Aufruf gegen neurechte Demonstration mit Elsässer, Popp etc 20.09.2014

16. September 2014 | News Redaktion

Aus dem Umfeld der neuen Montags-Mahnwachen ist für den 20. September ab 15:00 Uhr eine publikumswirksame Kundgebung geplant, wohl um diese vor der drohenden Bedeutungslosigkeit zu retten. Vor dem Berliner Hauptbahnhof sollen daher – neben Hermann Barges, Peter Jürgen Hertel von „MenschTV“ und weiteren Redner – auch Andreas Popp und Jürgen Elsässer auftreten.

Für die Veranstaltung sind folgende Themen vorgesehen:

• der Ukrainekonflikt,
• die „Gleichschaltung“ der „Mainstream-Medien“,
• das Finanzsystem & als Sahnehäubchen ein Friedensvertrag für Deutschland

Bitte erscheint zahlreich, um diesen Aufmarsch von Geschichtsrevisionisten, Reichsbürgern, Neu-Rechten und Gegnern einer offenen und demokratischen Gesellschaft nicht unbeantwortet zu lassen.

Keinen Fußbreit den antidemokratischen Kräften, Antisemiten, LGBT-Hassern, Staatsleugnern und Anti-Aufklärern! Lasst uns gemeinsam diese Querfront verhindern!

Mobi-Video auf YouTube

Hinweis: Am gleichen Tag findet zuvor bereits ab 13.00 Uhr der „Marsch für das Leben“ von AbtreibungsgegnerInnen und christlichen FundamentalistInnen vor dem Kanzleramt statt. Dazu ist eine Gegendemonstration geplant, die ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs endet. Wir rufen auch herzlich zu den Gegenveranstaltungen um 11.30 (U-Bahnhof Kochstraße) und 13.00 am Kanzleramt auf und hoffen auf rege Beteiligung an beiden Veranstaltungen. Mehr Infos dazu hier.

Kurzinfos zu den Hauptrednern

Der bekannte Querfrontstratege Jürgen Elsässer ist Herausgeber und Chefredakteur der rechtspopulistischen Zeitschrift „COMPACT – Magazin für Souveränität“. Elsässer wurde bereits 2009 vom damaligen NPD-Vorsitzenden Holger Apfel als „Eisbrecher“ gelobt, der „auf nationaler Grundlage den Dualismus von rechts und links überwinden will“.
Elsässer ist ein nationalistischer, rechtspopulistischer Agitator, dem Jutta Ditfurth öffentlich vorwarf, ein „glühender Antisemit“ zu sein. In seiner Polit-Postille bietet er einer großen Bandbreite von menschenfeindlichen Positionen ein Forum. Jürgen Elsässer war maßgeblich daran beteiligt, dass der russische Propaganda-Sender „Russia Today“ nun bald auf deutsch ausgestrahlt wird. Auch dem russischen Nationalisten und eurasischen Chefideologen Alexander Dugin stellte er in seinem Magazin eine Plattform zur Verfügung, ebenso den russischen Kreml-Abgeordneten, die das Anti-Homo-Gesetz maßgeblich auf den Weg gebracht hatten. Neben Putin gilt seine Bewunderung der Rechtsextremistin Beate Zschäpe, die er als Opfer der Justiz darstellt.
Die Dragqueen Conchita Wurst bezeichnet er dagegen als „Ekel-Wurst“. Sie verhöhne „das Frausein mit Salafisten-Bart“, so der ehemalige „Konkret“-Autor und Mitbegründer der „Jungle World“, der scheinbar ungebremst nach rechts abdriftet. Er spricht von „Gender-Propaganda“, „sexueller Umerziehung“, „Geburtensturz“ und fürchtet sich vor dem Volkstod durch eine sich vermeintlich immer stärker ausbreitende homosexuelle Lebensweise, die uns von einer „geschlechtsvergessenen Minderheit“ aufgezwungen werde.
2009 gratulierte er dem damaligen iranischen Präsidentschaftskandidaten Mahmud Ahmadinedschad, der ihm im gleichen Jahr eine „Privataudienz“ gab, zum Wahlsieg und kommentierte die Massenproteste der Opposition folgendermaßen: „Hier wollen Discomiezen, Teheraner Drogenjunkies und die Strichjungen des Finanzkapitals eine Party feiern. Gut, dass Ahmadinedschads Leute ein bisschen aufpassen und den einen oder anderen in einen Darkroom befördert haben.“ Bereits 2006 schrieb er in der „Jungen Welt“: „Mit Staatsknete wird Multikulti, Gendermainstreaming und die schwule Subkultur gefördert, während die Proleten auf Hartz IV gesetzt werden.“
In letzter Zeit tritt Elsässer immer wieder als Wahlkämpfer für die AfD auf und pflegt über seine „Compact“-Autoren Harald Harzheim („Junge Freiheit“) Kontakte zur Neuen Rechten und über Niki Vogt („Kopp-Verlag“, „Schild Verlag“) zu Verschwörungsideologen und esoterischen Kreisen. Nebenbei trat er 2014 auf der „Anti-Zensur-Konferenz“ des Schweizer Sektengründers Ivo Sasek auf, bei der auch Holocaust-LeugnerInnen wie Sylvia Stolz und andere Verschwörungsideologen bzw. rechte Führungspersönlichkeiten zu Wort kommen.

