Arnulf Priem in Moabit

28. Januar 2014 | News Redaktion

Eine Materialsammlung

In den Jahren 2012 und 2013 erschienen Recher­chen über den geal­terten Neo­na­zi­führer Arnulf Priem in Moabit [1]. Auch ohne aktu­ellen Auf­hänger, Priem ist Ende 2013 unbe­kannt ver­zogen, werden die Recher­chen und beglei­tende Ereig­nisse auf [recherche&aktion] doku­men­tiert.

Sie nicht in Ver­ges­sen­heit geraten zu lassen, erscheint grade vor dem Hin­ter­grund der Debatte um das Netz­werk des „Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Unter­grund“ (NSU) erhel­lend. So weist auch Arnulf Priems Bio­grafie darauf hin, dass es sich beim auf­ge­flo­genen NSU nicht um eine ver­meint­lich völlig neue Qua­lität des Rechten Ter­rors han­delt. Das Anhäufen von Waffen und Spreng­stoff, sowie deren mör­de­ri­scher Ein­satz waren und sind bereits seit den 1950er Jahren immer auch Bestand­teile des bun­des­deut­schen Neo­na­zismus gewesen. Der­weil gibt es bei Behörden und im öffent­li­chen Bewusst­sein eine lange Tra­di­tion des Weg­schauens, Ver­harm­lo­sens und der stillen Dul­dung neo­na­zis­ti­scher Akti­vi­täten, die mit der Mord­serie des NSU einen wei­teren Höhe­punkt fanden.

Arnulf Priem machte schon in den 1970er Jahren durch neo­na­zis­ti­sche Umtriebe von sich Reden. Bis zu seiner Ver­ur­tei­lung in den neun­ziger Jahren, galt er als einer der wich­tigsten Akteure der bun­des­deut­schen Szene. Er war Gründer und Unter­stützer zahl­rei­cher Kame­rad­schaften, Neonazi-Parteien und diverser rechts­ter­ro­ris­ti­scher Grup­pie­rungen. Mit völkisch-rassistischer Pro­pa­ganda suchte er gezielt Kon­takt zu Jugend­li­chen, um diese zu fan­tai­sieren. In den 1980er und 1990er Jahren begingen seine Zög­linge Morde, Spreng­stoff­an­schläge und Gei­sel­nahmen. Am 24. Mai 2000 ersta­chen vier junge Neo­nazis aus seinem Gefolge den Sozi­al­hil­fe­emp­fänger Dieter Eich in Berlin-Buch. Auch der Polizisten-Mörder Kay Diesner nahm vor seinem Amok­lauf regel­mäßig an ideo­lo­gi­schen Unter­wei­sungen in Priems dama­liger Woh­nung in Berlin-Wedding teil.

Mitte des Jahres 2012 machte Priem in Moabit auf sich auf­merksam, als er einen Nach­barn an seinem neuen Wohnort mit einer Schuss­waffe bedrohte. Im Nach­gang eines Poli­zei­ein­satzes wurde Priem durch meh­rere Outing­ak­tionen und einen Brand­an­schlag auf seinen PKW ver­deut­licht, dass er nicht will­kommen ist. Zuletzt ver­an­stal­teten Anti­fa­gruppen, anläss­lich des 20. Jah­res­tages von Rostock-Lichtenhagen eine Demons­tra­tion, auf der Priems Rolle bei der Vor­be­rei­tung der Pogrome the­ma­ti­siert wurde.

Die Materialsammlung befindet sich hier.

[1] Erst­ver­öf­fent­li­chungen unter aufdiepelleruecken.blogsport.de

Erstveröffentlichung auf Recherche & Aktion am 21. Januar 2014

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