertung von Social Media, Interaktionen und Gruppenformationen während der Heim-und Auswärtsspiele des BFC Dynamo und dank interner Berichte, ist eine Zuordnung und Einschätzung der Szene weitestgehend möglich. Daraus ergibt sich eine Analyse, die die Bedeutung und Dimension dieses Personenzusammenschlusses für das Netzwerk des Berliner Team des «Kampf der Nibelungen» erahnen lässt.
Die zentralen Mitglieder des «KDN-Team Berlin» posieren immer wieder mit interner, nicht frei verkäuflicher Bekleidung der Hooligan-Gruppe «Ostfront». Das Logo der Gruppe, welches im Stadion regelmäßig präsentiert wird, zeigt die Losung der Wehrmacht „Gott mit uns“ und die Parole „Sport Frei“. Ein Shirt der «Ostfront» trug Reinhardt auch im Ring, beim «Kampf der Nibelungen» im Oktober 2017. Im April 2018 war er dann wiederum Teil des Orga-Teams bei den Kämpfen des KDN im Rahmen des «Schild & Schwert»-Festivals in Ostritz. Zudem schien er die dort angetretenen «Ostfront»-Hooligans gecoacht zu haben, etwa Oliver Drusch aus Berlin. Der Anfang Zwanzigjährige Drusch war bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich als Anhänger der rechten Hooliganszene des BFC Dynamo bekannt. Seine Zugehörigkeit zu den «Ostfront»-Hooligans untermalte er in Ostritz mit einem Shirt der Gruppe. Ein anderer Kämpfer in Ostritz ist auch heute noch als Angehöriger der «Ostfront» ausmachbar: Hajo Barnik. Der in Berlin lebende Barnik bestritt einen ersten Kampf bereits im Mai 2014 bei der «Greifswalder Fight Night» in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Format, das bis heute von Rostocker Hooligans mitorganisiert wird. Barnik vertrat dort das Berliner Gym «Trigoon – Kampfsportschule Köpenick e.V.».
Im Stadion mischt sich «Ostfront» nur selten aktiv ins Geschehen ein. Die Gruppe sitzt meist rechts neben der überdachten Tribüne der Spielstätte des BFC Dynamo im Sportforum in Berlin-Hohenschönhausen. Auf der anderen Seite des Stadions stehen die Ultras, die sich weitaus mehr der Unterstützung ihrer Mannschaft hingeben. Der Vorteil für die Hooligans ist, dass ihr Standort direkt an den Pufferblock grenzt, der sie von den Gästefans trennt. So ist die Gruppe schnell handlungsfähig, sollte es im Stadion zu Auseinandersetzungen mit verfeindeten Fans und Hooligans kommen. Besonders bei Heimspielen gegen Vereine wie den SV Babelsberg 03 aus Potsdam oder die BSG Chemie Leipzig – beides Vereine, die für ihre antifaschistische Fanszene bekannt sind – regte sich in der Vergangenheit die Aufmerksamkeit der «Ostfront»-Anhängerschaft. Meist blieb es bei Drohgebärden, Einschüchterungsversuchen und Beleidigungen, die teils auf die politische Ausrichtung der Fans der beiden genannten Vereine abzielte.
Als der BFC Dynamo im November 2018 auswärts beim SV Babelsberg 03 spielte, versuchte das angereiste Fan-Klientel zum Treffpunkt der Babelsberger Szene zu gelangen. An diesem Versuch beteiligte sich nicht nur u.a. Michael Reinhardt, sondern auch Domenic von der Preuß, genannt „Domi“. Letzterer ist über die Grenzen von Berlin hinaus als rechter Hooligan und Drogendealer bekannt. Anfang der 1990er Jahre geboren, kam er schon im Teenager-Alter in Kontakt mit der Neonazi- und Hooliganszene Berlins. So war er im Juli 2007 Teil einer 15-köpfigen Gruppe Neonazis, die auf dem Rückweg von einem rassistischen Aufmarsch in Berlin-Heinersdorf in der Nähe des S-Bahnhofs Pankow sechs Jugendliche umstellte und körperlich angriff. Später soll sich von der Preuß dafür – wie auch die bekannten Berliner Neonazis David Gudra, Björn Wild und Kai Milde – vor Gericht verantwortet haben. Die Konstellation der Personen verweist deutlich auf das Netzwerk des «Nationalen Widerstand Berlin», aus dem viele der hier im Text genannten Personen stammen. In der Hooliganszene machte sich von der Preuß ebenfalls schnell einen Namen, schließlich soll er bereits mit 18 Jahren an „Ackerkämpfen“ teilgenommen haben. Eine erste Bewährungsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung kam 2013. Über die Jahre folgten weitere Verurteilungen, auch nach §86a Strafgesetzbuch, also wegen „Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ – ein Paragraf mit dem vor allem Neonazis immer wieder in Berührung kommen. Dazu zählt etwa das Zeigen des Hakenkreuzes oder des Totenkopfs, den einst die Waffen-SS nutzte. Symbole, die eben auch regelmäßig vom extrem rechten Klientel des BFC Dynamo genutzt werden. Aktuell kursieren etwa Sticker, auf denen der SS-Totenkopf prangt, wie auch ein Banner aus der Hooliganszene, das ebenfalls dieses Symbol zeigt, ergänzt um ein Keltenkreuz, welches in der Neonazi-Szene den „White Power“-Gedanken symbolisiert, und den Schriftzug „The White Boys“. Von der Preuß hat in den letzten Jahren nicht nur durch das Hooligan-Milieu Kontakte in die Neonazi-Szene gepflegt. Zwischen seiner Haftentlassung 2017 und seiner erneuten Inhaftierung 2021 präsentierte er sich in einem Shirt mit dem Schriftzug „Hooligan Europe“, in dem auch ein stilisiertes Keltenkreuz abgebildet ist. Das Shirt stammt von einem RechtsRock-Konzert, welches am 14. September 2019 in Kiew (Ukraine) stattfand. Auf dem Konzert-Shirt wird auch auf die dort aufgetretenen Neonazi-Bands hingewiesen, u.a. auf «Kategorie C» aus Deutschland und «Sokyra Peruna» aus der Ukraine. An dem Konzert, das vom dortigen Ableger des «Blood & Honour»-Netzwerkes mitorganisiert wurde, nahmen hunderte Neonazis aus ganz Europa teil. Auch für Kampfsport-Trainings reiste Domenic von der Preuß – zwischen seinen Haftjahren – in die Ukraine. So ist er etwa bei einem Training im Kiewer «Fight Club Ataman» zu sehen, das bekannt ist für seine Verbindungen in die Extreme Rechte – zum «Asov»-Regiment, wie auch zu «Terror Family», einer der neonazistischen Hooligangruppen des Fußballclubs Dynamo Kyjiw. Auf dem Gruppenbild, das von der Preuß in dem ukrainischen Gym zeigt, ist zudem Hans Büscher aus Berlin zu sehen. Auch er gehört zur aktiven Hooliganszene des BFC Dynamo und ist darüber hinaus in der Sicherheitsbranche tätig. Dazu jedoch später mehr.
Einer von Büschers engsten Freunden, der Berliner Richard Alte, nahm ebenfalls an dem Training in Kiew teil. „Richi“, so Altes Spitzname, sticht nicht nur durch seinen – selbst für diese Szene – stark aufgepumpten Oberkörper aus dem Netzwerk hervor, es eilt ihm auch der Ruf voraus, besonders gewalttätig zu sein. Vor allem Kokain fördert eine aggressive, enthemmte Persönlichkeit und verdrängt Schmerzen, weshalb die Droge in der Hooliganszene beliebt ist. Auch Alte stellt in den sozialen Netzwerken auffällig häufig einen positiven Bezug zum Drogenkonsum her, besucht privat regelmäßig Goa-Veranstaltungen und andere Raves. Politisch äußert sich Alte öffentlich nur selten. Zuletzt nahm er aber am 18. November 2020 in Berlin an einem «Querdenken»-Aufmarsch teil, der sich gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richtete. Tausende hatten sich damals trotz Versammlungsverbot um das Brandenburger Tor eingefunden und wähnten sich bereits in „Tag X“-Stimmung. Etliche organisierte Neonazi-Gruppen aus ganz Deutschland fanden sich damals ein, um den fantasierten Umsturz zu unterstützen, darunter auch zahlreiche Kampfsportler aus dem Umfeld des «Kampf der Nibelungen». Richard Alte befand sich an dem Tag in einer Gruppe u.a. mit Michael Reinhardt und Maik Palm.
Maik Palm, geborener Jentsch, ist Dreh-und Angelpunkt der aktiven Hooliganszene des BFC Dynamo. Der 1979 Geborene gehört zwar zur „alten Garde“ um die „Acker“-Gruppen des Fußballclubs, wirkt aber wie der Motor der Hooligan-Generation um Reinhardt, Schmitt, Alte und Co. Kaum eine Woche vergeht, in der er nicht beim Training mit den unterschiedlichen Personen dieses hier geschilderten Netzwerks festzustellen ist. Er war es auch, der noch im November 2021 Solidaritäts-Shirts für inhaftierte Hooligans über Instagram bewarb. Er selbst saß wegen des Verdachts des Handels mit Betäubungsmitteln zwischen 2014 und 2015 in Untersuchungshaft, gemeinsam mit weiteren Hooligans des BFC Dynamo und von Hertha BSC. Ende 2015 wurde er daraufhin wegen Beihilfe zum bandenmäßigen Handeltreiben mit Betäubungsmitteln zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Sein Strafregister umfasst zudem Verurteilungen u.a. wegen Körperverletzung und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Sein Brot verdiente Palm ab 2000 als Zeitsoldat, war zwischenzeitlich in Afghanistan stationiert und zuletzt bis 2012 als Hauptfeldwebel der Reserve tätig. Danach stieg er ins Bau- und Sicherheitsgewerbe ein, wo er bis heute tätig ist. Zwischenzeitlich lebte er auf der spanischen Insel Mallorca. Den Nachnamen „Palm“ nahm Maik Palm 2021 mit der Heirat seiner Partnerin an. Vermutlich hatte er diese über den eingangs beschriebenen Philip Palm kennengelernt. Maik und Philip Palm unterhielten 2022 bereits dieselbe Wohnanschrift in Berlin-Friedrichsfelde. Philip Palm konnte schon vor 10 Jahren als Angehöriger der Hooligan-Szene des BFC Dynamo ausgemacht werden. Zeitweise galt er als „Ausmacher“, d.h. er war jener, der die Kontakte zu den unterschiedlichen Hooligangruppen pflegt und in die Organisierung von „Ackerkämpfen“ eingebunden ist. Im Nachgang seines Box-Kampfes im Mai 2023, der eingangs beschrieben wird, präsentierte er sich außerhalb des Rings in Bekleidung der «Ostfront»-Hooligans.
Relevante personenbezogene Informationen zu „Ackerkämpfen“ und Hooligangruppen sind selten öffentlich einsehbar – auch aufgrund der Angst der Szene, als „kriminelle Vereinigung“ verfolgt zu werden. Denn selbst wenn die „Ackerkämpfe“ im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden, sind sie strafrechtlich als Körperverletzungsdelikte zu werten. Eher unüblich erscheint deshalb das Mitwirken von einigen Protagonisten der Berliner Hooligan-Szene in einem Musikvideo von «Brutalo 22 Brother» aus dem brandenburgischen Königs Wusterhausen. Dem Rap-Duo gehören «Analyse One» und «El Cortez» an. Vermummt und in Shirts mit dem Aufdruck „BFC Hooligans“ spielen im Video Sven Schmitt und Michael Reinhardt vom «KDN Team Berlin» sowie Philip Palm als Darsteller mit. Felix Witte – der Reinhardt und Schmitt im Sommer 2017 zum Neonazi-Konzert nach Themar begleitete – trat hingegen unvermummt auf. Die Darsteller schlagen auf Pratzen, versuchen sich im Schattenboxen oder stehen einfach nur in Pose, um im Video möglichst gefährlich zu wirken. Reinhardt präsentiert dabei eines seiner Tattoos am Oberarm, ein Motiv der russischen Neonazi-Marke «White Rex». Das Mitwirken von Neonazis im Video ist kein Zufall. Das Rap-Duo gehört schließlich zum inneren Kreis des hier dargestellten Netzwerks.
Obwohl die Protagonisten im Musik-Video nicht müde werden zu betonen, dass sie „Ostler“ sind, wurde das Video selbst nicht in einem der zahlreichen Gyms im Osten der Hauptstadt gedreht, sondern in der «Sportschule Rahn» in Berlin-Steglitz. Die Trainingsstätte ist nicht unbedingt als Location der Hooligan-Szene des BFC Dynamo bekannt, sondern wurde vielmehr von der Szene von Hertha BSC genutzt. Bindeglied scheint hier der bereits erwähnte Hans Büscher zu sein, der noch 2019 als Trainer in der «Sportschule Rahn» tätig war und zu beiden Szenen beste Kontakte pflegt. Im Musik-Video von «Brutalo 22 Brother» ist er ebenfalls zu erkennen. Darüber hinaus ist schon länger bekannt, dass die Wege zwischen den aktiven Hooligangruppen beider Vereine kurz sind. Dass die Hooligans der beiden Fußballclubs auf dem „Acker“ gemeinsame Sache machen ging bereits so weit, dass laut Insidern bei vereinbarten „Ackerkämpfen“ mit Hertha BSC teils ausschließlich bekannte Hooligans des BFC Dynamo angetreten seien.
Öffentlich wurde diese Verflechtung schon um 2015 deutlich, als auf Bannern im Stadion des BFC Dynamo u.a. die Freiheit für den inhaftierten Eric Jantzen gefordert wurde. Trotz seines jungen Alters galt der damals 23-Jährige als führendes Mitglied der rechts-offenen Gruppierung «Kaliber 030», die in der Ostkurve im Stadion von Hertha BSC bis ca. 2019 mit einer eigenen Zaunfahne zu finden war. Rund 50 Personen gehörten der Gruppe an. Heute formiert sich dieser Personenzusammenhang im Stadion oftmals hinter dem Banner der «Hertha BSC Hooligans». Eric Jantzen saß 2015 gemeinsam mit Maik Palm auf der Anklagebank, im bereits erwähnten Verfahren wegen des Handels mit Betäubungsmitteln. Damals soll Jantzen, laut Gericht, Palm als „Förderer“ empfunden haben, der nicht nur mit ihm für anstehende „Ackerkämpfe“ trainiert habe, sondern ihm auch Jobs vermittelte. Durch Palm und einen dritten Angeklagten kam Jantzen auch mit dem Geschäft der Sex-Arbeit in Kontakt. Wie Palm verdiente Jantzen zeitweise sein Geld mit dem Umbau von Wohnungen und der späteren Vermietung an Sex-Arbeiter*innen.
Neben Jantzen ist vor allem Sandro Thomas Wrembel bestens mit der Hooliganszene des BFC Dynamo vertraut. Der Amateur-Boxer war vor Jahren selbst noch Teil der aktiven Hooliganszene von Hertha BSC und hat, laut eigenen Darstellungen, um 2018 den Nachwuchs dieser Szene trainiert. Heute ist er regelmäßig im Stadion von Hertha BSC und des BFC Dynamo festzustellen. In den sozialen Medien polarisiert Wrembel nicht nur mit seiner Anbindung an diese Szene, sondern vor allem mit seinen Tattoos. So prangt auf seiner Brust der Schriftzug „Hooligans Deutschland“, ein Stück weiter darunter findet sich der Bundesadler, sowie der Slogan „Fuck Antifa“. Er habe sich das angeblich „aus keiner politischen Motivation stechen lassen“, sondern nach einem „Konflikt mit Leuten, die sich als Antifa bezeichnet haben“, erklärt er in den sozialen Netzwerken. Er wolle sich das Tattoo entfernen lassen, verspricht er im Herbst 2020. Bis heute präsentiert er das Tattoo vielfach auf den Bildern auf seinem Instagram-Kanal. „Ich bin trotzallem ein stolzer deutscher Herr Mit Eiern aus sathl und ich liebe dieses Land“ (sic!) teilte er schon im Frühjahr 2020 seinen Followern in einer Instagram-Story mit, gefolgt vom Song „Du mein Deutschland“ des extrem rechten Rappers «Chris Ares».
Wrembel spielt nicht nur im Hooligan-Milieu eine Rolle, sondern ist auch Teil der Berliner Hip Hop-Community. Er taucht regelmäßig als Darsteller in Videos des mittlerweile etablierten Rappers «Luvre 47» auf und wird explizit von dem Rapper in seiner „Special Thanks“-Auflistung genannt. Im Video „Ausgang“ von «Luvre47» und «BANGS AOB» wirkt zudem Dominic Bierwirth als Darsteller mit. Unvermummt und mit einem Shirt mit der Aufschrift „BFC Hooligans“ war er auch schon im erwähnten Musik-Video von «Brutalo 22 Brother» zu sehen. Der in Berlin-Schöneberg wohnhafte Mittzwanziger fiel in den letzten Jahren nicht nur durch die Anbindung an die rechte Hooliganszene des BFC Dynamo auf, sondern auch durch seine Freundschaften zu Akteuren von «Der III. Weg». Gemeinsam wird die Freizeit verbracht und mit verschiedenen Personen aus dem hier dargestellten Netzwerk trainiert. Im Juni 2021 konnte Bierwirth gar an einem Stand von «Der III. Weg» im Weitlingkiez in Berlin-Lichtenberg beobachtet werden.
Alte Bekannte aus der Neonaziszene der 2000er Jahre
Nicht alle Personen, die der Hooliganszene des BFC Dynamo angehören, sind als organisierte Neonazis bekannt oder haben eine lange Geschichte innerhalb dieser. Oft ist es das grundlegend rechte Weltbild, das vereint. Wieder andere konnten das letzte Mal teils vor über einem Jahrzehnt auf Aufmärschen oder ähnlichem festgestellt werden. Etwa der heute 40 Jahre alte Dirk Müller. Dieser gehörte um die Jahrtausendwende der «Kameradschaft Germania» an und wurde ab 2002 Teil der «Autonomen Nationalisten Berlin» (ANB). Die Gruppe war bekannt für ihren Fokus auf „Anti-Antifa“-Arbeit, d.h. die Bestimmung und systematische Bedrohung von Antifaschist*innen. So zirkulierten damals u.a. Sticker der ANB mit dem Schriftzug „C4 for Reds“ – C4 ist ein Sprengstoff. Auf anderen Stickern wurden vermeintliche Antifaschist*innen mit Klarnamen aufgeführt, dazu der Spruch „Wir denken an dich“. Oder man verherrlichte den Nationalsozialismus, mit Stickern wie „Pro NS zum Kampf bereit – ANB für alle Zeit“.
