Doorbreaker verkauft Nazi-Klamotten!

19. Dezember 2013 | News Redaktion

Weg mir rechtem Lifestyle in Weißensee und Friedrichshain.

»Doorbreaker« ist eine Berliner Ladenkette für Sport- und Freizeitbekleidung mit Läden in Friedrichshain und Weißensee. Im Sortiment des »Doorbreaker« finden sich neben vielen unpolitischen Modemarken seit Jahren auch immer wieder explizite Neonazi-Marken. Dies scheint zur Geschäftsstrategie des Ladens zu gehören, an der sich auch nach dem Umzug des Hohenschönhausener Geschäftes nach Weißensee im Oktober 2013 nichts geändert hat. Nachdem in den letzten Jahren die bei rechten beliebten Marken »Thor Steinar« und »Label23« verkauft wurden, wird seit Anfang 2013 die Marke »Walhall Athletik« angeboten.

Walhall Athletik – Nazikader als Hintermann

Den politischen Hintergrund dieser Marke zu erkennen, sollte dabei nicht sonderlich schwer fallen. Bereits der Name mit seinen Anklängen an die bei Neonazis oft verwendete germanische Sagenwelt hätte »Doorbreaker« aufhorchen lassen müssen. Ohne im Markenregister nachschlagen zu müssen, hätte es genügt, den Inhaber der »Walhall Athletik«-Internetseite zu googeln, um herauszufinden, dass es sich bei diesem um den Nazikader Daniel Weigl handelt.

Weigl gehört zum Führungspersonal der bayerischen Neonaziszene und gilt als einer der Köpfe des »Freien Netz Süd« (Wikipedia, Endstation Rechts). Das Spektrum des »Freie Netzes« zählt zum Unterstützer*innennetzwerk der Terrorgruppe »Nationalsitialistischer Untergrund«. Weigel ist mehrfach vorbestraft und war zuletzt am 13. Mai 2010 mit 20 weiteren Nazis an einem Angriff auf eine Feier eines FC-Bayern-München-Fanclubs in Naabeck beteiligt. Neben seiner Tätigkeit für die regionale NPD tritt er immer wieder als Redner bei Aufmärschen der rechten Szene auf – zuletzt beim so genannten »Trauermarsch« in Magdeburg am 12. Januar 2013. Bundesweit und auch europaweit betreibt Weigel Vernetzungsarbeit im faschistischen Spektrum. So pflegt er Kontakte zum faschistischen »Casa Pound« in Italien oder dem ungarischen Ableger der in Deutschland verbotenen militanten »Blood & Honour«-Bewegung.

Das Geschäft mit dem »Unpolitschen«

Doch auch ein rechter Vollzeitaktivist muss irgendwie sein Geld verdienen. Unter dem Motto »Nationale Sozialisten – Nicht nur im Geiste« bietet der von Weigl gegründete »Final Resistance«-Versand seit 2010 Klamotten und Propagandamaterialien für die Neonaziszene an. Der Mailorder etablierte sich rasch als zentrale Vertriebsstruktur des »Freien Netz Süd«.

Da sich mit dem Verkauf »unpolitischer« Kampfsportklamotten auch Einnahmequellen außerhalb der Naziszene erschließen lassen, brachte Weigel 2012 die Marke »Walhall Athletik« heraus. Tatsächlich erscheinen die Sachen von »Walhall Athletik« auf den ersten Blick relativ unscheinbar. Die Motive sind vor allem geprägt von der starken Betonung (männlicher) Härte, Kampfkraft und der Beschwörung von bruderschaftlichem Zusammenhalt – Inhalte, die auch bei anderen Bekleidungsausstattern im Kampfsportbereich nicht unüblich sind. So fiel es nicht weiter auf, als »Walhall Athletik« Anfang 2013 kurzzeitig auf der MMA-Veranstaltung »No Compromises Fighting Championship« warb. Als die politische Ausrichtung der Marke jedoch wenig später bekannt wurde, distanzierten sich die Veranstaltenden deutlich von ihr. Inzwischen wird sie von einem Großteil der deutschen Kampfsportszene, vor allem im MMA-Bereich, gemieden (MMA = Mixed Martial Arts = Vollkontaktsport mit Bodenkampftechnicken, Anleihen beim Kickboxen, Muay Thai, Karate u.ä.).

