Es bleibt dabei: Zeit zu Handeln!
Update (13.04.): Zu der Nazi-Demo sind weitere Details bekannt. Sie wollen sich wohl ab 18.30 an der Kreuzung Marienfelder Allee/Nahmitzer Damm sammeln. Die Route führt dann laut Informationen des Tagesspiegels durch den Kruseweg. Eine Route durch Neukölln haben sie wohl bei der Stadt nicht durch bekommen. Stattdessen jetzt also Marienfelde im äußersten Süden Berlins. Gegenproteste werden von lokalen Initiativen organisiert. Anlaufpunkte sind 17 Uhr das Gemeindezentrum Dorothee-Sölle-Haus an der Waldsassener Straße 9 und 18 Uhr eine Kundgebung am Flüchtlingswohnheim in der Marienfelder Allee 66-80.
+++ Antifa-Demo: 13.04. 17:30 Uhr U-Bhf Lipschitzallee +++ Neuköllner Nazis versuchen Ablenkungsmanöver +++ Antifaschistische Mobilisierung geht weiter +++ Vorfeldveranstaltungen voller Erfolg
Antifaschistische Gruppen mobilisieren seit Wochen für den 13.04. zu einer Demonstration nach Südneukölln. Diese richtet sich gegen die Neonazistrukturen im Süden des Bezirks und ihre Protagonist_innen. Immer wieder hatten Antifaschist_innen auf das Problem mit Neonazis in Neukölln hingewiesen. Insbesondere in den südlichen Ortsteilen ist bereits seit den 1980er Jahren eine vorwiegend subkulturell geprägte Neonaziszene zu beobachten. Im Laufe der Jahre hat sich der Habitus hin zu dem der „Autonomen Nationalisten“ gewandelt. Das Problem bleibt dasselbe. Südneukölln ist einer der Schwerpunkte der aktionsorientierten Neonaziszene, die dortigen Strukturen und ihre Akteuer_innen sind fest integriert mit dem unter dem Label „NW-Berlin“ stadtweit agierenden Neonazinetzwerk. An ihren Versuchen den „Mythos Rudow“ aufrecht zu erhalten, halten sie dennoch fest. Obwohl dieser Mythos durch antifaschistische und zivilgesellschaftliche Intervention längst nicht mehr besteht, beanspruchen die Neonazis den Süden Neuköllns durch massive Propagandaaktionen sowie Übergriffe und Drohungen gegen Migrant_innen und als „alternativ“ wahrgenommen Menschen als Raum für sich. Seit dem Jahr 2009 kommt es im Bezirk zudem immer wieder zu neonazistischen Angriffen auf linke Einrichtungen, so wurde die Kinder- und Jugendeinrichtung „Anton-Schmaus Haus“ der „Falken“ am U-Bahnhof Britz-Süd im vergangenen Jahr bereits zwei Mal Ziel von Brandanschlägen.
Diesen Zuständen entgegenzutreten ist das Ziel der antifaschistischen Kampagne „Zeit zu Handeln“, die den Nazis mehr als nur einen schlechten Frühlingsanfang bereiten will. Das Bündnis „Neukölln gegen Nazis“, das ebenfalls zu der antifaschistischen Demo mobilisiert, legt gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteur_innen den Fokus auf die Sensibilisierung und Aktivierung der Menschen vor Ort, um Plattformen zu schaffen, auf denen sich Engagierte austauschen und vernetzen können. Bei einer mit mehr als 80 Gästen außerordentlich gut besuchten Diskussionsveranstaltung am U-Bahnhof Lipschitzallee gelegenen Gemeinschaftshaus Gropiusstadt wurden nicht nur die Strukturen Neuköllner Neonazis vorgestellt, Kritik an der Untätigkeit der Ermittlungsbehörden von Betroffenen von Neonazigewalt geübt, sondern auch gemeinsam über Lösungsansätze debattiert. Die Organisator_innen der Demo haben die Route dabei bewusst so gelegt, dass sie durch ein Gebiet führt, indem die Rudower Neonazis wohnen und aktiv sind, um dort die Menschen aufzurütteln und antifaschistische Präsenz sichtbar zu machen.