Nachdem es um Müller ruhig geworden ist, taucht er heute im Kern der rechten Hooliganszene um Philip und Maik Palm wieder auf. Auch, weil er mit seiner Security-Firma einigen Anhängern der Szene Jobs bietet. Sein auffällig weißer Porsche, mit dessen Nummernschild er unmissverständlich auf seine Zugehörigkeit zum „B-FC“ hindeutet, wurde auch am 13. November 2022 in der Nähe der Möllendorfstraße in Berlin-Lichtenberg parkend gesichtet, als sich dort Hooligans des BFC Dynamo mit Hooligans von Energie Cottbus eine Schlägerei liefern wollten.
In der anschließenden polizeilichen Maßnahme wurden sowohl Dirk Müller als auch der bekannte Berliner Neonazi Sebastian Zehlecke festgehalten, der nicht weit von dort in Berlin-Lichtenberg wohnhaft ist. Auch Zehlecke gehörte in den 2000er Jahren der organisierten Neonazi-Szene an und war mitverantwortlich für die Etablierung des Konzeptes der „Autonomen Nationalisten“. Zum Jahresende 2006, als der Weitlingkiez in Berlin-Lichtenberg noch als Homezone für Neonazis galt, gerieten Zehlecke und eine seiner Kameradinnen dort in eine Auseinandersetzung, wobei beide leicht verletzt wurden. Wenige Tage später meldeten sich die angegriffenen Neonazis bei der Polizei und teilten mit, dass man den Antifaschisten „Matti“ unter den Angreifenden erkannt haben will. Im Zuge der Auseinandersetzung seien die Worte „Nazischweine, wir bringen euch um!“ gefallen, weshalb das ermittelnde Dezernat nun einen versuchten Totschlag aus dem Ganzen konstruierte. „Matti“ kam in U-Haft, wurde jedoch Ende 2007 freigesprochen. U.a. Zehlecke hatte offenbar eine Falschaussage getätigt. Im Zusammenhang mit der organisierten Szene um den «Nationalen Widerstand Berlin» stach Zehlecke noch einmal im Jahr 2014 hervor, als er Teil eines unangemeldeten Aufmarsches am Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg war und dort Antifaschist*innen angriff. Dass er heute mit der aktiven Hooliganszene des BFC Dynamo trainiert und sich offenbar auch an koordinierten Auseinandersetzungen beteiligt, lässt aufhorchen.
Allianzen mit Hooligans in ganz Ostdeutschland
Das extrem rechte Hooliganmilieu des BFC Dynamo beschränkt sich jedoch nicht auf die Hauptstadt. Auch in anderen Bundesländern finden sich Strukturen, die sich dem Fußballclub verpflichtet fühlen. Etwa in Wismar in Mecklenburg-Vorpommern, wo Jens Tietze durch etliche Flaggen und Plakate in dem von ihm geführten «Crossfire Gym» seine Zugehörigkeit zum Berliner Fußballclub deutlich macht. Dass Tietze der Neonaziszene angehört, daran besteht ebenso kein Zweifel. Das auf dem Hals tätowierte Symbol der „Leibstandarte Adolf Hitler“, wie auch der SS-Totenkopf als Tattoomotiv auf der Wade versteckt er weder beim Training noch im Stadion. Tietze gehört zur rechten Hooliganszene der 1990er und pflegt bis heute Kontakte zu ehemaligen Protagonisten ebendieser. Im Gegensatz zu vielen anderen verweilt er jedoch nicht im Mythos dieser Szene, sondern nimmt am aktuellen Geschehen teil. Gemeinsam u.a. mit Jörn Grams – Neonazi-Kampfsportler und Anhänger der rechten Bremer Hooligangruppe «Nordsturm Brema» – besuchte er im März 2023 die faschistische Fanszene des S.S. Lazio in Rom. Grams war es auch, der mit Hilfe eines Strohmanns aus seinem Umfeld ab ca. 2017 versuchte die rechte Kampfsport- und Fitnessmarke «Walhall Athletik» neu zu vermarkten.
Im Herbst 2021 offenbarte sich dann auch offiziell, aus welcher Ecke die Marke nun vertrieben wird: denn um die Bekleidung erwerben zu können, wird auf den Web-Shop der Bremer RechtsRock-Band «Kategorie C» verwiesen. Auch in Tietzes «Crossfire Gym» ist ein riesiges Werbe-Banner der Marke am Ring angebracht. So verwundert es nicht, dass das Gym im Spätsommer 2023 als Kulisse für ein Musik-Video von «Hannes» diente, eine Weiterführung von «Kategorie C» durch Sänger Hannes Ostendorf. Der fast 50-Jährige Tietze, bis 2022 noch Profi-Boxer im Schwergewicht, spielte in dem Video als Statist mit, das Lied selbst trägt den Titel „KDN“. Es ist eine Hommage an den «Kampf der Nibelungen», anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Neonazi-Kampfsport-Formats.
Ein anderer Anhänger des BFC Dynamo, der sich selbst als „Alt-Hool“ versteht und im Stadion vor allem den Kontakt zur Fangruppe «79er» pflegt, ist Peter Bäumler. Er stammt aus Ronneburg im Osten Thüringens und war Jahrzehnte im Boxsport aktiv. 2022 absolvierte er endgültig seinen letzten Kampf, jedoch im Muay Thai. Gecoacht wurde er dabei von Peter Weiss vom «Fightclub Rathenow e.V.». Weiss ist seit Februar 2023 Vorsitzender des Verbands «World Boxing Council Muaythai» (WBC) im Amateurbereich in Deutschland und hat damit enormen Einfluss auf die Ausrichtung von Muay Thai im gesamten Bundesgebiet. Bäumler und seine Aktivitäten in der rechten Hooliganszene dürften Weiss bekannt sein und zwar schon länger. Bilder zeigen ihn bereits 2014 in vertrauter Runde mit dem Potsdamer Enrico Oschlies und eben Peter Bäumler. Zwei Jahre zuvor wurde Bäumler von Oschlies und BFC Dynamo-Hooligan Maik Palm gecoacht. In der Zeit trat zudem die rechte Cottbuser Kampfsport- und Streetwear-Marke «Label 23» als Sponsor von Bäumler auf. Bäumler wie auch Oschlies treten bis heute als Models für die Marke in Erscheinung. Im «ASC Ronneburg» in Ostthüringen, wo Bäumler als Headcoach aktiv ist, ist «Label 23» als Bekleidungsartikel omnipräsent. Noch bis Ende 2018 hing auch ein riesiges Werbebanner am Ring des Gyms. Mit seinen Trainings vermittelt Bäumler seit Jahren Gewaltkompetenz u.a. an bekannte Neonazis wie Daniel Steinmüller – Anhänger von «Combat 18» – oder Martin Langner, der mehrfach bei den Turnieren des KDN in den Ring stieg und heute dem inneren Kreis dieses Formats angehört.
Im März 2019 war Peter Bäumler selbst Teil einer prominenten Zusammenkunft des extrem rechten Spektrums, nämlich der Beerdigung von Thomas Haller in Chemnitz. Vor Ort bewegte sich Bäumler um eine Gruppe, die vorrangig aus Magdeburger Hooligans bestand. Diese hatten ein Grabgesteck dabei, auf dessen Schleifen nicht nur die Vereinswappen des 1. FC Magdeburg und des BFC Dynamo zu sehen waren, sondern auch ein mit „MD BFC Hools“ unterzeichneter, letzter Gruß an den verstorbenen Haller – einer Gründungsfigur der neonazistischen Hooligangruppe «HooNaRa» („Hooligans Nazis Rassisten“). Neben Bäumler gehörte der Gruppe auch Christoph Herpich an – einst Führungsfigur von «Blood & Honour» in Magdeburg, der Anfang der 2000er Jahre die Marke «Pro Violence» mit ins Leben rief. Diese hat auch heute noch in dem hier dargestellten Netzwerk Bedeutung.
Die Freundschaft der Hooligans des BFC Dynamo zu den Magdeburgern währt seit etlichen Jahren. An den „Ackerkämpfen“ beteiligt sich heute aber eher eine jüngere Generation. Bekannt ist vor allem der Mittdreißiger Dennis Schuster aus Magdeburg, der vor rund zehn Jahren im Mixed Martial Arts seine Karriere begann, gecoacht u.a. vom extrem rechten Profi-Kämpfer und Hooligan Hendrik Oschmann. Aktuell pendelt Schuster zwischen Berlin und Magdeburg. Vor einigen Jahren schon fand er den Kontakt zur Hooliganszene des BFC Dynamo. Heute nimmt er regelmäßig an den Trainings in Berlin und in Potsdam teil, reist mit den Berliner Hooligans zu Spielen von Pogón Szczecin und besucht etwa mit Philip Palm und Hans Büscher Spiele von Hertha BSC. Schuster ist trotz seiner Vita als Anhänger des 1. FC Magdeburg keineswegs randständig, sondern mittendrin im aktuellen Geschehen um die Hooliganszene des BFC Dynamo.
Das bewies er auch mit der Teilnahme an einem sehr speziellen Training, das im Mai 2022 in den Räumen von «MMA Rostock» stattfand. Denn dort trainierten Hooligans aus Rostock, u.a. Philipp Burmeister und Roman Beltchikov – bekannteste Mitglieder der rechten Hooligan-Gruppe «Nordische Wut» – zusammen mit einer Handvoll Hooligans des BFC Dynamo, darunter Hans Büscher, Richard Alte, sowie Philip und Maik Palm. «MMA Rostock» ist eng mit dem «Hells Angels MC» verbunden, besonders mit den lokalen Ablegern «Baltic Coast» und «Rostock». Letztem gehören Neonazis wie Mirko Appelt und Felix Bliesener an, während Steven Kitzing – Coach bei «MMA Rostock» und Model für die rechten Marken «Label 23» und «Pro Violence» – laut eigenen Darstellungen dem Charter «Baltic Coast» angehörig ist. Appelt und Bliesener, der eine Zeit bei «MMA Rostock» trainierte, pflegen wiederum Freundschaften in die organisierte Neonazi-Szene, (sichtbar) vor allem zu Alexander Deptolla vom «Kampf der Nibelungen». Die Kreise schließen sich auch hier schnell.
Grund für das Training der verschiedenen Hooliganszenen bei «MMA Rostock» im Mai 2022 war vermutlich der Aufbau einer noch recht frischen Allianz der beteiligten Gruppen bei anstehenden „Ackerkämpfen“. Die Rostocker Hooligan-Gruppe «Nordische Wut» war schließlich schon länger nicht mehr sichtbar aktiv. Vermutlich auch wegen der Ermittlungen und der Verhaftung von Führungsfigur Roman Beltchikov im Frühjahr 2021 wegen Drogenhandels in nicht geringer Menge. Er hatte in den Jahren zuvor Kiloweise Kokain, Marihuana und andere Betäubungsmittel für den Weiterverkauf nach Rostock liefern lassen, von keinem geringeren als Domenic von der Preuß aus der Hooliganszene des BFC Dynamo. Gegen «Nordische Wut» liefen zudem zwischen 2017 und 2019 Ermittlungen hinsichtlich der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Allianz zwischen Rostocker und Berliner Hooligans ließ sich Ende November 2022 feststellen. 24 Personen eines ebenfalls neuen Zusammenschlusses Oldenburger und Aachener Hooligans hatten sich einen Kampf gegen 24 Hooligans vom FC Hansa Rostock geliefert. Später wurde auf einer Plattform der Szene in den sozialen Netzwerken festgestellt, dass für Rostock Personen aus dem «Block 9a» bei dem Kampf mitgemischt hätten. «Block 9a» ist eine Fankurve im Rostocker Ostseestadion, in der sich seit circa 2019 auch ein Teil von «Nordische Wut» regelmäßig einfindet. Die Kurve fällt immer wieder mit ihrer Nähe zur rechten Szene und u.a. homofeindlichen Bannern auf. Im «Block 9a» steht seit 2019 auch die Gruppe «Wandalen». Diese scheint aktuell beste Verbindungen zur Hooliganszene des BFC Dynamo zu pflegen, denn beim besagten „Ackerkampf“ gegen Oldenburg und Aachen Ende 2022 kämpften auch Hans Büscher und Richard Alte auf Seiten Rostocks. Bilder in den sozialen Netzwerken zeigen Alte zudem privat auf einer Feier der «Wandalen», beim besagten „Ackerkampf“. Ende 2022 trugen Büscher und Alte mutmaßlich Shirts der «Wandalen». Die 2019 gegründete Rostocker Hooligan-Gruppe ist offenbar ein Nachfolger der «Nordischen Wut».
Exkurs: «Der III. Weg» und «Wardon 21» als ideologisches Standbein
Verbindungen der Hooligans des BFC Dynamo zum Berliner Stützpunkt von «Der III. Weg» gibt es zahlreiche. Engster Kontakt zur Kleinstpartei ist der Neonazi Larsen Aslan. Er gilt als Fußsoldat und fehlt demnach seit Jahren selten bei Aufmärschen oder Info-Ständen der Partei in der Hauptstadt. Außerdem versucht dieser sich neuerdings vermehrt als Anti-Antifa Fotograf bei linken Demonstrationen.
Einen solchen (öffentlichen) Aktivismus sucht man aktuell bei David Linke hingegen vergeblich. Der Gerüstbauer gehörte in der Gründungsphase von «Der III. Weg» in Berlin zur Führungsspitze und war bei Aufmärschen im gesamten Bundesgebiet an führender Stelle in den Ordnerdienst eingebunden. Er ist über 10 Jahre in der Berliner Neonazi-Szene aktiv, scheint zur Zeit aber vor allem über seine Freizeitaktivitäten die Kontakte in die Szene zu pflegen. Wichtiger Fixpunkt ist dabei auch das Hooliganmilieu des BFC Dynamo, zu dem sich Linke selbst zählt. Wie Aslan präsentiert er sich privat in Szene-Bekleidung, etwa mit einem „White Lives Matter“-Shirt, wobei das „h“ stilistisch in Frakturschrift gehalten ist, so wie es in Motiven der Hooliganszene weltweit genutzt wird. Der Slogan „White Lives Matter“ wird international von der extremen Rechten als rassistische Antwort auf die „Black Lives Matter“-Bewegung genutzt. Diese erlangte weltweit Aufmerksamkeit, nachdem der Schwarze George Floyd in den USA von einem Polizisten getötet wurde.
Der Ableger der neonazistischen Kleinstpartei «Der III. Weg» ist vor allem in den östlichen Randbezirken Berlins aktiv. Das kommt daher, dass ein Großteil der Aktiven aus ehemaligen oder im Zerfall befindlichen Neonazi-Strukturen der Hauptstadt hier wieder zusammenfindet. So ließ sich ein beträchtlicher Teil des «Nationalen Widerstand Berlin» in der Parteistruktur einsammeln bzw. reaktivieren. Die Inaktivität der Berliner NPD – u.a. durch den Wegzug von Sebastian Schmidtke – und der Zuzug von jüngeren Neonazis aus dem Raum Märkisch-Oderland sorgten ab 2022 für einiges an Aufwind bei «Der III. Weg». Zuletzt konnten zudem die einstigen ProtagonistInnen der «Jungen Nationalisten» aus dem Norden Berlins als Anhängerschaft der Kleinstpartei ausgemacht werden. Darüber hinaus gelingt es der Partei als einziger neonazistischer Organisation Berlins aktuell, erfolgreich Jugendliche anzusprechen und in die Struktur zu integrieren. Die öffentlich wirksamen Aktionen in Berlin und Umland fallen bisweilen eher verhalten aus und führen auf die Fleißarbeit einer abzählbaren Größe von AnhängerInnen zurück. Und doch stellt der ideologische Unterbau und die nach innen gerichtete Arbeit der Partei eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Die Partei befindet sich nach wie vor im Wachstum, wobei bekannte GewalttäterInnen scheinbar diszipliniert werden und der Versuch unternommen wird, diese mit bewegungsnahen Neonazis zu vereinen. Die Parteiarbeit ist dabei keine reine Freizeitbeschäftigung, sondern bestimmt den Alltag.
Während die rechte Hooliganszene des BFC Dynamo die Öffentlichkeit weitgehend scheut und eine eher lose Organisationsform darstellt, ist die straffe Kader-Organisation von «Der III. Weg» der genaue Gegenentwurf. Mitglieder der Partei sind ständiger Beobachtung ausgesetzt und können nicht so einfach an Trainings bekannterer Gyms teilnehmen. Sie sind immer davon bedroht, dass ihre Aktivitäten aufgedeckt werden. Auch aus diesem Grund wurde die «AG Körper & Geist» innerhalb der Partei gegründet. Die Mitglieder dieser „Arbeitsgruppe“ trainieren nicht dafür, irgendwann im Wettkampfsport aktiv zu werden, sondern verfolgen das Ziel, ihre Mitglieder für den „Tag X“, den Tag des politischen Umsturzes, fit zu machen. In den Trainings wird im militärischen Drill Kampfsport mit Eigenkraft-Übungen kombiniert. Dazu kommen Unternehmungen wie Leistungsmärsche, die oftmals in militärischen Outfits ausgetragen werden. Im Vergleich zu anderen, parteiähnlichen Strukturen setzt «Der III. Weg» seit vielen Jahren schon auf körperliche Ertüchtigung.
Oliver Oeltze und Sebastian Glaser – die einen Teil des «KDN Team Berlin» ausmachen – sind im Berliner Ableger die treibenden Kräfte der „Arbeitsgruppe“. Nicht nur aufgrund ihres Alters, sondern vor allem durch ihr jahrelang gepflegtes Netzwerk innerhalb der Szene, im In- und Ausland. Dabei scheint Glaser sich immer weiter zu profilieren, besonders durch sein Mitwirken bei «Wardon 21». Diese Gruppe ist eine der wichtigsten Unterstützer des «Kampf der Nibelungen» und gab der neonazistischen Kampf- und Kraftsportszene ihren ideologischen Rahmen. «Wardon 21» predigt eine „Straight Edge“-Lebensführung, wie man sie aus der progressiven linken Subkultur der 1980er und 1990er Jahre kennt. Ihr gehören aktuell bis zu fünfzehn Mitglieder an, verstreut im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus. Den Kern bilden seit Anbeginn Neonazis aus Südthüringen, sowie Heiko Drews aus Spremberg in Brandenburg und Manuel Eder aus Österreich. Als eine Art „Anwärter“ der Gruppe gelten aktuell Sebastian Glaser und Jeffrey Malec aus dem Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg. Der Mitte der 1990er Jahre geborene Malec ist als Teilnehmer von Szene-Events wie etwa dem Kampfsport-Turnier «Tiwaz» 2019 bei Zwickau und dem «Ausbruch60»-Marsch in Ungarn bekannt. Bei Aktionen und Aufmärschen von «Der III. Weg» ist er außerdem regelmäßig zugegen, wie auch sein engster Mitstreiter Ole Pomierski aus dem Landkreis Barnim, nordöstlich von Berlin. Pomierski ist noch ein paar Jahre jünger als Malec und wird aktuell an «Wardon 21» herangeführt.
