Arnulf Priem in Moabit
Eine Materialsammlung
In den Jahren 2012 und 2013 erschienen Recherchen über den gealterten Neonaziführer Arnulf Priem in Moabit [1]. Auch ohne aktuellen Aufhänger, Priem ist Ende 2013 unbekannt verzogen, werden die Recherchen und begleitende Ereignisse auf [recherche&aktion] dokumentiert.
Sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, erscheint grade vor dem Hintergrund der Debatte um das Netzwerk des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) erhellend. So weist auch Arnulf Priems Biografie darauf hin, dass es sich beim aufgeflogenen NSU nicht um eine vermeintlich völlig neue Qualität des Rechten Terrors handelt. Das Anhäufen von Waffen und Sprengstoff, sowie deren mörderischer Einsatz waren und sind bereits seit den 1950er Jahren immer auch Bestandteile des bundesdeutschen Neonazismus gewesen. Derweil gibt es bei Behörden und im öffentlichen Bewusstsein eine lange Tradition des Wegschauens, Verharmlosens und der stillen Duldung neonazistischer Aktivitäten, die mit der Mordserie des NSU einen weiteren Höhepunkt fanden.
Arnulf Priem machte schon in den 1970er Jahren durch neonazistische Umtriebe von sich Reden. Bis zu seiner Verurteilung in den neunziger Jahren, galt er als einer der wichtigsten Akteure der bundesdeutschen Szene. Er war Gründer und Unterstützer zahlreicher Kameradschaften, Neonazi-Parteien und diverser rechtsterroristischer Gruppierungen. Mit völkisch-rassistischer Propaganda suchte er gezielt Kontakt zu Jugendlichen, um diese zu fantaisieren. In den 1980er und 1990er Jahren begingen seine Zöglinge Morde, Sprengstoffanschläge und Geiselnahmen. Am 24. Mai 2000 erstachen vier junge Neonazis aus seinem Gefolge den Sozialhilfeempfänger Dieter Eich in Berlin-Buch. Auch der Polizisten-Mörder Kay Diesner nahm vor seinem Amoklauf regelmäßig an ideologischen Unterweisungen in Priems damaliger Wohnung in Berlin-Wedding teil.
Mitte des Jahres 2012 machte Priem in Moabit auf sich aufmerksam, als er einen Nachbarn an seinem neuen Wohnort mit einer Schusswaffe bedrohte. Im Nachgang eines Polizeieinsatzes wurde Priem durch mehrere Outingaktionen und einen Brandanschlag auf seinen PKW verdeutlicht, dass er nicht willkommen ist. Zuletzt veranstalteten Antifagruppen, anlässlich des 20. Jahrestages von Rostock-Lichtenhagen eine Demonstration, auf der Priems Rolle bei der Vorbereitung der Pogrome thematisiert wurde.
Die Materialsammlung befindet sich hier.
[1] Erstveröffentlichungen unter aufdiepelleruecken.blogsport.de
Erstveröffentlichung auf Recherche & Aktion am 21. Januar 2014
Weitere Artikel zum Thema
-
30. Januar 2015
-
21. November 2016
-
16. April 2015
-
5. November 2012
-
4. Februar 2014