Antifaschistische Präsenz: Sie ist bitter notwendig
Dass antifaschistisches und antirassistisches Engagement insbesondere auch in Neukölln notwendig ist und bleibt, lässt sich an vielen Vorfällen belegen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Sehitilik- Moschee am Columbiadamm mit Farbbeuteln beworfen. Am Tor der Moschee hinterlassene „Ostergrüße“ sowie das Bild eines Schweins lassen an der rassistischen Motivation der Täter_innen keinen Zweifel. Noch nicht abschließend geklärt und von einer völlig anderen Dimension ist der kaltblütige Mord an einem jungen Mann am Krankenhaus Neukölln in Britz. Ein Mann in schwarzen Kapuzen trat Mittwochnacht an eine Gruppe junger Migrant_innen heran und eröffnete das Feuer. Ein 22-jähriger starb, zwei 16- und 17 jährige Begleiter wurden schwer verletzt. Die Spekulationen in der Presse schießen ins Kraut, die Polizei hält sich derweil sehr bedeckt. Vor dem Hintergrund der rassistischen Mordserie des NSU, den auch antifaschistische Gruppen über ein Jahrzehnt nicht in einen politischen Kontext einzuordnen vermochten, gilt es für Antifaschist_innen in Solidarität mit den von Rassismus Betroffenen die Finger in die Wunde zu legen, die Ermittlungen kritisch zu begleiten und Aufklärung zu fordern. Nur so kann eine erneute rassistische Umdeutung der Hintergründe der Tat von vornherein begegnet werden
„Getroffene Hunde bellen…“ – Wir machen weiter!
Dass die antifaschistischen Aktivitäten der letzten Wochen und insbesondere die geplante Demonstration mitten durch ihre vermeintliche „Homezone“ ihre Wirkung auf die Neuköllner Neonaziszene nicht verfehlt haben, zeigt ihre nervöse Reaktion die sich in den hektischen Aktivitäten der letzten Tage äußert. Am Sonntag tauchte auf dem Internetportal „NW-Berlin“ und einer weiteren Neuköllner Neonaziseite eine Ankündigung für einen Aufmarsch, zeitgleich zur geplanten Antifa-Demo am Freitag, unter dem rassistischen Motto „Zeit zu Handeln – Kriminelle Ausländer raus!“ auf. Vom zentralen Internetportal der Berliner Neonaziszene war der Aufruf, der im üblichen kruden Schlagwörtermix den Bogen von der „Zerstörung der deutschen Sprache“ zur Entwicklung der Benzinpreises zu schlagen versucht, nach wenigen Stunden wieder verschwunden. Die Mobilisierung ging über die sozialen Netzwerke und weitere Kanäle jedoch weiter.
Heute tauchte die Ankündigung auf diversen Neuköllner und Berliner Neonaziseiten wieder auf. Die Polizei bestätigte am Nachmittag, dass eine Neonazi-Anmeldung für den U-Bahnhof Blaschkoallee eingegangen ist und geprüft werde. Doch offensichtlich haben die Neonazis Probleme einen geeigneten Ort zu finden und sind von ihrem Plan schon wieder abgerückt. Nicht nur das Motto spricht dafür, dass es um ein gezieltes Ablenkungsmanöver handelt, um die antifaschistische Mobilisierung zu schwächen. Dieser Versuch darf und wird nicht aufgehen. Wir rufen euch umso mehr auf, gehen wir am Freitag gemeinsam dorthin, wo es den Nazis weh tut und setzen wir eigene Akzente. Die Nazis lassen wir selbstverständlich nicht unbeobachtet und versorgen euch mit aktuellen Informationen. Auf der Demo seid ihr also in jedem Fall richtig!
Wir empfehlen eine geschlossene Anreise in Gruppen. Die Demo wird pünktlich starten!
Zeit zu Handeln! Keine Homezone für Nazis und Rassist_innen!
Antifaschistische Demonstration: 13.04.12 | 17:30 Uhr | U-Bhf Lipschitzallee (U7)
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