Mit Patrick Plepla, der lange Zeit im Umland von Hanau in Hessen lebte und aktuell im Raum Kaiserslautern wohnhaft ist, unterhält «Wardon 21» seit neuestem auch einen Kontakt in den Südwesten Deutschlands. Plepla ist Trail-Runner und trainiert u.a. im Kampfsport-Gym «Nunquam Retrorsum» in Waldfischbach-Burgalben. Plepla nahm Anfang September 2023 an einem Training des Berliner Ablegers von «Der III. Weg» teil. Angeleitet von Glaser und Oeltze trainierte er mit deutschen, französischen und polnischen Neonazis im Kissingen-Stadion in Berlin-Pankow. Und auch hier sticht die Verbindung zum rechten Hooliganmilieu ins Auge, denn die Teilnehmenden aus Polen sind mit ihrer Gruppe «Nacjonalistyczny Szczecin» eng an die Hooligans von Pogón Szczecin angebunden, die bekanntlich mit den Hooligans des BFC Dynamo befreundet sind.
«Wardon 21» und die Berliner Struktur von «Der III. Weg» traten allerdings schon früher gemeinsam öffentlich in Erscheinung. Nämlich im Musik-Video zum Song „Kombaatologie“ des Rappers «Kombaat». Hinter diesem Pseudonym steckt der erwähnte Manuel Eder, der als Initiator von «Wardon 21» gilt. Eder ist Multi-Funktionär der Szene und vor allem durch sein Wirken bei der NS-Hardcore-Band «Terrorsphära» bekannt. Die Band sticht mit ihrer Aufmachung, Produktion und dem musikalischen Können der Mitglieder aus diesem Genre des RechtsRock deutlich heraus und erreicht Personen über die Neonaziszene hinaus. Sie ist faktisch der Soundtrack zum «Kampf der Nibelungen» und ikonisch für die extrem rechte Kampfsportszene. Mit Philipp Liebetrau aus Thüringen am Bass, Manuel Eder als Gitarrist und seit neuestem Heiko Drews als Sänger gehört die Mehrheit der Band zu «Wardon 21». Nicht nur geografisch entsteht außerdem mit dem neuen Gitarrist Daniel Köhring aus Fredersdorf-Vogelsdorf in Brandenburg eine weitere Verbindung zum hier skizzierten Netzwerk. Denn Köhring ist auch Gitarrist bei „Exzess“. Am Schlagzeug sitzt bei «Terrorsphära» seit 2019 Erik Rothe. Auch er gilt ideologisch als Hardliner und wohnt im einschlägig bekannten Neonazi-Wohnprojekt „Zum Thingplatz“ in Allstedt-Sotterhausen in Sachsen-Anhalt. Im Objekt, das von Enrico Marx und Judith Rothe (Erik Rothes Mutter) aufgebaut wurde, soll sich auch der Probenraum von «Terrorsphära» befinden. Auftritte der Band sind aktuell eher ungewiss, da Manuel Eder seit Ende Oktober 2023 in Österreich in Untersuchungshaft sitzt, aufgrund der dort geltenden Gesetze hinsichtlich „nationalsozialistischer Wiederbetätigung“.
Das besagte Video von Eder als Rapper «Kombaat» gilt aktuell als Vorlage für Solidaritäts-Bekundungen aus der Szene. Er sei „in seinem gesamten Sein ein Leuchtturm und absolutes Vorbild für die deutschsprachige Jugend“, heißt es in einer dieser Bekundungen im Netz. Im Video selbst, welches im November 2022 veröffentlicht und an den Fitness-Geräten in unmittelbarer Nähe zu einer Kindertagesstätte in Berlin-Hellersdorf gedreht wurde, erkennt man einige Personen des hier dargestellten Netzwerks, wie Oliver Oeltze, Sebastian Glaser, Jeffrey Malec, Larsen Aslan und Tobias Vogt. Aber auch Neonazis, die vormals in anderen Strukturen ihre politische Heimat hatten und aktuell bei «Der III. Weg» aktiv sind, wirkten mit. Etwa Christian Schmidt aus Berlin-Buch und Andrew Stelter, beide einst NPD-Funktionäre, sowie Andreas Thomä und Roland Scholz, die beide im NPD-nahen «Nationalen Widerstand Berlin» organisiert waren. Dazu gesellte sich im Video und für Promo-Fotos eine ganze Riege junger Neonazis, die vor ein paar Jahren u.a. der «Division MOL» angehörten, nun aber Teil der «Nationalrevolutionären Jugend», der Jugendorganisation von «Der III. Weg», sind. Dazu gehören Malwig Stelter, Erik Storch, Franz Richard Schrandt, Thore Ondrusch und Lev Lysenko. In einem nur kurze Zeit nach dem Musik-Video veröffentlichten Werbevideo der Neonazi-Kampfsportmarke «Resistend Sportswear» wirkte abermals ein Teil dieses Personenkreises mit, darunter Tobias Vogt, Oliver Oeltze, Malwig Stelter und Thore Ondrusch.
Körperliche Ertüchtigung ist den Heranwachsenden nicht neu. Unter Andrew Stelter trainierten sie schon längere Zeit ungestört im «Boxclub Strausberg», im östlichen Berliner Umland, bis der Club am Konflikt um den extrem rechten Trainer schließlich zerbrach. Hinsichtlich Ondrusch schließt sich der Kreis zur Hooliganszene des BFC Dynamo erneut. Er gehört seit 2022 der «Ostfront» an und nimmt regelmäßig an den Trainings der Hooligans teil, auch bei befreundeten Gruppen im nahen Polen. Im Mai 2023 war Ondrusch außerdem Teil einer größeren Delegation Berliner Hooligans, darunter auch Michael Reinhardt, Maik Palm und Richard Alte, die ein Spiel von Pogón Szczecin besuchten. Ondruschs Kameraden Franz Schrandt, Malwig Stelter und Erik Storch sind zwar (noch) nicht Teil der aktiven Hooliganszene des BFC Dynamo, besuchen aber regelmäßig die Spiele des Viertligisten. Im Juli 2023, bei einem Freundschaftsspiel des BFC Dynamo gegen Hertha BSC im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark in Berlin-Prenzlauer Berg, präsentierte sich Storch im Shirt des «Kampf der Nibelungen» .
Neben seinen Aktivitäten beim BFC Dynamo und bei «Der III.Weg» versucht sich Franz Schrandt seit kurzem zudem in der Welt der „Outlaw Motorcycle Clubs“. Erst im Sommer 2023 tauchten Bilder von ihm auf, die ihn in Lederweste zeigen. Darauf Aufnäher, die ihn als Anwärter der Gruppe «Kommando 7 Eastdistrict» auszeichnen. Die rocker-ähnliche Gruppierung aus Brandenburg versteht sich als Unterstützer des «Gremium MC East District» in Bad Freienwalde. Dem «Kommando 7 Eastdistrict» gehört auch Steven Koek an, der ebenfalls in der rechten Fanszene des BFC Dynamo beheimatet ist. Mit der Gruppe «Bündnis deutscher Hools» führte er um 2015 mehrfach in Berlin Aufmärsche durch, die in der Szene allerdings oft belächelt wurden. Im August 2015 war er ebenfalls an einer versuchten Brandstiftung an einer Unterkunft für Geflüchtete in Berlin-Marzahn beteiligt. Heute verdingt sich Koek nicht nur in der Rockerszene, sondern ist außerdem als Security bei Spielen von Hertha BSC im Olympiastadion zu finden.
Auch beim langjährigen Neonazi und heute Angehörigen von «Der III. Weg», Andreas Thomä, durchmischen sich die Subkulturen. Gemeinsam mit seinen (politischen) Wegbegleitern David Linke und Oliver Oeltze, fiel er schon vor über zehn Jahren als „Anti-Antifa“-Aktivist auf, fertigte in dem Zusammenhang Fotos von politischen Gegner*innen und wirkte so an damals zirkulierenden „Feindeslisten“ mit. Mit Oeltze und Linke bewegte er sich zudem früh im Unterstützerkreis der rechten Hooliganszene des BFC Dynamo. Das Alleinstellungsmerkmal Thomäs – auch heute noch – ist sein Wirken in der Graffiti-Szene. Bereits Anfang der 2010er Jahre war er Teil der «NSBA-Crew» (Abkürzung für «Nationale Sozialisten Bundesweite Aktion»). Eine extrem rechte Graffiti-Gruppe, deren moderner, jugendkultureller Habitus der Etablierung der „Autonomen Nationalisten“ helfen sollte. Die lose strukturierte Sprüher-Crew war einer der wenigen Gruppen innerhalb der Neonazi-Szene, die ihr Handwerk verstand und dadurch ansprechend wirkte. Bis heute ist Thomä als Sprüher aktiv und ist für einen Großteil der neonazistischen Graffitis in Marzahn-Hellersdorf verantwortlich.
Bundesweite Aufmerksamkeit erlangte er in der Neonaziszene im Herbst 2019 mit einem gesprühten Bild in Solidarität mit dem faktisch verbotenen «Kampf der Nibelungen». Der dafür genutzte Spot befindet sich auf einem weitläufigen Spielplatz an der Zossener Straße im Berliner Stadtteil Marzahn-Hellersdorf. Dort entstand schon 2016 ein Gedenk-Graffiti für den SA-Mann Horst Wessel. Ein Foto, auf dem das Wandbild umstellt von 10 Vermummten zu sehen ist, wurde damals auf Social Media geteilt, dazu der Kommentar „Tribute from BFC Berlin hools“ (sic!). Der Spot ist bei Thomä und seinen Mitstreitern bis heute beliebt. Ein Großteil der Gruppenfotos des Berliner Stützpunkts von «Der III. Weg» entsteht dort, immer mit einem dem Anlass entsprechenden neu gesprühten Graffiti: Solidaritäts-Bekundungen, Aufrufe zu Aktionen und Aufmärschen oder Drohgebärden gegen den politischen Gegner. Zwar gibt es im Berliner Osten mehr Personen als nur Thomä, die eine Schnittmenge zur Sprüher-Szene aufweisen, bekannt sind vor allem aber seine Aktivitäten, die hauptsächlich der politischen Propaganda im öffentlichen Raum dienen sollen.
Trainings von NPD, AfD und «Identitäre Bewegung» – ein Auswuchs des KDN
Eine der Grundideen des «Kampf der Nibelungen» ist, dass sich bundesweit Neonazis in Trainingsgruppen, sogenannten „Kampfgemeinschaften“, zusammenfinden. Nur wenige dieser Gruppen sind so beständig, dass sie mit eigenem Namen auftreten und gar als engste Unterstützer des KDN erachtet werden müssen. Häufiger sind solche Gruppen lose, und dennoch verbindlich strukturierte Zusammenhänge, deren Trainings meist unter konspirativen Umständen ausgetragen werden. Der KDN rief schon vor Jahren dazu auf, sich bei ihnen zu melden, damit einzelne Personen und Trainingsgruppen miteinander vernetzt werden können.
2021 konnte so ein Zusammenhang in Berlin dokumentiert werden. Mehrfach und spektrenübergreifend fanden sich auf einer Sportanlage in Berlin-Weissensee Neonazis zu Kampfsporttrainings ein. Einige Teilnehmende wirken heute im hier beschriebenen Netzwerk, vor allem im Zusammenhang mit dem Stützpunkt von «Der III. Weg» mit. Nachdem der «Nationale Widerstand Berlin» ab Mitte der 2010er Jahre immer mehr an Bedeutung verlor und sich letztlich selbst auflöste, widmete sich ein Teil der Szene dem subkulturellen Bereich, andere verstärkten ihr Engagement bei «Der III. Weg» und wieder andere kochten ihr Süppchen, teils auf Sparflamme, bei den «Jungen Nationalisten» (JN).
Zur letzten Gruppe gehörten vor allem Christian Schmidt und Fabian Knop, die beide im Berliner Nord-Osten leben. Offenbar genügte den Beiden die JN als politisches Werkzeug nicht mehr, denn ab spätestens Frühjahr 2022 wandten sich Knop und Schmidt der Kleinstpartei «Der III. Weg» zu. Vor allem hinsichtlich der Gemeinschaftsarbeit und dem Sportangebot hat diese in Berlin aktuell mehr zu bieten als die verstaubte Ex-NPD. Während Knop schon Anfang der 2010er Jahr im Ringsport-Verein «Bucher Ringerwölfe» aktiv war, fand der Kraft- und Kampfsport bei Schmidt spätestens mit der Popularität des «Kampf der Nibelungen» ab 2018 Einzug. So fing er an, sich in den sozialen Netzwerken als Sportler darzustellen, immer mit KDN-Bezug, schaffte sich eine Hantelbank an und folgte dem allgemeinen Szene-Trend, sich im Kreis der Kameraden im Kampfsport zu betätigen. Aus den Trainingseinheiten in Berlin-Buch folgte dann 2021 der Versuch, regelmäßig spektrenübergreifende Kampfsport-Trainings im Sportkomplex Rennbahn in Berlin-Weissensee zu veranstalten. Heute ist Schmidt vollends in die Partei und deren «AG Körper & Geist» integriert und gilt damit als Unterstützer des Berliner Ablegers des KDN. Aktuell trainiert er vor allem im Langstreckenlauf, will an Marathons teilnehmen. Trainingspartner ist dabei u.a. Sebastian Glaser, der mit Oliver Oeltze das ideologische Standbein des «KDN Team Berlin» bildet.
Neben Schmidt und Knop fanden sich zu den Trainings 2021 auf der offen zugänglichen Sportanlage in Berlin-Weissensee Personen ein, die aus den Reihen der «Identitären Bewegung» stammen und später teils Karriere bei der AfD und deren Jugendbewegung «Junge Alternative» gemacht haben. Auch Mitarbeiter der extrem rechten Zeitschrift «Compact» nahmen an den Trainings teil. Etwa Mario Müller, der heute bei einem Bundestagsabgeordneten der AfD beschäftigt ist und die Jahre zuvor in Halle a.d. Saale (Sachsen-Anhalt) mit der Gruppe «Kontrakultur» die inhaltliche Ausrichtung des identitären Wohnobjekts «Flammberg» mitbestimmte. Bei den Trainings soll Müller eine leitende Funktion gehabt haben. Einer seiner Kollegen bei «Compact» ist Roy Grassmann, der ebenfalls Teil dieser Trainingsgruppe in Berlin-Weissensee war. Grassmann stammt aus der Neonazi-Szene im brandenburgischen Bernau, nordöstlich von Berlin. Dort war er vor einigen Jahren noch für die NPD und in der Kameradschaftsszene aktiv, bis er mehr und mehr Gefallen an rechter Meta-Politik fand und seinen Fokus auf extrem rechtes Verlagswesen und Medienprojekte legte. So landete er schließlich bei «Compact», wo heute als Experte für „Outdoor & Survival“ geführt wird, Erfahrungsberichte schreibt und Videos dreht. Seit über fünf Jahren ist Grassmann in verschiedenen Gyms in Berlin und Brandenburg, meist bei Seminaren und Sparringstreffen zu finden. 2019 war er regelmäßig in einem bislang unbekannten Gym anzutreffen. Bilder der Trainings zeigen eine Hand voll älterer Männer, teils in Shirts des «Kampf der Nibelungen». Dort wurde Grassmann scheinbar auch für seinen ersten Wettkampf im Kickboxen trainiert, den er im November 2019 im Rahmen des «43. Märkischen Fight-Day» in Groß Köris, südlich von Königs-Wusterhausen in Brandenburg, absolvierte.
Bei den Trainings im unbekannten Gym, das mutmaßlich im Berliner Westen seinen Sitz hat, sowie auch an Grassmanns Kampf in Groß Köris, nahm auch Guido Spahn teil. Er stammt wie Grassmann aus Bernau und gehört seit einigen Jahren der rocker-ähnlichen Neonazi-Gruppe «Barnimer Freundschaft» an. Diese war vor rund fünf Jahren vorrangig für ihr Engagement innerhalb der Organisation von RechtsRock-Konzerten in Ostdeutschland bekannt. Am «Kampf der Nibelungen» im Oktober 2018 im sächsischen Ostritz nahm eine Delegation der «Barnimer Freundschaft» aber ebenso teil, darunter Spahn und das führende Mitglied Marcel Zech. Dieser coachte zuletzt auch einen Kämpfer auf der neonazistischen «European Fight Night» in Ungarn im Mai 2023.
Nach dem Kickbox-Debut Grassmanns im November 2019, war Spahn ebenfalls Teil der Trainingsgruppe im Sportkomplex Rennbahn in Berlin-Weissensee, sowie ein weiteres, unbekanntes Mitglied der «Barnimer Freundschaft». In der Zeit nutzte Grassmann für Kickbox-Trainings auch eine Trainingsstätte in Nauen (Brandenburg), westlich von Berlin: den «Kraftakt Fitnessclub». Seit 2022 steht dieses jedoch unter neuer Leitung, die Grassmann jedoch sicher nicht den Zugang zu den Räumen verwehren würde. Schließlich ist Clemens Keune der neue Leiter des Gyms, der 2019 überregional in der Presse auftauchte. Damals war er als Lehrer an einer Oberschule in Hennigsdorf, Landkreis Oberhavel, tätig, wurde jedoch im November 2019 von der Schulbehörde außerordentlich gekündigt. Der Grund dafür war, dass er ein Jahr zuvor bei einem Schulsportfest seinen Oberkörper entblößt hatte. Dieser ist wiederum mit NS-verherrlichenden Tattoos übersät, etwa mit der Losung der Waffen-SS.
