Antifa heißt Liebe?

20. November 2019 | News Redaktion

Dieses Jahr fällt die Silvio-Meier Demo zum zweiten Mal in Folge aus. Stattdessen gibt es eine Demonstration unter dem Motto “Antifa ist Liebe” vom Bergpartei Spitzenkandidat Hauke Stiewe.
Diese Vereinnahmung des Gedenkens verhöhnt alle Opfer rechter Gewalt.

Dieses Jahr fällt die Silvio-Meier Demo zum zweiten Mal in Folge aus. Stattdessen gibt es eine Demonstration unter dem Motto “Antifa ist Liebe” vom Bergpartei Spitzenkandidat Hauke Stiewe. Vor wenigen Tagen gab er der taz ein Interview dazu.

Hauke beschreibt die Zeit damals als “ganz peacig” und Angriffe wie den auf Silvio Meier als “Reibereien zwischen […] Linken und Rechten”. Den Schutz vor rechter Gewalt will er lieber den “Sicherheitsbehörden” überlassen.
Das dies völliger Quatsch ist, merkt man nicht nur an den fast monatlich auftauchenden Skandalen des Verfassungsschutzes, sondern auch an etwa den Hetzjagden in Chemnitz 2018. Diese stellen nur das Jüngste in einer historischen Reihe von Beispielen dar, welche die vollständige Unfähigkeit – oder Unwillen – der Polizei zeigen, rechter Gewalt etwas entgegenzusetzen.
Deswegen ist Antifa nicht Liebe, sondern (leider) notwendiger Selbstschutz. Alles andere verharmlost rechte Gewalt und verhöhnt deren Opfer.

Zudem steht dieser Aufruf symbolisch für all das, was in den letzten Jahren falsch läuft. Die zunehmende Vereinnahmung radikaler linker Projekte und Ideen durch bürgerliche Liberale hat zur Folge, dass diese sich ausschließlich durch die Abwertung kämpferischer Aktionsformen des Antifaschismus legitimieren und den radikalen und autonomen Antifaschismus vom politischen Feld drängen. Fast schon mantraartig wird vom friedlichen Protest lamentiert, um ja nicht für eine Kontroverse in der konservativen bürgerlichen Presse zu sorgen. Wir haben keinen Bock auf diesen opportunistischen Mist und sagen: Antifaschismus war schon immer radikal, kämpferisch und kompromisslos! Das Andenken an einen von Nazis ermordeten Antifaschisten wahrt man nicht mit Liebe und Pazifismus. Erinnern heißt kämpfen. Und das sollten wir nicht vergessen!

Das Hauke diese Widersprüche direkt nacheinander äußert, zeigt auch, dass es ihm bei dieser Demo weniger um Inhalt oder irgendein Gedenken geht. Er wirbt im selbem Interview mit seiner Hipster-Bar und fragt auf den Demo-Plakaten [1] nach Spenden über den Verein der Bar. Hierbei geht es vermutlich eher um die Selbstinszenierung von Hauke und seiner Bar, als irgendetwas anderes.

Dieses unsägliche Profilierungsprojekt von Hauke Stiewe verhöhnt alle Opfer rechter Gewalt.
Deswegen rufen wir dazu auf, stattdessen am 21.11. zur Gedenkkundgebung um 17 Uhr im U-Bhf. Samariterstraße zu kommen.Wer am 23.11. ganz aktiv etwas gegen rechte Gewalt unternehmen will, kann am Tag selber auch mit der PAO Berlin nach Binz auf Rügen fahren, um gegen das Flügeltreffen der AfD zu demonstrieren. Oder zur Kundgebung gegen die Verleihung des „Gerhard-Löwenthal Preis“ durch die Junge Freiheit in der Zitadelle Spandau gehen.[2]

[1] Plakat hier online zu sehen
Foto vom Umbruch Bildarchiv

[2] Kursiv: Ergänzung der Redaktion

Erstveröffentlichung auf Indymedia am 19. November 2019

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