Die politische Ausrichtung von »Walhall Athletik« ist auch unabhängig von der Person Daniel Weigl sehr problematisch. Dies muss betont werden, da Weigl inzwischen nicht mehr als offizieller Geschäftsführer in Erscheinung tritt. Da er allerdings immer noch der Anmelder der Homepage ist, erscheint der Betreiberwechsel vor allem als taktisches Verwirrspiel, um von allzu offensichtlichen Verknüpfungen ins rechte Spektrum abzulenken. Diese Verbundenheit zeigt sich nicht zuletzt bei den unterstützten Kämpfer*innen. So kämpften u.a. deutsche Neonazis für die Marke und zahlreiche der ersten gesponserten Kämpfer stammten aus der ungarischen Neonazihochburg Györ, in die »Freie Netz Süd« gute Kontakte unterhält. Momentan tritt »Walhall Athletik« vor allem als Sponsor des tschechischen Gewichtheberteams »Metalpower Powerlifting« auf. Das Mannschaftslogo, das wahlweise als Keltenkreuz oder Eisernes Kreuz im Dornenkranz daherkommt, lässt erahnen, dass es sich hier keinesfalls um ein unpolitisches Team handelt. Akteure des Teams präsentieren sich immer wieder öffentlich in Kleidungsstücken der Nazi-Marke »Thor Steinar«, so auch »Metalpower«-Mitglied Kamil Grim, das derzeitige Aushängeschild der aktuellen »Walhall Athletik«-Kollektion.

Nicht nur die Betrachtung der gesponserten Sportler offenbart die starke internationale Vernetzung von »Walhall Athletik«. So besuchte eine Delegation deutscher Neonazis um Daniel Weigl Ende 2012 ein Turnier der russischen Kampfsportmarke »White Rex« in Moskau. Regelmäßig treten Kämpfer des so genannten »Walhall Athletik Fight Teams Germany« bei Turnieren der Marke bspw. in Rom oder Jekaterinburg in Erscheinung. »White Rex« hat sich selbst die Wiedererweckung des »Kampfgeistes« der »weißen Völker Europas« zum Ziel gesetzt.

Die nazistische Ausrichtung von »Walhall Athletik« macht sich somit nicht nur am Gründer fest, sondern durchzieht die gesamte Geschäftsstrategie des Labels. Auch wenn inzwischen der Betreiber gewechselt hat, bleibt es eine rechte Marke, von deren Verkauf direkt oder indirekt Neonazistrukturen profitieren.

Kein Einzelfall: Nazi-Klamotten im »Doorbreaker«

Dass »Doorbreaker« derzeit die rechte Bekleidungsmarke »Walhall Athletik« vertreibt, ist kein bloßes Versehen. Vielmehr zieht sich der Streit um den Verkauf rechter Bekleidungsmarken wie ein roter Faden durch die Geschichte der Berliner »Doorbreaker«-Filialen.

Beispiel 1: »Thor Steinar«
»Thor Steinar« wird von ehemals aktiven Nazis aus dem Raum Königs Wusterhausen betrieben. Die Marke entlehnt ihre Motive aus der germanischen Mythologie, dem Nationalsozialismus, sowie der deutschen Kolonialpolitik und bedient damit ein rechtes Klientel.

Als die Marke »Thor Steinar« 2002 erstmals öffentlich in Erscheinung trat, zählten die »Doorbreaker«-Filialen im Friedrichshainer Ringcenter und im Lindencenter in Hohenschönhausen zu den ersten Läden in Berlin, die sie im Sortiment führten. Als das Runen-Logo von »Thor Steinar« zwei Jahre später aufgrund seiner Nähe zur NS-Symbolik verboten wurde, nahm »Doorbreaker« weder die Klamotten aus dem Angebot, noch hielt mensch es für nötig, das alte »Thor Steinar«-Symbol von der »Doorbreaker« Laden-Website zu entfernen. Dieses schmückte noch bis 2008 die Internetpräsenz der Ladenkette. Auch als sich nach rund sechs Jahren der Aufklärungsarbeit mittlerweile weite Teile des Einzelhandels dem Verkauf von »Thor Steinar« verweigerten, hielt »Doorbreaker« am Verkauf fest. Somit zählt »Doorbreaker« nicht nur zu den ersten Berliner Modegeschäften, die »Thor Steinar« vertrieben, sondern auch zu den letzten.