Roy Grassmann ist mindestens über die sozialen Netzwerke mit einigen Personen des hier dargelegten Netzwerks verbunden. So finden sich unter Bildern Grassmanns Kommentare von Thore Ondrusch und Christian Schmidt. Durch den Kampf- und Kraftsport lässt sich aufeinander Bezug nehmen, denn die sportliche Betätigung ist niedrigschwellig und bedarf keiner ideologischen Grundsatzdiskussion. Ob klassische Neonazi-Szene wie «Der III. Weg», moderne extrem rechte Gruppen wie die «Identitäre Bewegung» und «Junge Alternative» oder die Hooligans des BFC-Dynamo: den Grundton bestimmen konservative bis faschistische Wertevorstellungen, Konzepte des „Mann gegen Mann“ und die Annahme, dass es „kein Leben ohne Kampf“ gäbe. Diese Grundfesten sorgen dafür, dass das vorliegende Netzwerk auf rund ein Dutzend Gyms und Trainingsräume zugreifen kann – innerhalb und außerhalb Berlins. Es ist damit in der Lage, sich körperlich für den politischen Umsturz, den „Tag X“ vorzubereiten.
Das Netzwerk ist jederzeit abrufbar
Die bisherigen Darstellungen zeigen, dass nicht alle Personen immer überall oder gar zeitgleich miteinander verbandelt sind. Zudem ist erkennbar, dass es durchaus eine Zweiteilung des Personenkreises gibt, welcher dem «Kampf der Nibelungen – Team Berlin» zugerechnet wird. So bewegen sich etwa Sven Schmitt, Michael Reinhardt und Tom Staletzki primär in der (rechten) Hooliganszene des BFC Dynamo, während Oliver Oeltze und Sebastian Glaser vor allem durch ihre Aktivitäten bei der Partei «Der III. Weg» in Erscheinung treten. Diese voneinander getrennt zu betrachten ist falsch. Die Vielzahl an Überschneidungen zeigt, dass ein regelmäßiger Austausch zwischen den hier dargestellten Protagonisten besteht. Das Persönliche und Politische verschmilzen dabei. Teils kennen sich Einzelne aus dem Zusammenhang seit über 20 Jahren und haben deshalb ein immenses Vertrauen zueinander. Jederzeit ist eine gegenseitige Unterstützung abrufbar. Verbindendes Element aller bislang genannten Personen des «KDN-Team Berlin» ist nämlich vor allem die Gewalt. Angelernt im politischen Kontext und professionalisiert im Kampfsport, wird sie bei den Genannten aktuell unterschiedlich forciert oder angewandt: bei den einen explizit im Hinblick auf den viel beschworenen Tag des politischen Umsturzes („Tag X“), bei den anderen mit Fokus auf die Dominanz innerhalb der Hooliganszene, im vermeintlich unpolitischen Rahmen sportlicher Wettkämpfe. Dem bis hierher skizzierten Netzwerk gehören weitaus mehr Personen an. Vor allem die «Ostfront»-Hooligans können auf ein viel größeres Personenpotential zurückgreifen, als hier dargelegt. Doch nicht jeder der Anhänger ist innerhalb der extremen Rechten aktiv oder spielt für das Netzwerk eine so unverzichtbare Rolle, so dass einige Personen hier nicht aufgeführt werden.
Gyms & Trainer in Berlin – die Ermöglicher
Ähnlich wie in der Hooliganszene Berlins sind auch im Trainingskontext nicht alle Personen miteinander eng verbunden oder Teil der Neonaziszene. Die nun folgenden Sportstätten sind nicht automatisch „rechts“, weil rechte Hooligans oder Neonazis dort trainieren. Und doch tragen sie eine enorme Verantwortung, der sie – bewusst oder unbewusst – nicht gerecht werden. Sie müssten genau prüfen, wem sie Kampftechniken vermitteln oder Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Durch die Akzeptanz von Neonazis und rechten Hooligans entwickelten sich einzelne Trainingsstätten gar zu Hotspots, teils konnten und können die Räume gar außerhalb der regulären Trainingszeiten vom hier dargestellten Netzwerk genutzt werden. Vereinzelt fingen Personen dieses Netzwerks selbst an als Trainer zu arbeiten, eigene Sportgruppen zu etablieren und eigene Gyms aufzubauen.
Ab Ende der 2000er Jahre lässt sich um das «Boxgym Coepenick» ein Kreis an (Wett-)Kämpfern feststellen, der bis heute zusammen aktiv ist. Damals existierte in Berlin-Köpenick eine sehr gute Infrastruktur für Profiboxer, die vor allem mit der Immobilie, in der das Gym zu finden war, zu tun hat. Das heute völlig verfallene «Alte Funkwerk» in der Charlottenstraße wurde für mehr als 40 Profibox-Veranstaltungen genutzt, auch unter den Namen, «IFCO Arena» oder «1. Boxgym Köpenick». Nach mehreren Umzügen und einem eklatanten Bedeutungsverlust im Profiboxbereich ist das «Boxgym Coepenick» inzwischen in der Bahnhofstraße zu finden. Bei den regelmäßig stattfindenden Profi-Kämpfen fällt eine Häufung der Personen auf, die den Kern des hier beschriebenen Netzwerks ausmachen und heute die „großen Bühnen“ bestreiten, eigene Unternehmen aufgebaut haben und Trainingsgruppen bis hin zu Gyms betreiben.
Bilder von Trainings und Events des «Boxgym Coepenick» zeigen eine Melange, wie sie stellvertretend für das hier beschriebene Milieu steht: neben unscheinbar wirkenden Boxsportlern kamen Neonazis, (Alt-)Hooligans und Mitglieder einflussreicher Motorradclubs zusammen. Strukturen, die bis heute währen und etwa das «Athletic Nation»-Gym in Berlin-Schöneweide hervorbrachten. Während sich dort in erster Linie mit Sportarten wie Crossfit, Weightlifting und Yoga befasst wird, ist Ferdinand Pilz, Gründer des Gyms, für die Kurse im Boxen und Kickboxen verantwortlich. Er ist aktiver Profi-Boxer und begann seine Karriere 2011 im «Boxgym Coepenick». Schon damals wurde er vom ehemaligen Profi-Boxer Lars Buchholz trainiert. Buchholz leitete über Jahre Trainings im «Athletic Nation»-Gym, an denen auch Sven Schmitt, Michael Reinhardt und Tom Staletzki teilnahmen, sowie Sandro Wrembel, Philip und Maik Palm, Domenic von der Preuß, Felix Witte und Oliver Drusch. In der Zeit galten Schmitt, Reinhardt und Staletzki intern schon längst als Ansprechpartner des «KDN-Team Berlin». Drusch dürfte sich mit den Trainings im «Athletic Nation»-Gym gar auf seinen Kampf beim Turnier des KDN im April 2018 in Ostritz vorbereitet haben.
Ferdinand Pilz war bei diesen Trainings ebenfalls dabei, wie auch der ehemalige Wettkämpfer im Muay Thai und Vertrauter der Hooliganszene des BFC Dynamo, Jens Hoffmann, sowie der ehemalige Profi-Boxer und K1-Kämpfer Daniel Zimmermann. Letzterer wurde um 2012, als Vertreter des «Boxgym Coepenick», von der rechten Cottbuser Modemarke «Label 23» gesponsert. Als sich im Januar 2016 vor dem Bundeskanzleramt in Berlin hunderte Menschen, darunter etliche organisierte Neonazis, zu einer Kundgebung „gegen sexuelle Gewalt durch Migranten und Flüchtlinge“ einfanden, war auch Lars Buchholz vor Ort.
Unter dem Namen «LaBuKa Gym» oder auch «Insidaaa Gym» befand sich in einem Büro-Komplex in der Seelenbinderstraße gegenüber des Brandenburgplatz in Berlin-Köpenick eine weitere Trainingsmöglichkeit für Personen aus dem Netzwerk. Hier leitete Lars Buchholz eine eigene Trainingsgruppe an, der zum Großteil dieselben Personen angehörten, wie den Trainings im «Athletic Nation»-Gym. Neben dem Gym nutzt Lars Buchholz die angrenzenden Räumlichkeiten auch für seine Firma «Textilhelden.de». Auch das «Spikes Gym» nutzte diese Räumlichkeiten. Der mittlerweile eingetragene Verein war ebenfalls eher als Trainingsgruppe zu verstehen, die auf verschiedene Räumlichkeiten befreundeter Gyms zurückgriff. So nutzte die Gruppe um Headcoach und Vereinsvorsitzenden Robert Müller, genannt „Spike“, hauptsächlich die Räume des «Panda Gym» in Berlin-Adlershof und die des «Trigoon»-Gyms in Berlin-Köpenick. Müller, der auch als Tätowierer im Studio «2020 Tattoo Berlin» arbeitet, war offenbar schon um 2010 Coach im «Boxgym Coepenick». Bilder zeigen ihn bekleidet mit der rechten Modemarke «Thor Steinar», etwa im Team von Daniel Zimmermann. Müller war bis vor einigen Jahren aktiver Profi-Boxer.
Am 18. November 2023 eröffnete das «Spikes Gym» ein eigenes, festes Gym. Es befindet sich in den Räumlichkeiten des bereits erwähnten Bürokomplexes in Berlin-Köpenick. Dabei scheint sich das «Spikes Gym» vor allem auf die Ausbildung von Nachwuchskämpfern im MMA und Boxen zu spezialisieren. Dem dafür zusammengestellten Trainerteam gehört neben Robert Müller unter anderem auch Lars Buchholz an. Die Trainierenden stammen ebenfalls aus dem Ultra- und Hooligan-milieu der Hauptstadt. Neben Personen aus der Fanszene des 1. FC Union Berlin, wird aktuell auch Matti Uhlich, Angehöriger der Hooliganszene des BFC Dynamo, von Müller gefördert. Als er im Juni 2023 im «Huxleys» in Berlin-Neukölln bei «Ferdis Fight Night» antrat, konnte nicht nur Müller als Headcoach, sondern auch Maik Palm als weiterer Coach festgestellt werden. Unterstützt wurde er aus dem Publikum lautstark von einer größeren Gruppe jüngerer Männer, die Teil der Hooliganszene des BFC Dynamo und von Hertha BSC sind. In der Gruppe befanden sich auch Malwig Stelter und Thore Ondrusch, die zur Jugendorganisation von «Der III. Weg» zählen. Mit Ondrusch und Stelter trainierte Matti Uhlich schon Jahresende 2022, allerdings nicht im «Spikes Gym», sondern auf einem Fußballplatz, wie Bilder aus den sozialen Netzwerken nahelegen. Robert Müller und Lars Buchholz, wie auch Maik und Philip Palm sind mittlerweile aus der Ostberliner Boxsport-Welt nicht mehr wegzudenken. Die Palms und Buchholz sind aber auch immer wieder in Gyms anzutreffen, die auf dem ersten Blick nicht zum Netzwerk gehören. Etwa in einem der renommiertesten MMA-Gyms der Hauptstadt, im «Spitfire» in Berlin-Schöneberg. Kontaktperson dürfte dort Dirk Müller sein, Anhänger der rechten Hooliganszene des BFC Dynamo, Kampfsportler seit über 20 Jahren, Gewinner der ostdeutschen Meisterschaft im MMA 2015 und seit 2013 Coach im «Spitfire».
Ein weiterer Trainingsort des Netzwerks ist der «Boxtempel» in Berlin Prenzlauer-Berg, wo sich nicht nur Maik und Philip Palm regelmäßig einfinden, sondern auch Dustin Breckenfelder. Dieser identifiziert sich mit der Hooliganszene des BFC Dynamo, nimmt an den internen Trainings der Szene teil, arbeitet regelmäßig mit Personen aus dem hier skizzierten Zusammenhang als Security und verbringt auch seine Freizeit mit diesen. Ob er auch an „Ackerkämpfen“ der Hooligans des BFC Dynamo teilnimmt, ist unklar. Schon 2016 fiel seine Nähe zur rechten (Hooligan-)Szene auf, durch seine Tätigkeit als Model für die aus dem Hooligan-Milieu stammende Marke «Cremers Streetwear». Auch privat ist Breckenfelder eng mit der Marke, bzw. dessen Inhaber Sebastian Adamski, verbunden. Zum Freundeskreis um Adamski und Breckenfelder gehört zudem Marcel Krause, der ebenfalls für die Marke modelt und Sänger der Berliner NS-Hardcore-Band «2nd Class Citizen» war.
Noch bis 2016 trat die Band auf einschlägigen Konzerten in Deutschland auf, vor allem in den ehemaligen Szene-Treffpunkten in Torgau-Staupitz (Sachsen) und Kirchheim (Thüringen). Krause ist heute zudem mit der «DK-Immobilien GmbH» auf dem Wohnungsmarkt tätig. Bekannt ist er aber vor allem mit seiner Firma «Krause Gerüstbau», für die bereits «Der III. Weg»-Anhänger David Linke arbeitete.
Im «Boxtempel» scheint es kein Problem zu sein, offen mit Bekleidung der Hooliganszene des BFC Dynamo zu trainieren. Auch stört sich im Gym niemand daran, dass beim Training Klamotten der Neonazi-Marke «Erik & Sons» präsentiert werden. Das dürfte auch an einem der Trainer im «Boxtempel» liegen: Olaf Krabbes. Der heute 54-Jährige Neonazi macht aus seiner Zugehörigkeit zur Hooliganszene des BFC Dynamo keinen Hehl, obwohl er sicher nicht mehr an „Ackerkämpfen“ teilnimmt. Er präsentiert sich in Shirts, die auf die Freundschaft der Hooliganszene des Berliner Fußballclubs mit der von Pogón Szczecin hinweisen, besucht die Heim-und Auswärtsspiele des Berliner Viertligisten und konnte auch schon bei einem Spiel von Pogón Szczecin festgestellt werden. Darüber hinaus verbreitet er in den sozialen Netzwerken rassistische Grafiken und bewarb die «European Fight Night» in Ungarn, die im Mai 2023 ausgetragen und u.a. vom «Kampf der Nibelungen» unterstützt wurde. Krabbes ist auch in der Sicherheitsbranche tätig. Laut eigenen Darstellungen sei er im Veranstaltungs- und Personenschutz unterrichtet und habe 2007 im sächsischen Stollberg eine Prüfung bestanden, die im Rahmen eines Lehrgangs „zur Vermittlung der Sachkunde im Umgang mit Waffen und Munition“ abgelegt werden musste. Im selben Jahr habe er an einem Lehrgang teilgenommen, bei dem ihm Grundwissen zu „unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen“ vermittelt wurde. Olaf Krabbes unterhält aber auch in die „klassische“ Neonazi-Szene Berlins Kontakt. Vor allem mit Alexander Bahls scheint er freundschaftlich verbunden und brachte diesen erst im Herbst 2023 zum Training in den Boxtempel. Bahls, der einst der Neonazi-Bruderschaft «Vandalen» angehörte und bei der RechtsRock-Band «Spreegeschwader» am Schlagzeug saß, soll in den letzten Jahren vermehrt durch den Besitz und Konsum von Betäubungsmitteln aufgefallen sein. Wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz soll er bis Sommer 2023 in Haft gesessen haben.
Auch Max Schlegel ist im «Boxtempel» regelmäßig anzutreffen. Der ursprünglich aus Thüringen stammende und erst seit wenigen Jahren in Berlin lebende Schlegel wurde in seiner Jugend in der lokalen Kameradschaftsszene politisiert. Bereits vor 2010 begann er im Kampfsport aktiv zu werden, 2013 trat er etwa bei «Ostdeutschland Kämpft» an. Das Event wird von Neonazis und rechten Hooligans inner-und außerhalb des Rings dominiert. Wenige Jahre später nahm Schlegel mehrfach bei der «Imperium Fighting Championship» (IFC) in Leipzig als Kämpfer teil, die maßgeblich vom bekannten Neonazi-Hooligan Benjamin Brinsa und dessen «Imperium Fighting Team» organisiert wurde. In den 2010er Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt als Soldat und war Hilfsausbilder bei der Grundausbildung von Soldaten am Marinestandort Plön (Schleswig-Holstein) gewesen. Damals fuhr er noch häufiger in seine Heimat, wo er u.a. mit Martin Langner – mehrfach Kämpfer beim «Kampf der Nibelungen» und Angehöriger der Neonazi-Partei «Der III. Weg» – und mit dem langjährig aktiven Neonazi-Kader Marcel Wöll trainierte. Für die Trainings nutzte Schlegel u.a. das «ASC Ronneburg», ein Gym in der Nähe von Gera, wo auch das «Team Bäumler» um den bereits erwähnten Peter Bäumler beheimatet ist. Mit seinem Umzug um 2018 nach Berlin wurde Schlegel schnell Teil der Mischszene aus Neonazis, Rockern und Hooligans. Schon 2017, als er Trainings im «Body & Fit»-Gym in Potsdam besuchte, deutete sich dies an. Dort trainierte er schließlich mit Enrico Oschlies, der im hier dargestellten Netzwerk zur alten Riege gehört. Bis heute nimmt Schlegel an den (internen) Trainings der Hooligans des BFC Dynamo teil und ist ab und an mit den hier dargestellten Personen als Security tätig. Etwa mit Richard Alte, mit dem Schlegel auch seine Freizeit verbringt. Zusammen besuchten sie etwa eine Box-Gala in Berlin am 25. November 2023. Mit Philip Palm und Dustin Breckenfelder, ebenfalls Protagonisten des hier skizzierten Netzwerks – verbrachte Schlegel zudem seinen Urlaub auf Mallorca im Juli 2023.
Neben dem «Boxtempel» gilt auch das «Golden Glory Gym» in Berlin-Prenzlauer Berg als „gute Adresse“, um im Kick- und Thaiboxen aktiv zu werden. Gegründet 2010, ist der Trainingsort aber auch bei den Hooligans des BFC Dynamo beliebt. Neben der Teilnahme von 2-3 Personen aus dem Spektrum zu offiziellen Trainingseinheiten, belegen Bilder aus dem Sommer 2022 zudem ein internes Training der Berliner Szene, an dem auch Hooligans von Pogón Szczecin teilgenommen haben. Dass die rechten Hooligans im «Golden Glory» trainieren können, kann unter anderem auf Tobias Karp zurückgeführt werden. Er ist seit mindestens zehn Jahren im Gym aktiv und wirkte um 2016 sogar als Coach bei verschiedenen Kampfsport-Events, an denen Kämpfer des Vereins teilnahmen. Im Juli 2017 war Karp, der Geschäftsführer einer Security-Firma ist, Teilnehmer des größten RechtsRock-Konzertes des letzten Jahrzehnts, dem «Rock gegen Überfremdung II» im thüringischen Themar. Selbstbewusst präsentierte er sich in einem Shirt, auf dem der Schriftzug „Gewalttäter Sport – Berliner Fußball Club“ prangte. Auch im Stadion des BFC Dynamo bewegt er sich um die bekannten Akteure aus dem rechten Hooligan-Milieu. Am 8. Mai 2015, dem 70. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland, fiel er zudem als Teilnehmer einer NPD-Kundgebung in Berlin-Karlshorst auf. Unter den dort versammelten rund 50 Neonazis befanden sich etliche Personen, die Karp auch aus der rechten Fan- und Hooliganszene kennt. Wenige Monate zuvor, im Januar 2015, nahm Karp an einem „Kennenlern-Treffen“ des Berliner Ablegers der «Hooligans gegen Salafisten» (HoGeSa) in Berlin-Prenzlauer Berg teil.
