Erneut Bedrohungen gegen Linke in Wedding und Neukölln gesprüht und Brandanschlag auf Auto in Rudow
In den vergangen zwei Nächten wurden erneut an die Wohnhäuser (vermeintlicher) Linker Beleidigungen in Kombination mit ihren Namen geschmiert. Das MBR berichtet von fünf Betroffenen in der Nacht von Montag auf Dienstag im Wedding und von weiteren fünf Betroffenen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Neukölln. Handschrift und Inhalt der Beleidigungen ähneln denjenigen der Serie Ende Dezember letzten Jahres. Es ist daher davon auszugehen, dass es sich um den gleichen Kreis an Täter handelt.
Die Mitte Dezember letzten Jahres begonnene Anschlagserie hat sich bisher auf Neukölln beschränkt. Sowohl die Anschläge gegen Wohnung und einen Laden, die Brandanschläge auf Autos und der Brandanschlag auf das K*Fetisch fanden in Süd- und Nordneukölln statt. Neu ist die Ausweitung der Aktionen über Neukölln hinaus.[1] Auch hatten diesmal die Täter einige Häuser betreten und die Treppenhäuser beschmiert.
Es kann davon ausgegangen werden, dass derselbe Täterkreis auch für die Brandanschläge gegen den M99 im Oktober 2010, auf fünf Hausprojekte im Juni 2011, auf das Anton-Schmaus-Haus der Falken in Britz im Juni und November 2011 und auf mehrere Brandanschläge auf Autos von Linken in den letzten Jahren hauptsächlich im Süd-Osten der Stadt verantwortlich ist. Gerade bei den frühen Anschlägen gab es immer wieder starke Verbindungen zum Neonazi-Netzwerk NW Berlin. Berliner Antifaschist*innen gehen daher ebenso wie das MBR und die Polizei davon aus, dass in diesen Kreisen auch die aktuellen Täter zu finden sind.
Auf der Webseite des NW Berlin waren bereits 2011 Listen von linken Einrichtungen und Personen veröffentlicht wurden. Diese dienten offenbar als Vorlage für jene, die unter dem Label "Freie Kräfte Berlin Neukölln" im August letzten Jahres veröffentlicht wurden. Sebastian Schmidtke, der bis Oktober 2016 Vorsitzender der Berliner NPD war, trat jahrelang als Vertreter des NW Berlin öffentlich auf. Auch andere Mitglieder des Netzwerkes wie Björn Wild, Sebastian Thom, David Gudra, Christian Bentz sind weiterhin führend in der Berliner Nazi-Szene aktiv. Ermittlungen gegen die Webseite des NW Berlin verschleppte die Berliner Polizei genauso wie jene nach den Übergriffen bei Aufmarsch am Mehringdamm und wegen der seit 2009 andauerenden neonazistischen Anschlagsserie.
Update: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurdein Rudow nahe der Stadtgrenze das Auto der Historikerin Claudia von Gélieu angezündet. Gélieu engagiert sich im Bezirk gegen Nazis und bei der „Galerie Olga Benario“.
Update 2: Nach dem Brandanschlag in Rudow rufen zivilgesellschaftliche Gruppen zu einer Kundgebung am Samstag, 18. Februar um 11 Uhr vor die „Alte Dorfschule“, Alt Rudow 60 (Nähe U-Bhf. Rudow) auf.
[1] Mit Ausnahme einer gesprühten Bedrohungen im Zuge der Serie Ende Dezember, wo der Tatort im angrenzenden Kreuzberg lag. Bei einer Schmiererei in Pankow Ende letzten Jahres kann von einem anderen Täterkreis ausgegangen werden.
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