Rechte Netzwerke zerschlagen - Casino am Zwickauer Damm

29. März 2020 | News Redaktion

Haarscharf an der Grenze zu Brandenburg gelegen, ist das "Casino" das Vereinsheim der Siedlergemeinschaft Am Zwickauer Damm e.V. In dem biederen Ambiente einer 1939 fertiggestellten Stadtrandsiedlung hat die Neuköllner AfD ihren bevorzugten Ort für Veranstaltungen gefunden, die ein größeres Publikum ansprechen sollen. Der Betreiber, der das "Casino" im April 2017 übernommen hat, stellt der Partei den großen Saal mit Bühne für bis zu 150 Personen seitdem regelmäßig zur Verfügung und stellt sich schon mal selbst hinter den Grill, um die Würste für die Rassist_innen zu wenden. Bei so viel Gastfreundschaft nimmt es die AfD gerne in Kauf, die Besucher_innen von einem Schleusungspunkt am nächsten U-Bahnhof mit einem improvisierten PKW-Shuttle zum abgelegenen Veranstaltungsort bringen zu müssen.

Im November 2017 trat neben Guido Reil aus NRW mit Andreas Kalbitz einer der führenden Protagonisten des "Flügel" auf, dessen politische Biografie über fast 20 Jahre durch die Arbeit in Neonazi-Organisationen wie der "Heimattreuen Deutschen Jugend" geprägt war. Da überrascht es nicht, dass mit Enrico Stubbe und Kay Hönicke die maßgeblichen Organisatoren der Nazi-Aufmärsche von "Wir für Deutschland (WfD)" zu den Gästen zählten. Ebenfalls an der Tafel Platz nehmen durfte Hendrik Pauli. Der ehemalige Schatzmeister der Neuköllner AfD wurde als Lehrer gefeuert, weil er auf Demos von Bärgida und den "Identitären" mitgelaufen war und ist schon durch Bedrohungen von Antifaschist_innen aufgefallen. Die Technik wurde von Andreas Wild betreut, deren regelmäßige Ausfälle selbst der AfD zu viel wurden, sodass sie ihn aus ihrer Fraktion im Abgeordnetenhaus warf. Als Initiator und Ideengeber trat Tilo Paulenz auf. Paulenz, der sich demnächst vor Gericht verantworten muss, weil er wenige Wochen vor der Veranstaltung bei Neonazi-Sprühereien zur Verherrlichung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß beobachtet wurde, blieb bei der Neuköllner AfD verantwortlich für die Organisation von Großveranstaltungen, auch nachdem es bei ihm im Februar 2018 ein Hausdurchsuchung gab, wegen des Verdachts einer der Drahtzieher hinter der Angriffsserie Neuköllner Neonazis zu sein.

So zeichnete er im November 2018, inzwischen zum Mitglied im Bezirksvorstand gewählt, für eine als "Bürgerdialog" bezeichnete Veranstaltung im "Casino am Zwickauer Damm" verantwortlich. Dort durfte u.a. Leyla Bilge, Veranstalterin zweier rassistischer "Frauenmärsche" in Kreuzberg, ihre Umvolkungs-Verschwörungserzählungen rund um den UN-Migrationspakt ausbreiten.

Dass sich auch Neonazis von diesen Veranstaltungen angesprochen fühlen, ist nicht überraschend. So fand sich im "Casino" neben Sebastian Thom, zweiter Hauptverdächtiger der Angriffsserie, und Harald Bankel auch der damalige Kreisvorsitzende der Neuköllner NPD Jens Irgang ein. Dies unterstreicht, dass die Grenzen zwischen AfD und Neonazi-Szene in Neukölln bisweilen fließend oder sogar inexistent sind.

Zuletzt lud die AfD-Fraktion in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung im Januar 2020 neben anderen den Berliner Bundestagsabgeordneten Gottfried Curio ins "Casino". Der für seine hetzterischen Aussagen bekannte Curio, durfte dort unwidersprochen rassistischen Untergangsszenarien von der Situation in Neukölln zeichnen

"Casino am Zwickauer Damm", Straße 231 Nr. 129, 12355 Berlin

Weitere Informationen zu den genannten Personen bekommt ihr in der Fight Back oder auf antifa-berlin.info.

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Erstveröffentlichung auf Indymedia am 28. März 2020

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