Trainings im nahen Umland Berlins
Das hier dargestellte Netzwerk aus Neonazis und rechten Hooligans kann nicht nur auf teils renommierte Gyms in Berlin zurückgreifen, sondern findet sich zu Trainings auch im Umland ein. Offenbar schon länger besteht eine Verbindung zwischen dem langjährigen Hooligan des BFC Dynamo Maik Palm und etwa dem «Arte Suave»-Gym in Potsdam, das früher «Bushido Potsdam» hieß. Dieser Link führt auch zu «Fit Formers», die um 2016 ein Sponsoring des Gyms übernahmen. Die derzeit anscheinend nicht aktive «Fit Formers Handelsgesellschaft Steglitz UG» wurde nämlich seit Mitte der 2010er Jahre von Ronny Lindemann geführt. Er gehört zum engsten Freundeskreis von Maik und Philip Palm, ist mit diesen geschäftlich verbunden und nimmt ebenfalls an den internen Trainings der Hooligans teil. In den sozialen Netzwerken, wie auch auf den gemeinsamen Feiern des hier dargestellten Netzwerks, präsentiert er sich nicht nur in Bekleidung von «Label 23», sondern auch von «Sport Frei». Diese Marke, die ausschließlich im dazugehörenden Versand zu erwerben ist, führt bekanntermaßen zum Bremer Neonazi-Multifunktionär Henrik Ostendorf. Mit der Marke sponsert er seit den Anfängen den «Kampf der Nibelungen», auch weil er zum Kern-Team des Neonazi-Kampfsportformats gehört.
Doch Ronny Lindemann ist nicht nur mit den Hooligans des BFC Dynamo verbunden, sondern pflegt auch Kontakte in die organisierte Neonazi-Szene. Im vertrauten Ton tauschte er sich im Juli 2023 in den sozialen Netzwerken etwa mit Robert Wolinski – Führungsfigur der Brandenburger Neonazi-Szene und Veranstalter von RechtsRock-Konzerten – bezüglich neuer Tattoos aus. Wolsinski hoffe, dass sich Lindemann „historisch wertvolle Dinge unter die Haut klimpern lässt“. „Na aber selbstverständlich“, antworte ihm Lindemann. Die virtuelle Unterhaltung fand schließlich in der Kommentar-Spalte unter einem Bild statt, das Lindemann mit dem bekannten Neonazi Nick Lajow zeigt, der in Hohen Neuendorf, nördlich von Berlin, bei «Ordo Tattoo» arbeitet. Lindemanns bekannte Tattoos reichen vom Motiv einer sogenannten „Schwarzen Sonne“, über diverse Runen hin zu einer stilisierten Landkarte, die vermutlich den Umriss Deutschlands in der Zeit der NS-Diktatur zeigt. Doch nicht nur das Sponsoring von «Fit Formers» deutet auf die Verbindung von «Arte Suave» zu Maik Palm und dem Berliner Hooligan-Milieu hin. Als «Bushido Potsdam» war der Verein auch eng verflochten mit dem «Bushido»-Gym in Leipzig, das vom extrem rechten Kampfsportler Marko Zschörner geleitet wird. Palm besuchte um 2012 laut eigenen Angaben die Seminare von Zschörner bei «Bushido» in Leipzig. Der Leipziger Kampfsportler hielt auch in Potsdam regelmäßig Workshops. Den Namen «Bushido» trägt das Potsdamer Gym schon länger nicht mehr. Auch Zschörner scheint mit dem «Arte Suave» keinen aktiven Kontakt zu halten. Dafür kündigte das bereits erwähnte «Spikes Gym» in Berlin-Köpenick ein Seminar mit Zschörner für den 24. Januar 2024 an. Der aktuell tief in der extrem rechten Verschwörungsszene verankerte Zschörner fiel im November 2020 in Leipzig durch seine Beteiligung an einer Auseinandersetzung mit Antifaschist*innen auf. Er und weitere bekannte Neonazis und Hooligans hatten am Rande eines Aufmarsches von «Querdenken» Gegendemonstrant*innen angegriffen und im Verlauf der darauf folgenden körperlichen Auseinandersetzung Messer hervor geholt.
Während der Draht zum «Arte Suave» aktuell eher sporadisch ist, entwickeln sich hingegen die frisch sanierten Trainingsräume des «SV Motor Babelsberg e.V.» zum Anlaufpunkt der rechten Hooliganszene des BFC Dynamo. Der Verein nutzt in der Sporthalle im Konsumhof in Potsdam-Babelsberg eine größere Fläche, die nicht nur mit zahlreichen Fitnessgeräten bestückt, sondern vor allem mit zwei neuwertigen Box-Ringen ausgestattet ist. Seit spätestens Frühjahr 2022 hat das hier dargestellte Netzwerk Zugriff auf die Räumlichkeiten. Mal waren es um die 30, mal nur fünf, dann wieder rund fünfzehn Personen, die bei den Trainings festgestellt werden konnten.
Erst im Oktober 2023 kamen Hajo Barnik, Thore Ondrusch und Dennis Schuster mit weiteren Personen aus der Hooliganszene des BFC Dynamo in der Postdamer Sporthalle zusammen. Auffällig ist in dem Kontext vor allem eine Person: Ralf Gröpler. Er scheint seit Beginn der (nachweisbaren) Nutzung als Trainer der Gruppe zu wirken. Wenn er nicht Shirts der «Ostfront»-Hooligans trägt, taucht er dort etwa mit Trainingsjacke der RechtsRock-Band «Kategorie C» auf. Ein anderes von ihm beim Training präsentiertes Shirt zeigt den Schriftzug „Antikommunist“, dazu das Vereinswappen des BFC Dynamo, ein „H“ in Fraktur und durchgestrichener Hammer und Sichel. Diese Grafik wurde bereits 2020 von Andreas Thomä – Mitglied von «Der III. Weg» in Berlin – verbreitet. Box-Trainer Ralf Gröpler war bis Frühjahr 2017 als Handball-Trainer beim SV Lokomotive Rangsdorf aktiv. Beim BFC Dynamo kann er der Gruppe «Alt Hool’s» zugerechnet werden.
Kristallisationspunkt: Das «Health Gym» im Clubhaus des «Hells Angels MC»
Es ist Januar 2021, als KDN-Repräsentant Alexander Deptolla während eines Besuchs in Berlin in den sozialen Netzwerken ein Foto aus einem damals unbekannten Trainingsraum teilt. Nur er ist auf dem Foto nicht unkenntlich gemacht worden, die Gesichter der anderen drei Mittrainierenden sind zumindest durch Emojis verdeckt. Mehr schlecht als recht, denn zumindest zwei der dort abgebildeten können schnell identifiziert werden: Michael Reinhardt und Maik Palm.
Das Foto war der Anstoß, sich auch diesen Trainingsraum genauer anzuschauen. Auch, weil fast alle Personen des hier dargestellten Netzwerkes die Räume des Gyms nutzen, wie aus verschiedenen Social-Media-Profilen hervorgeht. Auffällig ist vor allem, dass nirgends ein Name des Gyms oder eine Grafik auftaucht. Nicht in den Kommentaren oder in Form eines Vereinswappens in den Räumen des Gyms selbst. Die drei zum Gym ausgebauten Räume liegen im Erdgeschoss eines ehemaligen Wohnhauses. Die Fenster sind mit Milchglas verdeckt, um Einblicke von außen zu verhindern. In einem Raum steht eine Handvoll Fitnessgeräte, ein anderer Raum ist nur mit Matten bedeckt. Kernstück des Gyms ist allerdings ein maximal 20 Quadratmeter großer Raum, in dem ein Boxring untergebracht ist. Dort entstand auch das Bild mit Alexander Deptolla vom «Kampf der Nibelungen».
Versteckspiel
Heute steht fest, dass sich das Gym, welches insgesamt eine Fläche von höchstes 120 Quadratmetern besitzt, direkt an der Bundesstraße 1, gegenüber dem Schlosspark Biesdorf in Berlin-Biesdorf befindet. An der Fassade ist auch ein Schild angebracht, das den Namen der Trainingsstätte verrät: «Health Gym». Zu dem Gym lässt sich im Internet nicht viel finden. Keine Web-Präsenz, die zu regelmäßigen, offenen Trainings einlädt oder Ähnliches. Hauptgrund dafür dürfte sein, dass sich das «Health Gym» im Clubhaus des «Hells Angels MC Nomads» befindet. Öffnungszeiten und eine Nutzung des Gyms durch Unbekannte könnte die Sicherheit des Clubhauses beeinträchtigen und der dahinterstehenden Struktur schaden. Denn der «Hells Angels MC» (HAMC) ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Player innerhalb der Organisierten Kriminalität, auch in Berlin.
Ab 2012 sind im Zusammenhang mit dem Gebäude Bauanträge feststellbar. Ein erstes Vorhaben im Haus war die „Errichtung eines Boardinghouses mit gewerblicher Unterlagerung“. „Boardinghouse“ bezeichnet man voll-möblierte Apartments, die kurz- oder längerfristig bewohnt werden können. Im Falle des Vorhabens in Berlin-Biesdorf scheint damit eher eine Nutzung als Bordell realistisch. Ein entsprechender Bauantrag wurde letztlich jedoch zurückgezogen, wie aus der Antwort einer Kleinen Anfrage an das Abgeordnetenhaus Berlin im Februar 2019 hervor geht. Ab 2013 war dann bereits die Rede von einem „Gesundheitszentrum“, das in dem Gebäude erschlossen werden sollte. 2016 wurde offenbar ein Bauantrag gestellt, mit dem das «Health Center Alt Biesdorf», wie das Clubhaus nun nach außen dargestellt wurde, erweitert werden sollte. Genehmigungen wurden erteilt, nur findet man heute etwa im Dachgeschoss kein „Gesundheitszentrum“, sondern das Herzstück des Clubhauses des Charters «Nomads»: eine lange Tafel, an der bis zu zwei Dutzend Personen Platz finden, an den Wänden hängen Devotionalien des Motorradclubs mit den bekannten Symbolen – omnipräsent ist hier der geflügelte Totenkopf, der sogenannte „Deathhead“.
In den unteren Etagen, in Richtung des Hinterhofs, befinden sich weitere ausgebaute Räume, die zum Clubhaus gehören, wie auch die riesigen Veranden und ein Hinterhof. In letzteren finden regelmäßig das „Biker-Frühstück“ und der „Poker-Run“, der öffentlich beworben und von befreundeten Motorradclubs besucht und unterstützt wird, statt. Nach einem offiziellen Bezug zum HAMC sucht man auf Einladungen vergebens. Ein Versteckspiel, das vor allem mit dem sogenannten „Kuttenverbot“ zusammenhängt, d.h. mit der behördlichen Verfügung, die es den großen Motorradclubs verbietet, ihre Symbole und Schriftzüge in der Öffentlichkeit zu zeigen. Auch deswegen wird bei den Einladungen ins Clubhaus nach Berlin-Biesdorf auf einen „Road Crew MC East District» verwiesen, den es eigentlich gar nicht gibt. Besucher*innen, wie auch die Verfolgungsbehörden, dürften jedoch ganz genau wissen, wer unter der Adresse Alt-Biesdorf 29 der „Herr im Hause“ ist.
Kampfsport-Trainings im «Health Gym» mit Protagonisten der Melange aus organisierter Neonazi-und Hooliganszene konnten bereits im Herbst 2019 festgestellt werden. Damals war das Gym noch recht sperrig ausgestattet. Während der ersten Welle der Corona-Pandemie in 2020 festigte sich die Trainingsgruppe, der im Kern Richard Alte, Maik und Philip Palm und zugleich das «KDN Team Berlin» um Michael Reinhardt, Sven Schmitt, Tom Staletzki angehören.Erweitert wurde die Gruppe unregelmäßig durch andere Personen aus der Hooliganszene des BFC Dynamo, wie etwa Dustin Breckenfelder und Sebastian Zehlecke. Um 2021 entstanden zudem Fotos, die den Rapper «Analyse One» im «Health Gym» zeigen, aber auch Dominic Bierwirth, Dennis Schuster, Max Schlegel und Daniel Zimmermann neben einigen mehr die hier sonst keine Erwähnung finden. 2022 und 2023 wurde das Gym offenbar von mehreren Gruppen genutzt, die sich personell stark überschnitten. Auch Wettkampfvorbereitungen fanden im Gym statt, etwa durch Robert Müller für seine Schützlinge im «Spikes Gym». Zudem bereiteten Lars Buchholz, Daniel Zimmermann und Maik Palm in dem Gym Philip Palm für seinen Kampf am 6. Mai 2023 in der «Verti Music Hall» in Berlin vor.
Am Ring wurde Palm außerdem von Hendrik Blocksdorf, genannt „Henne“, unterstützt. Er gehört zum engeren Freundeskreis um Maik und Philip Palm, ist regelmäßig im «Health Gym» zu den Trainings anwesend und arbeitet mit einigen der hier genannten Personen im Sicherheitsgewerbe. Vor wenigen Jahren war Blocksdorf als Teilnehmer sogenannter „Strongman“-Wettkämpfe bekannt. Auch Larsen Aslan vom Berliner Stützpunkt von «Der III. Weg» konnte im Frühjahr 2023 im Gym in Alt-Biesdorf festgestellt werden. Aktuell wird im «Health Gym» vor allem der Nachwuchs der «Ostfront»-Hooligans herangezüchtet. Trainer Maik Palm vermittelt dabei Neonazis wie Thore Ondrusch nicht nur Techniken, die sie bei „Ackerkämpfen“ einsetzen können, sondern auch für politisch-motivierte Auseinandersetzungen.
Das rechts-lastige Charter «Nomads» als Türöffner
Der Zugang dieses Personenkreises zum «Health Gym» liegt auf der Hand, denn nirgendwo sonst als beim BFC Dynamo vermischt sich die Fan- und Hooliganszene, sowie die Vereinsstruktur so stark mit der organisierten Kriminalität um den HAMC. André Sommer, Präsident des HAMC Nomads, gehörte schließlich in den 1990er Jahren der Hooliganszene des BFC Dynamo an. Gemeinsam mit einem weiteren Mitglied des HAMC und rechten Hooligan, Rayk Bernt, war Sommer kurz nach der Jahrtausendwende sogar im Präsidium des BFC Dynamo tätig. Später koordinierte er die Order*innen bei den Heimspielen des Viertligisten. Ein Bild von einem Spiel aus dem Jahr 2011 zeigt u.a. Sven Schmitt, Philip und Maik Palm, Domenic von der Preuß und Christopher Rauch im Ordnerdienst.
Rauch und weitere deutsche Hooligans erlangten europaweit Bekanntheit, nachdem sie im Juni 1998 während der Fußball-WM der Männer einen französischen Polizisten dermaßen schwer zusammengeschlagen haben, dass dieser bis heute mit den Folgen der Verletzungen zu kämpfen hat. Kurze Zeit nach den Ereignissen wurde Rauch wegen Drogenhandels in nicht geringer Menge verurteilt, saß bis 2005 in Haft. Wenig später schloss er sich dem HAMC an, wo er 2009 erst Vize-Präsident des Potsdamer Charters und mit seinem Umzug auf die spanische Insel Mallorca Präsident des dortigen Charters wurde. 2014 wird er gemeinsam mit Maik Palm und Eric Jantzen in U-Haft genommen, aufgrund bandenmäßigen Drogenhandels. Im Dezember 2015 wird Rauch deshalb vom Landgericht Berlin zu sieben Jahren Haft verurteilt. Ob er die Haftstrafe direkt im Anschluss oder später antrat, oder ob die Haft verkürzt wurde, ist unklar. 2018 war er jedenfalls Teil der Trainingsgruppe des «LaBuKa Gym», wie aus Gruppenbildern mit Domenic von der Preuß, Felix Witte, den KDN-Kämpfer Oliver Drusch und Maik Palm ersichtlich wird. 2019 nahm Rauch außerdem an Feierlichkeiten des hier dargestellten Netzwerks teil. Die rechte Hooliganszene des BFC Dynamo ist auch hier wieder Fixpunkt des Netzwerks.
Wie schon vor über zehn Jahren, wird der Ordnerdienst des BFC Dynamo bei den Heimspielen vorrangig von Neonazis, Amateur- und Profiboxern, (rechten) Hooligans und Mitgliedern des HAMC gestellt. Einer, der seit ein paar Jahren als Mitarbeiter des vereinseigenen Sicherheitsdienstes auftritt, ist der fast 40-Jährige und in Berlin Alt-Hohenschönhausen wohnhafte Marcus Janz, genannt „Jansi“. Er gehört nachweislich seit 2020 zur Trainingsgruppe um Maik Palm im «Health Gym» und nimmt dabei sicherlich eine nicht ganz unwesentliche Rolle ein. Denn Janz ist seit einigen Jahren Mitglied des Charters «Nomads» und hat so jederzeit Zugriff zu den Räumlichkeiten des Gyms im Clubhaus. Auch er posiert u.a. beim Training im «Health Gym» mit dem bekannten „White Lives Matter“-Shirt aus dem rechten Hooliganmilieu des BFC Dynamo. Seine Trainings absolviert er vor allem mit den Neonazis Sven Schmitt und Tom Staletzki vom «KDN Team Berlin». Letzterer, der mit Janz und Schmitt aktuell ebenso im Ordnerdienst des BFC Dynamo tätig ist, präsentiert sich während der Trainings in Berlin-Biesdorf offen in Shirts mit neonazistischen Inhalten. So entstand im März 2023 während eines Trainings ein Foto, auf dem Staletzki mit dem Logo der „Leibstandarte Adolf Hitler“ als Motiv auf dem Shirt zu erkennen ist.