Dies erzeugte nicht nur Zerwürfnisse im »Doorbreaker«-Management, sondern auch zunehmenden Ärger mit der Geschäftsführung im Ring- und Lindencenter. Das endgültige Aus markierte »Doorbreaker« letzten Endes selbst, als der Laden sich auf der »Thor Steinar«-Website als offizieller Store des Klamotten-Labels auflisten ließ. Der bereits 2007 vom Ringcenter ausgesprochenen Kündigung folgte 2008 dann der endgültige Rausschmiss.

Nach der Neueröffnung der »Doorbreaker«-Filialen in räumlicher Nähe der Shoppingcenter war »Thor Steinar« nicht mehr im Angebot vorzufinden. Der Grund dafür ist aus unserer Sicht recht einfach: »Thor Steinar« hatte mittlerweile auch in Berlin eigene »Flagshipstores« eröffnet, womit »Doorbreaker« sein Alleinstellungsmerkmal einbüßte. Bis dahin hatte »Doorbreaker« davon profitiert, dass er als einer der letzten Läden in Citylage »Thor Steinar« anbot.

Beispiel 2: »Label 23«
»Label 23« wurde vom rechten Cottbusser Multifunktionär Markus Walzuck und dessen Umfeld gegründet. Walzuck war bei der rechten Hooligan-Gruppierung »Inferno Cottus« und der verbotenen militanten Nazi-Organisation »Spreelichter« (AIB, Spiegel TV) aktiv. Außerdem war er Kämpfer des rechtsoffenen Kickboxteam Cottbus (KBTC) und maßgeblich für die Organisation von Nazi-Kampfsportturnieren in der Region Südbrandenburg verantwortlich.

Im September 2012 nahm »Doorbreaker« »Label 23« ins Angebot, woraufhin die »Initiative gegen Rechts« aus Friedrichshain den »Doorbreaker« anschrieb. Die erste Reaktion waren nicht etwa Nachfragen zu Hintergründen der Produkte, sondern erboste Anrufe seitens der Ladenbesitzerin bei der Initiative. Aufgrund dieser nicht unüblichen Verweigerungshaltung fanden Anfang März 2013 Kundgebungen und Demos vor den Läden statt. Zeitglich tauchte Walzuck, dem unter der Hand immer noch die Verantwortung für »Label 23« zugerechnet wurde, unter, da er ein hochrangiges »Hells Angels«-Mitglied angestochen hatte (AIB, RBB). Die Bekanntgabe, dass »Doorbreaker« wieder rechte Bekleidung vertreibt, als auch die Nachricht, der ehemalige »Label 23«-Chef sei in mafiöse Revierkonflikte verwickelt, sorgten vermutlich dafür, dass »Doorbreaker« die Marke »Label 23« aus dem Sortiment nahm.

Tun als hätte man von nichts gewusst

Die Ladenkette fährt im Prinzip immer dasselbe Schema: Sich eine rechte Marke ins Sortiment holen und bei Kritik die Problematik aussitzen. Eine Entfernung aus dem Sortiment erfolgt erst dann, wenn sich durch öffentliche Aufklärungsarbeit die Beweise erhärten.

Als der eingangs erwähnte »Label 23«-Inhaber 2011 wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, geschah nichts. Erst nach dessen Verurteilung Anfang 2012 vollzog »Label 23« Stück für Stück einen Markeninhaber- und Betreiberwechsel. Dass ausgerechnet dieser strategische Personalaustausch von »Doorbreaker« ins Feld geführt wurde, um die politische Neutralität von »Label 23« zu untermauern, spricht für sich. Die Macher*innen der »Doorbreaker«-Kette sind sich für kein hohles Argument zu schade, so lange dies den ungestörten Geschäftsablauf begünstigt.

