Vor 20 Jahren starb Hans Georg Jacobsen

30. Juli 2013 | News Redaktion

An dem heutigen Sonntag fand eine Gedenkkundgebung für den, vor 20 Jahren, von Neonazis ermordeten Hans Georg Jacobsen am Bahnhof Strausberg statt. Knapp 80 Menschen folgten dem Aufruf des Sozialen Zentrum Horte mit Unterstützung von Linksaktiv Brandenburg.

In Redebeiträgen, die in deutscher und englischer Sprache gehalten wurden, wurden die Umstände des Todes von Hans Georg Jacobson erklärt und der neonazistische Hintergrund des Mordes, der in den Statistiken der staatlichen Behörden keine Erwähnung findet, betont. Vertreter_innen des Horte, der Linkspartei und des Vereins "Opferperspektive e.V." hielten Redenbeträge. Um die Kundgebung wurden Infomationsbroschüren, die den Hintergrund der Täter beleuchteten, verteilt. Zum Ende der Kundgebung sicherte der Trägerverein des Horte, das Alternatives Jugendprojekt 1260 e.V., zu einen Gedenkstein für Hans Georg Jacobsen zu errichten und übte Kritik an der Verdrängungsstrategie der Stadt Strausberg, die sich aus der Kundgebung nicht blicken ließ.

Der Mord an Hans Georg Jacobsen und seine Täter

In der Nacht vom 28.07. auf den 29.07.1993 wurde der arbeitslose Hans Georg Jacobsen durch die drei Neonazis Thomas D. (18), René B. (20) und Henry G. (19) aus einer fahrenden S-Bahn bei Petershagen geworfen. Nach einem Kneipenbesuch fielen die drei mit den Vorsatz Jacobsen auszurauben über den schlafenden 35-jährigen her, prügelten und traten auf ihn ein und durchsuchten seine Kleidung nach Geld. Als die Täter jedoch kein Geld bei ihm fanden, schmissen sie ihn aus der fahrenden S-Bahn, wo er dann seinen schweren Verletzungen erlag.

Beim Gerichtsprozess im Januar 1994 zeigten sich die Täter geständig. Der Haupttäter René B. erhielt eine Haftstrafe von acht Jahren, wobei das Gericht bei ihm eine "enorme kriminelle Energie und Brutalität gegenüber Ausländer_innen" feststellte. Thomas D. und Henry G. erhielten jeweils eine Haftstrafe von sechs Jahren.

Gerade der Haupttäter René B. gehörte zum festen Bestandteil der Strausberger Neonaziszene, auch über seine Haftzeit hinaus. Während seiner Haftzeit wurde René B. durch die Hilfsgemeinschaft Nationaler Gefangener (HNG, Verboten 2011) betreut. Nach seiner Haftentlassung engagierte er sich u.a. bei der örtlichen NPD.

Nazis provozieren am Rand

Tage vor der Kundgebung wurden Hinweise deutlich, dass die örtlichen Neonazis eine Störung der Veranstaltung planten. Zum Auftakt der Kundgebung zeigten sich vier Neonazis, darunter die stadtbekannten Rocko M. und Enriko Pf., und versuchten die Teilnehmer_innen abzufotografieren. Die anwesende Bereitschaftspolizei versprerrte ihnen den Weg und hielt sie bis zum Ende der Kundgebung fest. Bis dahin vermehrten sie sich auf ein Dutzend. Ab und an verließen Einzelpersonen die Gruppe und begaben sich an den Imbiss, welcher nahe der Kundgebung gelegen war. Es blieb nur bei Provokationen.

Weitere Bilder: hier.

Erstveröffentlichung auf Inforiot am 28. Juli 2013

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