Zwischen Adolf Hitler und Agnostic Front
Ein anderer, der sich seit vielen Jahren in der Mischszene zwischen den Hooligans des BFC Dynamo und dem HAMC bewegt ist Maik Sommer. Dieser ist niemand geringeres als einer der Söhne von André Sommer. Und wie sein Vater, gehört auch Maik Sommer dem Charter «Nomads» an. Die Beschreibung der Person Sommer deckt sich weitgehend mit der von Janz: Auch Maik Sommer ist im Ordnerdienst des BFC Dynamo tätig, trainiert seit Anbeginn in der Gruppe um Maik Palm im «Health Gym» und wird der Hooliganszene zugerechnet. Sein extrem rechtes Weltbild trägt Sommer allerdings stärker nach außen. Bilder aus den sozialen Netzwerken zeigen ihn nicht nur im „White Lives Matter“-Shirt, sondern auch in Merchandise des Cottbuser Neonazi-Marke «Black Legion». Mit einem Shirt dieser Marke besuchte er auch die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz. Der Rückendruck des dort von ihm präsentierten Shirts entstammt den 1940 von der NSDAP produzierten Wochensprüchen und ist ein Zitat von Adolf Hitler. Mit einer Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen der extremen Rechten hält sich Maik Sommer jedoch zurück. Vielmehr ist er offenbar an der Hardcore- und Punk-Subkultur interessiert, mit der er vermutlich sozialisiert wurde. Berührungsängste hat er mit dieser bis heute nicht. Ein vor ein paar Jahren entstandenes Bild zeigt ihn gemeinsam mit anderen Personen des hier skizzierten Netzwerks, darunter u.a. Maik Palm, Michael Reinhardt und Ronny Lindemann, auf einem Hardcore-Konzert in der alteingesessen, linken Konzertlocation «SO36».
Noch viel größer war die Gruppe, die mutmaßlich an einem Konzert des Hardcore-Urgesteins «Agnostic Front» im «SO36» im Juni 2019 teilnahm. Bilder zeigen die knapp 20-köpfige Gruppe im Vorfeld des Konzertes vor einem Restaurant in der Kreuzberger Oranienstraße. Der Gruppe gehörten wieder Ronny Lindemann, Michael Reinhardt, Maik und Philip Palm an, wobei letzterer sich an dem Tag in einem Shirt des «Health Gym» präsentierte.
Die Verbindung dieses Personenzusammenhangs in die Berliner Subkultur besteht offensichtlich nicht nur über Maik Sommer. Denn einer, der sich ebenfalls regelmäßig als Ordner bei den Heimspielen des BFC Dynamo betätigt, ist Dirk Fähnrich. Dieser ist aus der Berliner Subkultur bekannt, vor allem durch seinen Bezug zur „unpolitischen“ Hardcore-Band «Anticops», wo er seit circa 2018 für den zweiten Gesang zuständig ist. Mit Maik Sommer teilt Fähnrich nicht nur die Subkultur. Fähnrich ist auch Mitglied des «Hells Angels MC Nomads», genauer noch ist er seit Jahren Pressesprecher dieses Ostberliner Charters. Inwieweit Fähnrich selbst ein rechtes Weltbild vertritt, kann nur erahnt werden. Sein „Dirty White Boy“-Tattoo, wie es vielfach von (weißen) Mitgliedern des HAMC verwendet wird, kann durchaus als rassistisches Statement verstanden werden.
Das Charter, dem Dirk Fähnrich und Maik Sommer angehören, ist einzigartig in Deutschland, denn «Nomads» darf sich laut Regelwerk des weltweit einflussreichen Motorradclubs nur ein Charter (Ableger) pro Land nennen. Innerhalb des Clubs ist es eine ganz besondere Ehre, Mitglied des «Nomads»-Charters zu sein, denn damit wird impliziert, dass etwas Besonderes für den MC geleistet wurde. Anhänger der «Nomads» zu sein ist ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Struktur des HAMC. Ein besonderes Merkmal ist aber auch, dass dem Charter ausschließlich weiße Männer angehören. Das dürfte vor allem an Präsident André Sommer liegen, der sogar von Journalist*innen des «Spiegel»-Magazins als eher „deutsch-national“ bezeichnet wurde. Die vor Jahren noch von ihm in Berlin geführten Kneipen «Germanenhof» und «Berliner Fußball Café» galten nicht nur als Treffpunkte des HAMC, sondern erfreuten sich auch einer großen Beliebtheit in der Neonaziszene. Dementsprechend baute er das Charter «Nomads» um sich herum auf und rekrutierte aus der rechten Hooliganszene. Neben seinem Sohn Maik und Marcus Janz konnte er weitere (jüngere) Personen aus diesem Milieu für sein Charter gewinnen. Etwa Christopher Piegazki, genannt „Pfiffi“, der wie Sommer und Janz bis heute an den Trainings der Hooligans um Maik Palm im «Health Gym» teilnimmt. Im Charter «Nomads» ist er seit Anfang der 2010er aktiv. Bekannt ist Piegazki auch aus der Neonaziszene Berlins. So nahm er etwa im Oktober 2006 – mit 18 Jahren – an einem Aufmarsch der NPD in Berlin-Tegel teil, bei dem die Freiheit von Michael Regener alias «Lunikoff» gefordert wurde. Regener war damals aufgrund seiner Rädelsführerschaft bei der Untergrund-Band «Landser» in der JVA Tegel inhaftiert.
Liegestütz-Wettbewerb beim HAMC Altmark – zwischen «HooNaRa» und «Boxclub Dynamo»
Das rechte Rocker-Milieu, in dem sich Piegazki über ein Jahrzehnt später wiederfand, lässt sich sehr gut anhand eines Events des HAMC, einem Liegestütz-Wettbewerb in Salzwedel im Spätsommer 2019, beschreiben. Neben Piegazki und Maik Sommer vom Charter «Nomads», nahm daran auch Stev Schumann teil. Dieser gehört seit 2011 dem HAMC an und ist heute gar Vize-Präsident des Dresdener Charters. Bekannt war er in den 2000er Jahren aber vor allem als Mitglied der Neonazi-Hooligangruppe «HooNaRa», die sich größtenteils aus Neonazis aus Chemnitz und Zwickau zusammensetzte. Als dessen Gründer Thomas Haller im März 2019 in Chemnitz beerdigt wurde, war Schumann auch vor Ort. Den sportlichen Wettbewerb in Salzwedel selbst hatte das Charter «Altmark» veranstaltet. Diesem Ableger des HAMC gehören ausschließlich weiße Männer an, die zum Teil in den späten 2000er Jahren der Führungsebene der überregionalen Neonazi-Szene angehörten. Das Publikum an dem Abend auf dem Vereinsgelände in Salzwedel war dementsprechend: nur wenige Personen mit offensichtlicher Migrationsgeschichte hatten sich dorthin verirrt. Stattdessen zeigten einige der Teilnehmenden offen ihre neonazistischen, teils strafbaren Tattoos.
Einen Prominenten aus dem Profi-Boxsport konnte man für die Teilnahme an dem Wettbewerb ebenfalls verpflichten: René Hübner aus Eisenhüttenstadt in Brandenburg. Er ist kein Unbekannter innerhalb dieser Recherche, denn auch Hübner pflegt sehr enge Freundschaften zu den alten und neuen Protagonisten der rechten Hooliganszene des BFC Dynamo. Für den Fußballclub ist er gemeinsam mit etlichen der bis hierher genannten Personen im Ordnerdienst im Stadion tätig. Mit der Fußballszene dürfte er in den 1990er Jahren in Kontakt gekommen sein, damals, als u.a. André Sommer und Rayk Bernt den bis heute vorauseilenden Ruf der Hooliganszene „erarbeiteten“. Nicht verwunderlich also, dass auch René Hübner heute Mitglied des HAMC ist. Noch bis Anfang der 2010er Jahre gehörte er in Brandenburg dem Charter «Oder City». Im Juli 2013 wurde dieses Charter allerdings vom Brandenburger Innenministerium verboten, maßgeblich aufgrund eines Mordversuchs gegenüber einem Mitglied des «Gremium MC» im Dezember 2011 in Königs-Wusterhausen. In Bezug darauf erscheint Hübners Mitgliedschaft beim HAMC absurd, denn bevor er sich „Rot-Weiss“ anschloss, war er Mitglied beim «Gremium MC» und soll dort gar „Sergeant At Arms“ gewesen sein. Ein Tattoo des geflügelten Totenkopfs, dem Erkennungsmerkmal der Mitglieder des HAMC, ließ er sich auf die Innenseite des linken Oberarms tätowieren. Sonst posiert er nur sehr selten mit Symbolen des MCs. Sicherlich ungewollt landete dennoch ein Bild von ihm, bekleidet mit einer Kutte des HAMC, in den sozialen Netzwerken. Das Bild zeigt ihn im Rahmen des sogenannten «World Run» – das wichtigste internationale Treffen des HAMC – in Italien im Sommer 2022, gemeinsam mit „Brüdern“ u.a. aus Berlin, Cottbus und Leipzig. In seiner Heimatstadt Eisenhüttenstadt organisiert Hübner nicht nur Box-Events, sondern ist auch Betreiber des «Abasa»-Gyms, dass sich auf ReHa-Sport spezialisiert hat.
Laut Verbotsverfügung wurde der «Hells Angels MC Oder City», der bis Ende 2012 ein Clubhaus in Fürstenwalde unterhielt, von Rayk Bernt mitgegründet. Vermutlich aus strategischen Gründen, denn Bernt ist eigentlich Gefolgsmann von André Sommer. Seit Anfang der 2000er Jahre hielt Bernt die Markenrechte am Vereinswappen des BFC Dynamo, bis er diese 2022 an den Fußballclub zurück übertrug – und dafür eine sechsstellige Summe erhalten haben soll. In der «BFC Dynamo Vermarktungsgesellschaft mbH» wird er mittlerweile nur als ehemaliger Geschäftsführer benannt. Für die «Boxclub Dynamo Berlin Sportmarketing GmbH» ist er hingegen bis heute in dieser Funktion tätig.
„Boxclub Dynamo“, dazu der Vermerk „Security“, stand auch auf den T-Shirts die Maik Sommer und Piegazki 2019 beim Liegestütz-Wettbewerb im Clubhaus des HAMC in Salzwedel trugen. Eine Verbindung, die alles andere als zufällig ist. Denn der in den 2000er Jahren gegründete «Boxclub Dynamo e.V.» ging in den 2010er Jahren im «Health Gym e.V.» auf, der, wie beschrieben, seinen Sitz im Clubhaus des Charters «Nomads» hat. Der «Boxclub Dynamo e.V.», wie auch Rayk Bernts «Boxclub Dynamo Berlin Sportmarketing GmbH» hatten ihren Sitz in der Coppistraße 17 in Berlin-Lichtenberg. Dort wo heute die «Boxbude Immertreu» ihren Sitz hat und die Neonazi-Hooligans Sven Schmitt und Michael Reinhardt bis 2019 nachweislich trainieren konnten, bis schließlich die Räume des «Health Gym» in Berlin-Biesdorf zur Verfügung standen.
Synergien – MDMA, Sorte „Hakenkreuz“ und Kalaschnikows
Die enge Bindung des rechten Hooliganmilieus zum HAMC schafft Synergien. Auch innerhalb der Geschäftswelt um den Drogen- und Waffenhandel, sowie innerhalb der (Zwangs-)Prostitution, in der beide Spektren aktiv sind, kann diese Allianz hilfreich sein. Eindrücklich sei hier auf die Aktivitäten des bereits erwähnten rechten Hooligans des BFC Dynamo, Domenic von der Preuß, verwiesen. Mit ihm beschäftigte sich das Landgericht Frankfurt zuletzt Ende 2021. Hauptsächlich wurde ihm der Handel mit Betäubungsmitteln zur Last gelegt. Mal setzte er 90 Kilogramm Marihuana um, mal Kokain im Kilo-Bereich, ein anderes Mal 20.000 MDMA-Tabletten, Sorte „Hakenkreuz“. Das Gericht stellte zudem fest, dass von der Preuß „im kriminellen Drogen- und Waffenhändlermilieu gut vernetzt war und zum anderen, dass er unter seinen Geschäftspartnern hohes Vertrauen genoss.“ Zu dieser Erkenntnis kam das Gericht in Bezug auf das Kriegswaffenkontrollgesetz, das gegen von der Preuß in dem Prozess zudem angewandt wurde. Schließlich hatte er im Mai 2020 ein Maschinengewehr der Sorte AK 47 („Kalaschnikow“) von einem Händler an eine Person aus seinem Netzwerk vermittelt. Zwischen dem Zeitpunkt, als der Händler ihm die Waffe anbot und dem Moment, wo von der Preuß mitteilte, dass er einen Käufer habe, vergingen nur 16 Minuten, wie aus den Ermittlungen hervorgeht. Es soll nicht der erste Waffendeal gewesen sein, den er abwickelte, wie aus dem Chat mit seinem Waffenhändler hervor geht. „Hatte schonmal welche…für 1,8…10stk…alle diesselben probleme“, schrieb von der Preuß. Damals habe er 1800 Euro pro Stück bezahlt, doch die Waffen seien aus Jugoslawien und „rohrkrippierer“ (sic!) gewesen. Aufgrund eines Geständnisses kam am Ende ein „mildes Urteil“ von sieben Jahren Haft für ihn raus. Aktuell soll er bereits im offenen Vollzug sein. Sein Freundeskreis aus dem rechten Hooliganmilieu dankt es ihm u.a. mit „Free Domi“-Shirts. Das klingt paradox, denn von der Preuß hat vor Gericht ausgepackt und nicht geschwiegen, wie es eigentlich in diesem Milieu üblich ist. Entscheidend ist hierbei jedoch, dass er offenbar nur sich belastet hat, bzw. die eh schon bekannten Akteure, die in anderen abgekoppelten Verfahren ebenfalls geständig waren. Solidaritätsbekundungen und finanzielle Unterstützung an den aktuell inhaftierten von der Preuß sind somit nicht ausgeschlossen.
Dass von der Preuß seit vielen Jahren einer der Protagonisten der rechten Hooliganszene des BFC Dynamo ist, davon fand man in der Presse in Bezug auf das Urteil wegen Drogenhandels nichts. Dabei ist das Netzwerk essentiell für die Straftaten, für die er verurteilt wurde. Sein Ziehvater in dem Milieu war schließlich der Hooligan Maik Palm, sowie das ehemalige Mitglied des HAMC und Hooligan Christopher Rauch. Ein Banner im Stadion des BFC Dynamo 2014, mit dem Spruch „Freiheit für unsere Freunde Domi – Christopher – Maik – Eric“, deutet dies schon an. Damals saßen Maik Palm, Christopher Rauch, Eric Jantzen und offenbar auch Domenic von der Preuß in U-Haft, wegen bandenmäßigen Handels und Herstellung von Betäubungsmitteln. 2015 wurde auch von der Preuß in dem Zusammenhang verurteilt, wegen Beihilfe.
Dass die Welten – die des HAMC und die der Hooligans des BFC Dynamo – sich innerhalb der beschriebenen illegalen Geschäftsfelder bestens ergänzen, hat auch viel mit dem Wertesystem zu tun, dass beide Spektren teilen. Alle der hier vorgestellten Personen legen unheimlich viel Wert auf Loyalität, Ehre und Stolz, sowie Verschwiegenheit und Brüderlichkeit. Wer sich damit identifiziert, erreicht Wohlstand, Respekt, Anerkennung und vor allem Unterstützung. Wer aber gegen das Wertesystem dieses Männerbundes verstößt, gilt als vogelfrei. Damit lässt sich im Übrigen auch die Attraktivität von Motorradclubs und Bruderschaften für die Neonaziszene erklären. Denn ein solches Wertegefüge wird auch dort geprägt. Und wenn dieses dort nicht mehr erfüllt wird, dann wechselt man eben in eine der zahlreichen, stetig neu gegründeten, elitären Neonazi-Bruderschaften oder eben in einen der größeren Motorradclubs.
„Brüder“ und Kameraden im Geiste und im Business
Die Hauptprotagonisten des «KDN Team Berlin» sind tief in die Unterstützer-Struktur des HAMC vernetzt. Sie sind damit Teil eines weit gefächerten Spektrums, dem zumeist Männer angehören, die sich selbst auch als „Outlaws“ definieren und das kriminelle Milieu romantisieren. Eine Struktur, die den „Großen im Geschäft“ auf unterschiedlichste Weise den Rücken freihält und im Gegenzug Anerkennung und Aufwertung erfährt.
Wenn sich Neonazis entschließen, die Kameradschaft gegen die Bruderschaft einzutauschen, ist das Ziel ein ähnliches. Es geht um Abgrenzung und Eliten-Bildung, aber auch um Familienersatz und dementsprechende Veränderungen im Wertesystem. Ein „Bruder“ sei schließlich mehr wert als ein „Kamerad“. Das dürfte sich auch Christopher Wilhelm, genannt „Puffa“, gedacht haben, als er mit anderen Neonazis 2014 den «Partisanen MC» gegründet hat. Dort ist er heute Präsident und kann auch einen weiteren bekannten und umtriebigen Neonazi seinen „Bruder“ nennen: Paul Schneider. Beide kennen sich seit mindestens 20 Jahren und waren vor allem in den 2000er Jahren in der organisierten Neonaziszene Berlins aktiv. Sie gehörten damals einem Ableger der «Autonomen Nationalisten» in Berlin-Pankow an, mit dem sie u.a. das Konzept der „Anti-Antifa“ vorantrieben und damit versuchten Antifaschist*innen einzuschüchtern. Aus dieser Zeit kennen sie auch Dirk Müller, der heute fester Bestandteil der Hooliganszene des BFC Dynamo ist. Auch Christopher Wilhelm gilt als äußert gewalttätig. Im Frühjahr 2004 wurde er wegen einer brutalen Schlägerei in einer Diskothek in Untersuchungshaft genommen.
