Auswärtsfahrt der "Weissen Wölfe Terrorcrew"
Die Neonazis Maximilian Früchel, Heiko Wöhler und Thorsten Oldag jagten im September 2012 einen Menschen durch die Straßen Berlins. Mit Tritten und Schlägen attackierten sie den jungen Mann. Am 24. Oktober 2013 sollte der Prozess wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung stattfinden, doch der rechte Szene-Anwalt Wolfram Nahrat konnte für Wöhler und Oldag eine Einstellung gegen 150 Euro erwirken. Früchels Verfahren wurde ebenfalls eingestellt, da er aktuell eine Haftstrafe in Neumünster absitzt.
Velten/Berlin
Am 1. September 2012 machte sich die "Weisse Wölfe Terrorcrew" (WWT) auf um nach Berlin zu fahren. Das erste Ziel war Velten, dort fand ein "nationales Fußballtunier" mit ca. 70 Neonazis statt. Es versammelten sich Nazis der "JN-Oranienburg", der "NPD Oberhavel", "NW Berlin" und Mitglieder der verbotenen Kameradschaft "Frontbann 24". Die WWT beteiligte sich an der Veranstaltung unter anderem mit einem Transparent "BRD zerschlagen – eine Generation die sich wehrt" und einem Redebeitrag. Thematisch griffen die Neonazis an diesem Tag auch das Verbot der Kameradschaft "Nationaler Widerstand Dortmund" auf und solidarisierten sich mit der Neonazi-Gruppe.
Am Abend sammelten sich die Neonazis in der Szene-Kneipe "Zum Henker" in Berlin-Schöneweide. Gegen 1 Uhr traten etwa 20 Nazis überwiegend aus der "Weissen Wölfe Terrorcrew" und dem "Aktionsbündnis Lübeck Stormarn" vor den Laden und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift "Anti-Staatsrepression! Solidaität mit allen Aktivisten". Vermummt und mit Bengalischen Lichtern filmten sie die Szenerie einige Minuten um das Video im Anschluss als Solidaritätsbotschaft für die Dortmunder Kameraden im Internet zu verbreiten.
Ein paar Stunden später, gegen 3 Uhr, verließen Maximilian Früchel, Thorsten Oldag und Heiko Wöhler den Szene-Treff und attackierten einen jungen Menschen. Die drei Neonazis hielten ihn für einen Antifaschisten, woraufhin sie sein Basecap stahlen, ihn mit Schlägen und Tritten attackierten und durch die Straßen jagten. Der junge Mann konnte sich in einen Imbiss flüchten und bekam dort Unterstützung der Angestellten. Während Früchel, Oldag und Wöhler von zufällig anwesende Zivil-Polizisten festgenommen wurden, beleidigten sie die Imbissbetreibenden auf rassistische Weise.
Vielen Dank für die Blumen
Ein paar Tage später ließ sich der Bezirksbürgermeister Oliver Igel in dem Imbiss blicken und bedankte sich mit Blumen bei den Angestellten. Der Imbissbetreiber erhielt für seinen beherzten Einsatz gegen die Neonazis den Preis für Zivilcourage des Bezirks. Die Einstellung des Verfahrens ist ein Skandal, die Botschaft die dadurch transportiert wird ist deutlich. Es scheint äußerst günstig für Neonazis Menschen zu überfallen und rassistisch zu beleidigen. Juristische Konsequenzen? Quasi null. „Wie sich jetzt zeigt, waren das eben keine leichten Jungs, sondern waschechte Nazis.“ so der Bezirksbürgermeister Igel. Erst im Nachhinein sei bekannt geworden, dass die Neonazis zur "Weissen Wölfe Terrorcrew" gehören. „Das hat sich nicht aus der Akte ergeben.“, so der Gerichtssprecher. Dabei sind mindestens zwei der Neonazis, Heiko Wöhler und Maximilian Früchel, bis dato aufgrund anderer Vorfälle bekannt gewesen. Im Februar 2013 stellten Antifaschist_innen die drei Neonazis bereits als Mitglieder der "Weissen Wölfe Terrorcrew" in einer Broschüre vor.
Ob die Neonazis nun Mitglieder einer militanten Kameradschaft oder eines Rudervereins sind, ist jedoch unerherblich für die Bewertung der Tat. Wenn Neonazis Menschen aus faschistischer Motivation heraus jagen und verletzen sollte die Tat für sich stehen.
Hintergrundinfos zur "Weisse Wölfe Terrorcrew":
Broschüre "Den Weissen Wölfen Terror machen!" (Februar 2013) und neue Erkenntnisse als Ergänzungen zur Broschüre im Artikel "Werwolf Kommando und Weisse Wölfe Terrorcrew" (Juli 2013)
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 14. November 2013
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