Recherche: "Rechte"-Aufmarsch am 21.09.2013 in Berlin-Lichtenberg
Am 15. September 2013 gründete sich in der Schöneweider Neonazi-Kneipe „Zum Henker“ der Berliner Landesverband der Partei „Die Rechte“. Der Vorsitzende Uwe Dreisch, sowie die Vorstandsmitglieder Gesine Hennrich und Dennis Kittler zeigen, dass auch in Berlin die Parteistruktur genutzt wird, um die Mitglieder verbotener Kameradschaften – hier „Frontbann 24“ - parteienförmig zu intergrieren. In Westdeutschland, hatten vor allem die verbotenen Kameradschaften „NW Dortmund“, „KS Hamm“ und „Kameradschaft Aachener Land“ sich nach den Verboten als Verbände der „Rechten“ neu konstituiert. Diesem Beispiel folgt nun auch Berlin. Weitere Berliner Vorstandsmitglieder sind: Patrick Krüger, Tom Staletzki, Jens Oberwinter. Als ersten öffentlichen Auftritt der Partei wurde am 21. September 2013 ein Aufmarsch durch Lichtenberg angemeldet.
Ganze 62 Neonazis fanden sich um 14:00 Uhr am S-Bhf. Lichtenberg ein. Angereist waren die Neonazis aus Hamburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Als Vortreffpunkte für den Aufmarsch wurden die S-Bahnhöfe Schöneweide und Friedrichsfelde Ost genutzt. Entsprechend der Zahl der Auswärtigen ist davon auszugehen, dass höchstens 40 der anwesenden Neonazis aus Berlin kamen. Auch der Adressat des Aufmarschs, der Lichtenberger Neonazi Stephan Alex, der vor mehreren Wochen vor seiner Wohnung in der Giselastraße militant angegriffen wurde, nahm nicht an dem Aufzug teil. Die Route war vergleichsweise kurz: vom S-Bhf. Lichtenberg über die Weitlingstraße, Magarethenstraße und Zachertstraße zum U-Bhf. Friedrichsfelde. Sie war damit etwa einen Kilometer lang und passierte nicht den Ort der Tat.
Anwesend waren, neben Uwe Dreisch, den „Rechte“-Vorstandsmitgliedern Gesine Hennrich und Dennis Kittler auch die Ex-Frontbannler Bodo Dreisch, Roman Kische und Ronny Schrader. Aus dem Spektrum der Lichtenberger Neonaziszene – um das Neonazinetzwerk NW-Berlin – nahmen nur vereinzelt Neonazis teil, so z.B. Oliver Oeltze und Kevin Witt. Der Schöneweider Tim Wendt und der Hellersdorfer Romano Subke wurden auf dem Aufmarsch gesehen. Letzterer trug mit anderen Hellersdorfern das Fronttransparent. Auch die Hamburger Neonazis Nando Grosch und Martin Sebastian Reisdorf und die Hannoveranerin Linda Krellmann nahmen in Lichtenberg teil.
Als Redner traten neben Uwe Dreisch der etwas unbeholfen, und meist schwer verständlich moderierte, der Hamburger Sebastian Rudow (Weiße Wölfe Terror Crew), Michael Fischer (Tannroda bei Weimar) und ein weiterer Neonazi auf, als Lautsprecherwagen wurde ein PKW mit aufgesetzten Boxen genutzt. Nach der kurzen Route verschwanden die Neonazis im U-Bhf. Friedrichsfelde und überließen den mehreren hundert Protestierenden wieder das Feld. Auf zwei Kundgebungen (am S-Bhf. Lichtenberg und am Münsterlandplatz) und immer wieder am Rande des Aufmarschs hatten Anwohner_innen, Lokalpolitiker_innen und Antifaschist_innen protestiert. In seinem Bericht schrieb Dreisch vom „rot verseuchten Weitlingkiez“, von Eierwürfen aus Wohnungen und von „roten Brigaden“, dem „roten Terrorproblem“ in Berlin und der „blutigen Politik der Linksextremisten“ die über Deutschland schwappt.
Diese und andere Wahrnehmungsstörungen werden nun wohl öfter von der neugegründeten Partei erwarten können. Klar ist jetzt schon, dass die Neugründung von „Die Rechte Berlin“ zu einer Zerstückelung der Berliner Neonaziszene führen wird. Während am letzten Samstag in Lichtenberg 60 Neonazis durch die Straßen liefen, standen 30 Neonazis auf einer NPD-Kundgebung in Hellersdorf. Machtdemonstrationen sehen anders aus.
Fotos:
PM Cheung - http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157635739945163/with/9863675233/
phopectiveberlin - http://www.flickr.com/photos/phopectiveberlin/sets/72157635935976043/with/9961282443/
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