Im Hintergrund der öffentlich wahrnehmbaren Aktionen von Wilhelm und Schneider existierte seit Ende der 1990er Jahre die neonazistische «Bruderschaft Pankow», aus der letztlich der «Partisanen MC» entstanden ist. Rund ein Dutzend Personen gehören dem MC an, darunter etliche weitere, bislang unbekannte Personen, die offenbar aus dem rechten Spektrum stammen. Kein Wunder also, dass das Logo des «Partisanen MC» das Symbol der „Schwarzen Sonne“ enthält – ein aus der Mythenwelt des historischen Nationalsozialismus stammendes Symbol. In der brandenburgischen Gemeinde Mühlenbecker Land, wenige Kilometer nördlich von Berlin-Pankow, unterhält der MC ein Clubhaus, das mittlerweile fester Bestandteil der Infrastruktur des überregionalen Rocker-Milieus ist. Auch der HAMC ist dort regelmäßig zu Gast, zu Geburtstagsfeiern von Mitgliedern des «Partisanen MC» oder anderen Anlässen. Auch Michael Reinhardt vom «KDN Team Berlin» ist mit Mitgliedern des Motorradclubs bestens bekannt. Paul Schneider bezeichnet ihn in den sozialen Netzwerken als „alten Freund“. Die beiden haben sich vermutlich in der Berliner Neonaziszene der 2000er Jahre kennengelernt, noch bevor Reinhardt nach Bayern verzogen ist. Auch Schneider war, wie Reinhardt, auf Aufmärschen als „Anti-Antifa“-Fotograf aktiv. Heute verbindet sie zudem das Motorradfahren. So konnte Reinhardt bei einer gemeinsamen Ausfahrt des «Partisanen MC» mit dem «Born To Be Wild MC» in Brandenburg im Frühjahr 2023 festgestellt werden. Ein anderes Mitglied des «Partisanen MC», das bislang nur unter dem Namen „Mike“ bekannt ist, ist gemeinsam mit den rechten Hooligans und Mitgliedern des HAMC-Charters «Nomads» beim BFC Dynamo im Orderdienst tätig. Etliche Personen des Netzwerks fanden sich wiederum im Oktober 2023 zur Geburtstagsfeier von „Mike“ im Clubhaus des «Partisanen MC» ein, etwa Philip Palm, Daniel Zimmermann und Richard Alte. Neben „Mike“ ist auch Christian Wilhelm in dem hier dargestellten Netzwerk involviert, wenngleich er nicht zu den Hauptprotagonisten zählt. Darauf verweist er mit seiner Teilnahme an Events dieser Struktur. Bilder zeigen ihn bei Feiern, die u.a. Ende 2022 im Restaurant «Waldkater» in Berlin-Grünau ausgerichtet wurden. Wilhelm wie auch „Mike“ waren dort Teil einer rund 40-köpfigen Gruppe, bestehend aus Neonazis, (rechten) Hooligans und Mitgliedern des HAMC, wie Rayk F., Maik Sommer und René Hübner. Auch weil der Großteil dieser Gruppe in der Sicherheitsbranche arbeitet, kann die Zusammenkunft als eine Art Firmenfeier bewertet werden.
Neben dem «Partisanen MC» ist auch der «Bloody Riders MC North Berlin» (BRMC) Teil des Berliner Netzwerks. Der MC entstand Anfang 2021 scheinbar aus dem Nichts, aber mit großer Unterstützung des HAMC – allen voran durch das verbotene Charter «Berlin Central». Der BRMC eröffnete am 25. März 2023 in Berlin-Reinickendorf in genau dem Gebäude sein Clubhaus, in dem vormals das Charter «Berlin Central» beheimatet war. Bei der „Neueröffnung“ waren nicht nur befreundete MCs aus ganz Deutschland anwesend. Auch Dominic Bierwirth, dessen Freundeskreis sich – wie bereits ausführlich weiter oben erwähnt – aus Protagonisten der rechten Hooliganszene und von «Der III. Weg» zusammensetzt, folgte der Einladung. Bilder zeigen Bierwirth auf der Feier des BRMC u.a. mit dem Berliner Hooligan Sandro Wrembel und dem Rapper «Serok 030», der Mitglied bei «Combat 81» ist, einer Unterstützer-Gruppe des HAMC. In einem Musikvideos dieses Rappers, welches im März 2022 veröffentlicht wurde, ist Wrembel als Darsteller zu erkennen. «Serok 030» und mindestens ein weiteres Mitglied von «Combat 81» halfen im Juli 2020 der Polizei und dem Hausverwalter der teil-besetzten Rigaerstraße 94 in Berlin-Friedrichshain, Räumungsbescheide durchzusetzen.
Das Wohngebiet rund um die Rigaerstraße in Berlin ist durchzogen mit Immobilien, die von ominösen Investor*innen durch weitreichende Firmenkonstrukte und schwer nachvollziehbare Netzwerke verwaltet werden. Diese Netzwerke greifen offenbar „fürs Grobe“ immer wieder auf Neonazis, Hooligans und Personen aus der Rockerszene zurück. Nicht nur im Falle der Rigaerstraße 94, sondern auch in Bezug auf Objekte der Unternehmensgruppe Padovicz. Innerhalb der Bauausführung ist schließlich, laut einem Rechercheblog, auch Marco Hauer tätig. Er gilt als die rechte Hand des Bauleiters. Sein Gesicht ist Beobachter*innen der Szene bekannt, denn der Mitte 40-jährige kann seit etlichen Jahren als Teil der organisierten Neonaziszene festgestellt werden, vorrangig im Zusammenhang mit Kampfsport und RechtsRock. Er ist Teil der Strausberger Neonazi-Band «Exzess», wo er seit circa 2015 den Bass bedient. Wohnhaft ist Hauer hingegen in Berlin-Weissensee. Zum Netzwerk des «Kampf der Nibelungen» hält er engen Kontakt. Als der KDN im Oktober 2018 sein Turnier in Sachsen ausrichtete, war Hauer Teil eines Auto-Konvois Berliner und Brandenburger Neonazis, die u.a. Daniil Kapustin zum Event brachten, den Bruder von «White Rex»-Gründer Denis Kapustin.
Netzwerken im Baugewerbe
Im Netzwerk um das Berliner KDN-Team, wie auch innerhalb der Struktur des HAMC fällt auf, dass zig Personen als Geschäftsführer mehrerer Firmen tätig sind oder als „Prokura“ – d.h. in Vollmacht – auftreten. Oftmals wirken diese Firmen als Partner, sind quasi ihr eigenes Netzwerk, und unterstützen sich dadurch personell. Das Firmennetz ist kompliziert und weit gespannt. Bekannt ist, dass solch ein undurchsichtiges Netz innerhalb der Organisierten Kriminalität der Verschleierung von Finanzströmen dient.
Besonders ins Auge sticht im hier vorliegenden Netzwerk die «KPJ GmbH», die auch als Sponsor von Kämpfern auftritt. Etwa im Rahmen der Box-Gala am 6. Mai 2023 in der Berliner «Verti Music Hall» für Philip Palm und auch für Kämpfer des «Spikes Gym». Die Buchstaben „KPJ“ stehen für die Nachnamen der Gründer der Firma: Harald Andreas K., Philip Palm und Maik Jentsch (heute Palm). Die Firma ist im Baugewerbe tätig, wobei der Fokus auf Abrissarbeiten liegt. Einer weiteren Firma aus dem Geflecht, der «KPL Schadstoffsanierung UG», gehört – anstelle von Maik Palm – außerdem Ronny Lindemann an. Die dritte Firma im Bunde, die «SP Montage Team GmbH» führt wiederum auf Philip und Maik Palm zurück, wie auch auf Bülent T. Er ist eine der wenigen Personen innerhalb des engeren Kreises des Netzwerkes, die eine Migrationsgeschichte aufweist. Vor allem mit Maik Palm trainiert er regelmäßig, taucht aber auch auf Zusammenkünften des Netzwerkes auf, u.a. auf Feiern in 2022 im Restaurant «Waldkater». Den Link von Bülent T. zu diesem Kreis findet man in der Organisierten Kriminalität, denn T. gehörte in den 2000er Jahren dem «Bandidos MC» an. Im Sommer 2008 stand er als Mitglied des MCs wegen Schutzgelderpressung im Fokus polizeilicher Ermittlungen. Ein Großteil seiner „Brüder“ wechselte Anfang der 2010er Jahre zum HAMC.
Die Firma, die Bülent T. mit Maik und Philip Palm betreibt, tritt kaum öffentlich in Erscheinung, ähnlich wie die «KPL Schadstoffsanierung UG». Im Gegensatz dazu steht die «KPJ GmbH», bei der Geschäftsführer Maik Palm nicht müde wird im Internet immer auch auf die Partner-Unternehmen hinzuweisen. Etwa auf die Firma «Textilhelden», die von Lars Buchholz mitbetrieben wird und u.a. für die «KPJ GmbH» und das «Boxgym Coepenick» Bekleidungsartikel fertigte. Ein anderer Partner ist «Bodenleger Piegazki», die Firma des „Hells Angel“ Christopher Piegazki. Firmensitz ist derselbe wie bei «KPJ GmbH»: eine Adresse im Industriegebiet von Berlin-Marzahn. Piegazki ist zudem für die «CP Comfortleasing GmbH» verantwortlich, die sich auf das Leasing teurer Maschinen u.a. aus der Bau-und Sicherheitsbranche spezialisiert hat. Darüber hinaus verweist die «KPJ GmbH» als Partner u.a. auf das Studio «Tattoo Berlin 2020» von Robert Müller, sowie auf das Gym «Athletic Nation» in Berlin-Schöneweide und das «Arte Suave»-Gym in Potsdam. Kaum verwunderlich ist auch, dass die eigentlichen Baustellen von Personen aus dem Neonazi- und Hooliganmilieu Berlins dominiert werden. Für die «KPJ GmbH» waren schon Sven Schmitt, Dominic Bierwirth und der Rapper «Analyse One» tätig, neben etlichen weiteren Personen aus den Reihen der «Ostfront»-Hooligans und der Fangruppe «Fraktion H» des BFC Dynamo.
Neonazis und Hooligans im Dienste der Sicherheit
Dieses Firmennetz erstreckt sich zudem weiter in die Sicherheitsbranche. Sowohl die Protagonisten des «Kampf der Nibelungen», wie auch verschiedene Akteure aus den Gyms und etliche Personen aus der organisierten Kriminalität um den HAMC, betätigen sich schließlich als Security. Dieser Geschäftszweig wird seit jeher von einem gewalterfahrenen Klientel bedient, ungeachtet dessen, dass die Behörden seit einigen Jahren versuchen dies mit verschärften Richtlinien einzudämmen. Denn aktuell sind nicht nur Zertifikate und Schulungen nötig, um etwa als TürsteherIn für die Sicherheit in Clubs sorgen zu dürfen, sondern auch eine Zuverlässigkeitsprüfung. Mit Blick auf die Vita vieler der hier genannten Personen ist es eigentlich unmöglich, im Geschäft um die Sicherheit mitzuwirken. Als „unzuverlässig“ in der Branche gelten für die Behörden beispielsweise Personen, die bereits im Zusammenhang mit Körperverletzungsdelikten aufgefallen sind. Dass die Branche für das hier vorliegende Milieu dennoch Haupt- oder Nebenerwerb sein kann, liegt auch an den ihnen wohlgesonnenen Arbeitgebern. Innerhalb des hier dargestellten Netzwerks finden sich schließlich einige Personen, die mittlerweile gar Geschäftsführer von Security-Unternehmen sind. Damit haben sie freie Hand in der Personalplanung, wie sich folgend zeigt.
So betreibt der rechte Hooligan Tobias Karp etwa die Firmen «Karp Sicherheitstechnik» und «Karp Protection», für die Sven Schmitt und Tom Staletzki vom «KDN Team Berlin» und Richard Alte 2019 mehrfach arbeiteten. An einer im selben Jahr ausgerichteten Firmenfeier nahm zudem Tim Wendt teil. Er ist ein langjähriger Freund Staletzkis, nahm mit diesem am koordinierten Angriff in Leipzig-Connewitz im Januar 2016 teil und gehörte der «Weisse Wölfe Terrorcrew» an. Ausgerechnet Tobias Karp war es dann, der im Sommer 2021 in den sozialen Netzwerken als Teil eines bemüht antirassistischen Teams der «German Security» präsentiert wurde. Die Firma geriet zuvor in die Kritik, da sie u.a. für die Trauerfeier ihres ehemaligen Mitarbeiters Mirco Jäppelt warb. Jäppelt gehörte seit den 1990er Jahren der Berliner Neonazi- und Hooliganszene an. Für «German Security» arbeiteten Karp und Tom Staletzki schon 2017. Im selben Jahr war Karp Teilnehmer des RechtsRock-Großevents «Rock gegen Überfremdung II» in Themar, Thüringen.
«German Security» ist aber auch die Schnittstelle zum rechten Zusammenschluss «Vereinigte Türsteher Ostdeutschland» um Alexander Faust aus Leipzig. Dies ließ sich bereits im Mai 2018 feststellen, als Faust an einer Firmenfeier der «German Security» teilnahm, gemeinsam mit Mirco Jäppelt. Um 2018 war Faust mit der einschlägig bekannten «Black Rainbow – P.E.A.S»-Security aus Leipzig mehrfach in Berlin tätig, sicherte etwa das «Bierkönig Festival» ab. Bei Spielen des BFC Dynamo konnte Faust ebenfalls ausgemacht werden, zum Teil auch als Gast. Kein Wunder: André Sommer, Chef des HAMC-Charters «Nomads», zählt zu Fausts engerem Freundeskreis und besucht ihn regelmäßig in Leipzig. Faust selbst soll Ende der 2000er Jahre dem Charter «Nomads» angehört haben.
Eine andere Firma aus der Branche ist die «Guardius GmbH» um Haupteigentümer, Geschäftsführer und BFC Dynamo-Hooligan Dirk Müller. Mit der Firma spielt er offenbar höherklassig, denn das Logo des Unternehmens findet sich u.a. auf der Webpräsenz des renommierten «Deutschen Presseball Berlin». «Guardius GmbH» wird demnach als Partner einer Zusammenkunft einflussreicher Personen aus Politik und Wirtschaft geführt. Für die Sicherheitsfirma waren am Tag des Balls nicht nur Müller, sondern auch Max Schlegel und Richard Alte tätig. Dem nicht genug, war Müller auch Teilnehmer des «Ball der Wirtschaft» 2020 in Berlin.
Das gesellschaftliche Event wird vom «Verein Berliner Kaufleute und Industrieller» (VBKI) ausgerichtet, der in seinem Selbstverständnis festhält: „Auf Basis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung wirken unsere 2.300 Mitglieder im Dialog mit den politischen Spitzen des Landes und als kritisch-konstruktiver Begleiter der politischen Agenda Berlins daran mit, die Hauptstadtregion lebenswerter und erfolgreicher zu machen“. Müller scheint sich offensichtlich gut vermarkten zu können, wenn er daran teilhaben darf. Mitarbeiter und Mitstreiter Müllers bei den Hooligans des BFC Dynamo, Richard Alte, ist laut eigener Darstellung seit Herbst 2022 für die „Qualitätssicherung“ bei der «Guardius GmbH» zuständig. In der Branche scheint Alte seit den 2010er Jahren tätig zu sein, betrieb bis 2022 den «Veranstaltungsservice Alte», mit dem er die Berufsfelder „Veranstaltungsplanung, -betreuung und -absicherung“ abdecken konnte.
Hans Büscher, der aktiv an „Ackerkämpfen“ der Hooliganszene teilnimmt, präsentiert sich im Netz ähnlich seriös wie Alte. Laut seiner Vita war er von 2017 bis Herbst 2022 „HR Manager“, zuerst bei der «KISS Security GmbH», dann bei der «Interr Security GmbH», die Sicherheits- und Ermittlungsdienste anbietet. Als „HR Manager“ war er vorrangig mit Personalmanagement befasst. Heute wird er bei der «Interr Security GmbH» als „Client Director“ angeführt, d.h. er ist einer der wichtigsten Schnittstellen zwischen der Firma und den Kund*innen. Bis Sommer 2023 war Büscher außerdem Geschäftsführer der «Smartifikat GmbH», die u.a. Tätigkeiten im Security-Bereich anbietet. So war Büscher mit der Firma auch für die Absicherung eines Wagens auf der CSD-Parade im Juli 2023 in Berlin beauftragt worden. Sebastian Zehlecke wurde hingegen 2022 auf dieser Parade als Ordner festgestellt. Der CSD gilt als das größte Event der queeren Community und wird auch als solches stark angefeindet. Dass Zehlecke und Büscher auf dem CSD arbeiten konnten, ist fragwürdig. Mal abgesehen von Zehleckes Aktivitäten in der organisierten Neonaziszene vor nicht einmal 10 Jahren, umgeben sich heute beide – ob im Stadion oder beim Training – mit gewaltsuchenden Neonazis. Jene Neonazis von «Der III. Weg» , die im Sommer 2023 versuchten Teilnehmende des CSD während der Abreise körperlich anzugreifen.
Während die Arbeit als Security oder Ordner auf Events wie dem CSD vor allem zur Profilierung und Etablierung der Firmen beiträgt, ist das Arbeitsfeld als Türsteher*in auch für die Mitarbeitenden reizvoll – besonders für ein Milieu, wie es hier vorliegt. Als Türsteher*in besetzt man automatisch eine machtvolle Position: man kann entscheiden, wer in den Club darf oder wer rausfliegt. Türsteher*innen wird das Hausrecht übertragen, eine Kontrolle darüber, wie das Hausrecht umgesetzt wird, findet nur selten statt. Viele Clubs rühmen sich auch lieber mit muskulösen, schlagfertigen Männern an ihrer Tür, die im Zweifel Menschenleben gefährden, als sich für eine diverse Security einzusetzen. Manche Clubs haben auch keine Wahl, wen sie da an der Tür eigentlich beschäftigen, denn nicht selten werden die „Türen“ von Gruppen aus der Organisierten Kriminalität besetzt. Dies funktioniert dann ähnlich wie bei der Schutzgelderpressung. Wird nicht bezahlt, bzw. wird nicht das gewünschte Personal an die Tür gestellt, ist Sach- und Personenschaden die Konsequenz. Die Club-Türen sind für die Organisierte Kriminalität ein wichtiger Schlüssel, um dort den Drogenhandel zu kontrollieren und um die eigenen Produkte abzusetzen.
Nachdem bereits ausführlich auf die Verstrickung der Klientel in die Organisierte Kriminalität eingegangen wurde, ist folgerichtig, dass die hier genannten Personen verschiedene Clubs und Eventlocations als Art hauseigene Security betreuen. Richard Alte fand man in den 2010er Jahren in verschiedensten Locations Berlins, u.a. im Auftrag der «Europrotect Sicherheits- und Dienstleistungs GmbH». Diese sicherte auch Veranstaltungen in der «Kulturbrauerei» in Berlin-Prenzlauer Berg, wo heute noch regelmäßig Personen des Netzwerks, wie etwa Dustin Breckenfelder, als Türsteher im dort beheimateten «Soda Club» tätig sind. Dieser Club bekam im Herbst 2013 große Aufmerksamkeit, als dort ein Türsteher bei der Arbeit erschossen wurde. Verdächtigt wurden damals Angehörige des «Hells Angels MC», denen einige Zeit vor dem tödlichen Angriff der Einlass in den «Soda Club» verwehrt wurde und die in einer darauffolgenden Schlägerei verletzt flüchten mussten. Laut Polizei seien die Türsteher sehr trainiert gewesen, laut Insidern gehört die Tür schon sehr lange zum Geschäftsfeld der Hooligans des BFC Dynamo.
