01.02.2016 - NPD-Aufmarsch in Prenzlauer Berg
Am 1. Februar zogen 98 Neonazis eine kurze Strecke vom S-Bhf. Greifswalder Straße über die Grellstraße zum S-Bhf. Prenzlauer Allee. Ursprünglich hatten die Neonazis öffentlich zum Antonplatz als Startpunkt mobilisiert. Wohl wissend, dass das zu Widerstand führend würde, meldeten sie im Geheimen eine Zubringerdemonstration vom S-Bhf. Greifswalder Straße an. Dass sie nicht die ursprüngliche Strecke, sondern nur eine stark verkürzte laufen konnten, verkauften sie trotzdem als Erfolg.
Offensichtlich rechnet die NPD derzeit bei öffentlichen Aufmärschen nicht mehr damit, Leute über ihre Webseite zu mobilisieren und setzt stattdessen vermehrt auf 'unter-der-Hand-Mobilisierungen' in den eigenen Kreisen. Teilnehmer, die zum angekündigten Startpunkt am Antonplatz gekommen wären, wären sicher nie wieder einer NPD-Mobilisierung gefolgt.
Anders als bei den Vorgänger-Aufmärschen in Johannisthal und Hellersdorf kamen dieses Mal mit 98 Neonazis deutlich weniger. Wahrscheinlich war diese Veranstaltung intern als Kampfmarsch durch das rote Prenzlauer Berg beworben worden, so dass überwiegend gewaltsuchende Neonazis die Reihen füllten. Mehrfach versuchten Teilnehmer und auch Teile der Ordner Gegendemonstrant_innen in Auseinandersetzungen zu verwickeln.
Die Struktur:
Angemeldet wurde der Aufmarsch vom Pankower NPD-Vorsitzenden Christian Schmidt. Sein Verband stellte zudem ein Transparent (Fabian Knop, Ronny Döbel, Patrick Semmisch) und einen Anti-Antifa-Fotografen. Der Pankower Dennis Casper war Teil der Ordnerstruktur. Er rief während des Marschs Holocaust-Parolen.
Der Großteil der Ordnerstruktur wurde von Aktivisten von "NW Berlin" gestellt. Oliver Oeltze, David Linke und Marcel Rockel "sicherten" im forderen Bereich die Demospitze. Ergänzt wurden sie durch Benjamin Weise aus Königs Wusterhausen und andere Neonazis. Auch David Gudra war anwesend, übernahm aber keine Strukturaufgaben.
Als einziger Redner trat Sebastian Schmidtke auf, der einen "körperbetonten Wahlkampf im Prenzlauer Berg" ankündigte. Der Lautsprecherwagen wurde von dem Königs Wusterhausener Patrick Arnold betreut, wärend die NPD-Verbände Lichtenberg und Hellersdorf jeweils eine Seite Lautsprecherschutz stellten.
Die beiden Marzahn-Hellersdorfer Neonazis René Uttke und Patrick Krüger liefen mit umgedrehten Knüppelfahnen vorneweg und der ehemalige "Pro Deutschland"-Aktivist Stephan Böhlke aus Friedrichshain betätigte sich als Demonstrationsfotograf. Darüberhinaus waren der Vorsitzende des NPD-Kreisverbands Marzahn-Hellersdorf Andreas Käfer und der Lichtenberger NPDler Jens Irgang anwesend.
Mit Henryk Wurzel und Markus Bischoff waren gleich zwei wegen Anschlägen auf Flüchtlingsheime, Parteibüros und Jugendklubs verurteilte Rechtsterroristen auf der Demonstration vertreten. Der Hellersdorfer Neonazi Kai Schuster ("Autonome Nationalisten Berlin") schaffte es dieses Mal nicht, Neonazis für einen "nationalen schwarzen Block" zu mobilisieren und lief allein am Ende der Demonstration.
Es ist davon auszugehen, dass die Berliner NPD auch in den nächsten Monaten ähnliche Aufmärsche im Kontext von Flüchtlingsheimen in anderen Berliner Bezirken organisieren wird. Es heißt, die Augen offen zu halten und die teilnehmenden Neonazis die Konsequenz ihres Aktivismus spüren zu lassen.
Die Fotos sind alle öffentlichen Quellen entnommen.
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