Die Taktik »Nur so viel zugeben wie nötig. So viel Zeit schinden wie nötig« ist nicht nur das gängige Vorgehen rechter Fashion-Labels, sondern auch identisch mit dem des »Doorbreakers«-Managements.

Als im März 2013 eine Kundgebung gegen den »Label 23«-Verkauf vor dem »Doorbreaker« in Hohenschönhausen stattfand, wurde »Walhall Athletik« dort bereits vertrieben. Eine Mitarbeiterin entfernte während der Protestaktion gezielt ein »Walhall Athletik«-T-Shirt, das sich in der Schaufensterauslage befand, um zu verhindern, dass es abfotografiert wird. Mitte des Jahres 2013 informierte die »Initative gegen Rechts« aus Friedrichshain die Ladeninhaberin Sandra Dönitz in einem Brief zur Marke »Walhall Athletik«. Eine Antwort wurde nicht für nötig gehalten, genauso wenig wie die Einstellung des Verkaufs der Nazi-Marke.

Wer rund sechs Jahre lang »Thor Steinar« vetreibt, dafür alle Konsequenzen bis hin zur Mietvertragskündigung in Kauf nimmt, kann sich nicht mit Unwissenheit herausreden, wenn nun auch eine Marke mit dem Namen »Walhall Athletik« ins Sortiment genommen wird.

Es gehört zum Geschäftskonzept von »Doorbreaker« auch Kleidung anzubieten, die mit Outlaw-Images kokettiert. Klamotten-Labels wie »Thor Steinar«, »Label23« oder »Walhall Athletik« bedienen diese Attitüde und ermöglichen zugleich einen Absatz bei einer rechtem Käufer*innenschaft.

Weil dies so ist, gehen wir davon aus, dass »Doorbreaker« auch in Zukunft rechte Klamotten verkaufen und sich bei öffentlicher Kritik dumm stellen wird. Dieser Flyer könnte darum wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren um weitere Fälle dieser Art ergänzt werden. Für uns macht es darum keinen Sinn zu fordern, die Nazimarke XYZ aus dem Verkauf zu nehmen, da es sich eben nicht um »Einzelfälle« handelt. Die Frage, ob »Doorbreaker« nun aus Gewinninteresse oder klammheimlicher Sympathie mit Nazis Geschäfte macht, spielt letzten Endes keine Rolle.

Wer wissentlich mit Nazis geschäftlich kooperiert, um am rechten Klamotten-Buisiness zu profitieren, disqualifiziert sich als Gesprächspartner. Die »Doorbreaker«-Filialen (in Weißensee und Friedrichshain) komplett zu schließen, wäre darum aus unserer Sicht der einzig richtige Schritt!

North East Antifa (NEA) | Berlin | Dezember 2013
web: www.nea.antifa.de
mail: nea@riseup.net

Adressen für Protestschreiben an den »Doorbreaker«:

Doorbreaker – Friedrichshain
Frankfurter Allee 91, 10247 Berlin
Telefon: 030 – 420 84 320, Telefax: 030 – 420 84 320
E-Mail: info@doorbreaker.de

Doorbreaker – Weißensee
Berliner Alle 57, 13088 Berlin

Texte zum weiterlesen:

»Walhall Athletik – mehr als eine Marke« (Antifa Recherche Team-Nordbayern, 19.03.2013)
Broschüre: »Stop Thor Steinar – Analyse, Kritik und Umgang mit einer umstrittenen Marke« (Weißensee gegen Rechts, Dezember 2012)
»Leben heißt Kampf« – Die Cottbuser Marke »Label 23« (Antifa Infoblatt 96 / 3.2012, 04.10.2012)
»Label 23: Kündigung in Berlin & Rückzug in Cottbus« (Kein Kiez für Nazis, 08.03.2013)
»Aktionstag gegen Nazi-Klamotten – Bericht und Auswertung« (Kein Kiez für Nazis & Ini gegen Rechts – F-Hain, 16.03.2013)
»Doorbreaker im Ring Center droht Räumung« (Indymedia, 14.11.2008)

Erstveröffentlichung auf Indymedia am 19. Dezember 2013