Gemeinsam mit Dustin Breckenfelder und weiteren «Ostfront»-Hooligans ist Richard Alte aktuell als Türsteher im Techno-Club «M-Bia» am Berliner Alexanderplatz tätig. Einige der Bewertungen des Clubs im Internet lassen schon darauf deuten, denn nicht selten ist die Rede von aggressiven Tür-Personal, das nur „Stress sucht“. An der Tür des seit Herbst 2023 geschlossenen Techno-Clubs «ASeven», der unweit vom «M-Bia» entfernt lag, waren ebenfalls Personen aus diesem Netzwerk als Türsteher tätig. Darüber hinaus scheint das Netzwerk auch für kurzfristige oder anlassbezogene Security-Tätigkeiten ansprechbar zu sein. Das ist prinzipiell keine Seltenheit in der Branche, denn dafür gibt es schließlich Netzwerke. Für die Veranstaltenden der Events ist dies jedoch nicht immer vorteilhaft, weil dadurch nicht ausgeschlossen werden kann, dass eben auch rechte Gewalttäter gebucht werden. So wie im Oktober 2023, als u.a. Richard Alte bei der „Goanautika Halloween“-Party im «Astra Kulturhaus» in Berlin-Friedrichshain Teil der Security war.
Dass die Betreiber*innen des weltweit bekannten «KitKatClub» in Berlin-Mitte nicht wissen, wer seit Jahren ihre Räume und ihr Publikum absichert, ist allerdings schwer zu glauben. In Shirts mit dem Aufdruck „KKC Korps“ wird man dort u.a. von Robert Müller vom «Spikes Gym», von Maik Palm und von Mark Frese begrüßt und befragt, wenn man an den exklusiven Partys teilnehmen möchte. Der «KitKatClub» ist schließlich nicht irgendein Club, sondern versteht sich als sexpositiv und kinky und hat den Anspruch für Fetische und unterschiedliche Sexualitäten offen zu sein. Das sogenannte „Selecting“, d.h. die gezielte Auswahl erwünschten und unerwünschten Publikums, in die Hände von Personen wie Palm oder Mark Frese zu geben, ist unverantwortlich. Den Club selbst als Ort des sicheren Auslebens von Fetischen und Ähnlichem zu verstehen, ist hinsichtlich der Türsteher mehr als fragwürdig. Denn Frese, der Maik Palm den Job verschafft haben dürfte, bewegt sich schon ewig im rechten Hooligan-Milieu des BFC Dynamo. Dabei zählt er zur „alten Riege“ um René Hübner und René Marschke, mit denen er in den 2000er Jahren zudem dem «Gremium MC» angehörte. Laut einer Darstellung in einem Biker-Magazin aus dieser Zeit soll Frese – höchstwahrscheinlich im Charter «Nomads Eastside» – „Security Chief“ gewesen sein, während Marschke Vize-Präsident war. Die beiden pflegen bis heute eine freundschaftliche Beziehung. Gemeinsam mit Maik Palm, Sven Schmitt vom «KDN Team Berlin» und weiteren aus dem Netzwerk trainiert auch Mark Frese im «Health Gym», im Erdgeschoss des Clubhauses des «Hells Angels MC Nomads» in Berlin-Biesdorf. Er hält auch dadurch eine direkte Verbindung in die Organisierte Kriminalität, in der Maik Palm auch schon vor knapp 10 Jahren tätig war. Und auch Palms damaliger Partner im Drogenhandel, Christopher Rauch, sowie der rechte Hooligan Domenic von der Preuß, zählen zu Mark Freses Freundeskreis. Gemäß der Darlegung der Lebensumstände im Prozess gegen von der Preuß Ende 2021, u.a. wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, habe auch von der Preuß nach 2017 als Türsteher gearbeitet, u.a. in einem Fetisch-Club. Das damit der «KitKatClub» gemeint ist, liegt nahe.
Zurück in der Halbwelt – Profiboxer im Netzwerk
Die Zeit rund um die Jahrtausendwende war die „goldene Ära“ des Profi-Boxsports in Deutschland. Seitdem hat sich viel verändert, vorbei sind die Zeiten in denen millionenschwere TV-Verträge und zahlreiche heimische Titelträger ein breites Publikum begeistern. Die Konkurrenz durch andere Kampfsportarten wie MMA und K1, als auch die Vielzahl an undurchsichtigen Titeln und einige Skandale haben dem Sport zugesetzt. Mittlerweile ist der Boxsport – überspitzt ausgedrückt – wieder dort angelangt, wo er im Westdeutschland der 1980er Jahre stand: in der Halbwelt, zwischen Sportwetten, Security-Branche, Rockern und dem sogenannten „Rotlicht“. Dass das Netzwerk des Berliner Teams des «Kampf der Nibelungen» in diesem Milieu einen Fuß in der Tür hat, kann nach all den bisher dargestellten Verbindungen, nicht überraschen. Dass dem Netzwerk selbst Personen aus dem Profi-Boxsport angehören, ist hingegen eine genauere Betrachtung wert.
Die engste Bindung kann schließlich Ronny Gabel aus Berlin-Grünau vorweisen. Der 38-jährige wird in der Presse als konservativer Familienmensch dargestellt und als Kämpfer, der die „ostdeutsche Seele berührt“. Über seine Verbindungen zur extremen Rechten und der Organisierten Kriminalität wurde bislang nicht berichtet. Gabel ist das Aushängeschild des «Higgins Boxclub» in Berlin-Schöneweide, der fester Bestandteil des hier vorliegenden Netzwerks ist. In der Trainingsstätte hängen Banner der Bekleidungsmarke «Cremers Streetcore», die im rechten Hooliganmilieu des BFC Dynamo zu Hause ist und auch während der Trainings sind Bekleidungsartikel aus der Neonazi-Szene dort scheinbar kein Problem. Zuletzt konnten 2022 jüngere Mitglieder der Hooligan-Gruppe «Ostfront» bei Trainings in den Räumen festgestellt werden. Das Gym liegt zudem im selben Gebäude wie das Clubhaus des «Gremium MC Berlin – Black North», dessen Präsident Kaled Hassan mit den Hauptprotagonisten des Berliner KDN-Teams bestens bekannt ist. Er befand sich u.a. mit Sven Schmitt und Michael Reinhardt in der Reisegruppe zum «Rock gegen Überfremdung II» in Themar (Thüringen) im Juli 2017. Hassan war Ende der 2000er Jahre fester Bestandteil der Struktur des «Nationalen Widerstand Berlin». Ab circa 2012 wandte er sich dem Berliner Ableger der von Neonazis durchsetzten Rockergruppe «Gremium MC» zu und ist heute Präsident des seit 2015 bestehenden Ablegers «Gremium MC Berlin – Black North».
Ronny Gabel ist aber nicht nur im Profi-Sport tätig, sondern ist auch Investor, Inhaber und Betreiber unterschiedlicher Firmen und Geschäfte. U.a. beim «Backstübchen Zeuthen» in Brandenburg, südöstlich von Berlin. Das Geschäft wird von Maik Palms «KPJ GmbH» als Partner geführt und häufig von den rechten Hooligans des BFC Dynamo, Neonazis und Rockern frequentiert, etwa von Maik und Philip Palm, wie auch Michael Reinhardt. Mit Reinhardts engem Freund Sven Schmitt ist Gabel zudem freundschaftlich verbunden, wie auf Bildern in den sozialen Netzwerken suggeriert wird. Auch an der Hochzeit von Maik Palm nahm Ronny Gabel teil. Gabel ist für das Netzwerk auch als möglicher Arbeitgeber in seinem Security-Unternehmen «SfB Security & Dienstleistungen UG»relevant.
In Gabels letzten Investment, dem ehemaligen Biker-Treff «45 über Null», heute «Landebahn 3.0» in Schönefeld unweit des Flughafens, trafen sich bereits kurz nach der Eröffnung im Frühjahr 2023 etliche Personen, auf die hier bereits detailliert eingegangen wurde. Zu einem Frühstück zu Pfingsten fanden sich dort u.a. Michael Reinhardt, Richard Alte, Maik Sommer und Philip Palm ein.
Auch der Profi-Boxer und ehemalige WBC-Boxweltmeister im Halbschwergewicht Nick Hannig ist deutlich mit dem hier vorliegenden Netzwerk verbunden. Mehrfach wurden zu dessen Trainingseinheiten im «Boxclub Bestensee» in Brandenburg Personen aus dem rechten Hooligan-Milieu des BFC Dynamo und von Hertha BSC eingeladen. Als Hannig im Februar 2023 in Riga (Lettland) kämpfte, reiste eine fast 30-köpfige Gruppe aus Berlin und Umland zur Unterstützung mit, die das hier dargestellte Netzwerk nicht besser hätte repräsentieren könne. Der Reisegruppe gehörten nicht nur der Profi-Boxer Ronny Gabel und der ehemalige Muay Thai-Wettkämpfer Jens Hoffmann an, sondern auch Personen, die hier schon detailliert dargestellt wurden: u.a. Michael Reinhardt vom Berliner KDN-Team, der BFC Dynamo-Hooligan Dirk Müller, sowie Christoph Wilhelm, Präsident des rechten «Partisanen MC». Vor seinem Kampf in Riga war Nick Hannig mehrfach Teil der Trainingsgruppe im «Health Gym», im Clubhaus des «Hells Angels MC Nomads» in Berlin-Biesdorf. Auch Hannig ist in der Security-Branche tätig. Er ist seit 2009 Inhaber einer Firma mit Sitz in Königs Wusterhausen, die 2019 zur «Steinhagen & Hannig Sicherheitsmanagement GbR» fusionierte.
Eine Box-Gala, die tief blicken lässt
Wie ein Schaulaufen des großen Teils der hier vorgestellten Personen, wirkte die «SES-Boxgala» („Sport Events Steinforth“) am 6. Mai 2023 in der Berliner «Verti Music Hall». Neben Philip Palm, Nick Hannig und Ronny Gabel stand auch ein Anhänger der Hooliganszene des 1. FC Union Berlin im Ring. Draußen, auf dem Vorplatz der Event-Location stand sich hingegen das LKA die Beine in den Bauch. Zwar in Zivil, aber durch ihren Habitus klar erkennbar, sodass den Teilnehmenden vermittelt wurde, dass man sie im Blick habe. Für die Beamt*innen könnte der Abend sehr aufschlussreich gewesen sein. Ein Großteil des „problematischen“ Publikums an dem Abend bestand bekanntlich aus Angehörigen des Hooligan-, Neonazi- und Rockermilieus. Die Hooligans des BFC Dynamo trugen dort offen Shirts zur Schau, die auf die Freundschaft mit den polnischen Hooligans aus Szczecin hinweisen. Das gewaltsuchende Fanklientel von Hertha BSC war wiederum durch Sandro Wrembel, Eric Jantzen und dessen Anhang vertreten, aus der Magdeburger Szene war Hendrik Oschmann vor Ort. Mit der Anwesenheit von Markus Walzuck – Gründer der Marke «Boxing Connection», später «Label 23» – war zudem die Cottbuser Neonazi-und Hooliganszene repräsentiert. Die Fanszene von Energie Cottbus ist mit der des BFC Dynamo eigentlich schwerst verfeindet. Walzuck scheint jedoch unangreifbar zu sein. Nicht nur weil er als Strippenzieher der Neonazi-Szene im Süden Brandenburgs gilt, sondern auch weil er mittlerweile gute Beziehungen zur Organisierten Kriminalität Berlins unterhält. In der «Verti Music Hall» im Mai 2023 wurde Walzuck u.a. von «Label 23»-Model Steven Mader aus Cottbus begleitet, der seit circa einem Jahr Mitglied des «Hells Angels MC» ist. Im Publikum befanden sich zudem David Linke und David Gudra, die seit den 2000er Jahren der organisierten Neonaziszene angehören und vor allem den «Nationalen Widerstand Berlin» stark prägten.
Sportlich betrachtet war die Gala (fast) ein voller Erfolg für die Kämpfer aus dem Netzwerk. U.a. ging Philip Palm an dem Abend als Sieger hervor. Als dessen Kampf beendet war, bewegte sich der Tross der anwesenden Hooligans des BFC Dynamo zum Ausgang, darunter auch Maik Sommer, der als Mitglied des HAMC an dem Abend von doppelter Bedeutung war. Die Präsenz von „Rot-Weiß“ auf Events wie diesem dient schließlich der Reviermarkierung und Machtdemonstration. Neben Sommer waren durchaus auch weitere Anhänger des HAMC anwesend. Als der Mob um die Hooligans des BFC Dynamo die Halle verlassen, sind nur noch wenige aus dem Netzwerk anwesend. Während die letzten Kämpfe nur noch mit halber Aufmerksamkeit verfolgt werden, wartet man auf die Hauptkämpfe des Abends. Doch sowohl bei Nick Hannig als auch bei Ronny Gabel kann nicht annähernd die Stimmung im Publikum erreicht werden, wie sie zuvor bei Palms Kampf vorherrschte. Als der Kampf von Gabel aufgrund eines Cuts durch einen unbeabsichtigten Kopfstoß frühzeitig abgebrochen wird, ist dieser enttäuscht. Es hätte eigentlich sein letzter Profi-Kampf sein sollen. Weil er so seine Karriere nicht beenden wolle, wie er selbst sagt, will er bald noch einmal für ein Re-Match in den Ring steigen. Vorgesehen ist dafür der 13. Januar 2024. Der Austragungsort soll erneut die «Verti Music Hall» in Berlin sein.
Das Netzwerk um das Berliner KDN-Team: eine explosive Allianz
Am Anfang der Recherche stand der «Kampf der Nibelungen» mit seinem Ableger in Berlin, der in einen immer tiefer greifenden Sumpf aus Rockern und rechten Hooligans führte. Viele Abzweigungen führten am Ende jedoch wieder zusammen. Stück für Stück konnte ein Netzwerk skizziert werden. Das «KDN Team Berlin», maßgeblich geprägt von langjährigen Neonazis, greift dabei auf die Ressourcen der schon längst etablierten Strukturen der Hooliganszene des BFC Dynamo und des «Hells Angels MC» zurück. Nicht zuletzt ist ihnen dies möglich, weil es in diesen Strukturen Personen gibt, die mit den Ideendes KDN und/oder seinen Vertretern sympathisieren oder gar selbst Neonazis sind. Der KDN profitiert von diesen Strukturen, vor allem in Bezug aufInfrastruktur und Personenpotential. Andersherum benötigen sowohl die Hooligans als auch die MCs kampfbereiten Nachwuchs, ob auf dem „Acker“, an der Tür, aufdem Bau oder für kriminelle Geschäfte. Es lässt sich nicht leugnen, dass der KDN für jene benötigte Zielgruppe eine erfolgreiche Werbekampagne fährt. Das Konzept des KDN, spektren-übergreifend Kampfsport-Gruppen aufzubauen, hat u.a. in einer Stadt wie Berlin funktioniert, weil es eine Basis gab an die angedocktwerden konnte.
Das hier beschriebene Netzwerk ist weitverzweigt, aber (bislang) öffentlich nicht als solches greifbar. Es ist in vielerlei Hinsicht explosiv. Zum einenstrebt der Personenzusammenhang nach finanzieller, sowie logistischer Unabhängigkeit und ist bedacht, Macht und Wohlstand zu erlangen. Ein Netz aus Firmen und Investments verschleiert Finanzströme und unterstützt sich gegenseitig. Soziale Ächtung oder Ausgrenzung von Personen aufgrund ihrer (extrem) rechten Aktivitäten wird damit fast unmöglich. Alle hier genannten Personen sind zudem gewalterfahren und seit Jahren im Kampfsport aktiv. Die hier mehrfach schon erwähnte Gewaltkompetenz ist immens. Und, sie ist innerhalb des Netzwerkes in kürzester Zeit abrufbar. Im Zweifel ist diese Mischszene – das „toxische Gebilde“ – bei größeren Auseinandersetzungen durchaus in der Lage, einen Ausnahmezustand zu schaffen. Beispielhaft sei hier der „Connewitz-Überfall“ in Leipzig im Januar 2016 erwähnt. Der Großteil der rund 220, im Nachgang des koordinierten, schweren Angriffs in Gewahrsam genommenen Personen, gehörte nicht der organisierten Neonazi-Szene an. Es war vor allem das rechte Hooligan,- Kampfsport-und Rocker-Klientel, als Art „Fußsoldaten“, dass dort involviert war – wenngleich auch bundesweit einflussreiche Neonazis beteiligt waren und den Mob instruierten.
In Hinblick auf eine Gefahrenanalyse fallen hier besonders die direkten Verbindungen in die Organisierte Kriminalität ins Gewicht. Eindrucksvoll demonstrieren die rechten Hooligans des BFC Dynamo, dass nicht nur im Drogenhandel viel Geld zu verdienen ist. Auch mit dem illegalen Handel und der Beschaffung von Schusswaffen sind einzelne Personen des Netzwerks bestens vertraut. Die Wege zur organisierten Neonaziszene sind dabei so kurz, dass davon ausgegangen werden muss, dass Waffen auch regelmäßig in dieses Milieu umgesetzt werden. Ein potentiell einfacher Zugang für all jene Neonazis, die nicht länger auf den in der Szene viel beschworenen „Tag X“ warten, sondern selbst Angriffe ausführen wollen. Der «Hells Angels MC» spielt innerhalb des Netzwerkes eine beachtliche Rolle. So ist es zweifelsfrei die dominierende – weil auch weltweit agierende – und größte Struktur in diesem Gebilde, mit der sich niemand wagt anzulegen. Ob sie deswegen auch tonangebend ist, muss bezweifelt werden. In dieser Recherche werden ausschließlich Mitglieder verschiedener Charter des HAMC benannt, die aus der Neonaziszene stammen, dort zum Teil Führungspositionen innehatten und auch heute noch den Schulterschluss mit der extremen Rechten suchen. Es wird an dem nicht-rechten Teil des HAMC liegen, zu beurteilen inwieweit diese Allianzen mit Neonazis auf Dauer geschäftsschädigend sind. Jene Notwendigkeit liegt jedoch in weiter Ferne, solange die Geschäfte – mitgetragen von der Berliner Clubszene, den Gyms und den Boxsport-Promotern – prächtig laufen.
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