Andreas Popp, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Popp AG (Edelmetalle), ist mit Rico Albrecht alleiniger Betreiber der „Wissensmanufaktur“ („Institut für Wirtschaftsforschung“).
Der selbsternannte Kämpfer gegen „Political Correctness“ widmet sich neben seiner Autorentätigkeit (z. B. für den pseudowissenschaftlichen „Kopp-Verlag“), ganz seiner Rolle als Gastredner für rechts-esoterische Medienformate, wie die der Unternehmer Jo Conrad („Bewusst.tv“) und Michael Vogt („Quer-Denken.tv“/„Alpenparlament.tv“). Außerdem ist er ebenfalls Stammgast bei der „Anti-Zensur-Koalition“ („AZK-Konferenz“) und scheut auch keine Kooperation mit der rechten Regierungspartei Fidesz in Ungarn.
Der Reichsbürger-Ideologie nahestehend, versteht Popp die Bundesrepublik Deutschland als keinen legalen Staat, denn die Alliierten hätten das Deutsche Reich annektiert.
Popp pflegt ein erzkonservatives Familienbild: Er verteidigt Eva Herman und spricht immer wieder verachtend über eine Gesellschaft, die Kinder in Krippen abschiebe, um deren Mütter arbeiten zu lassen.
Sein krudes Weltbild verbreitet Andreas Popp nicht nur über oben genannte Medien, er ist auch selbst Veranstalter von anti-aufklärerischen Konferenzen. Gegen Bezahlung von überteuerten Eintrittspreisen erwartet den Besucher hier eine sektenartig organisierte Parallelwelt aus Verschwörungstheorien, Pseudowissenschaften und brauner Esoterik, die sich zirkelartig nur um eigene, sich gegenseitig bestätigende Quellen dreht. Der ehemalige Goldhändler scheint es hier mit seiner Kritik am Geldsystem und der Federal Reserve Bank (FED) nicht allzu genau zu nehmen, gleichen diese Veranstaltungen doch eher einem lukrativen Geschäftsmodell, als einer ernsthaft um Aufklärung bemühten Initiative.
Immer wieder stand Andreas Popp wegen antisemitischer und antiamerikanischer Untertöne in der Kritik.

Peter Jürgen Hertel ist Betreiber einer Minigolf-Anlage, Videoproduzent des YouTube-Kanals „MenschTV“ und sogenannter „Reichsbürger“. Seiner Ideologie nach ist Deutschland bis heute eine von den Alliierten besetzte Kolonie, das Deutsche Reich sei daher legal noch existent. Die deutsche Bevölkerung ist für ihn lediglich das Personal einer BRD-GmbH mit Sitz in den Vereinigten Staaten. Hertel gerät durch diese Haltung immer wieder in Konflikt mit den öffentlichen Behörden, die er sich weigert anzuerkennen.

Der Staatsleugner, Geschichtsrevisionist und Reichsbürger Hermann Barges ist Landschaftsgärtner und als solcher war er Mitglied der Initiative „100% Tempelhofer Feld“. Ähnlich wie Peter Jürgen Hertel betrachtet auch er die Bundesrepublik Deutschland nicht als legitimen Staat, sondern als eine Firma, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA auf dem Staatsgebiet des Deutschen Reiches installiert wurde. Seiner Ansicht nach befindet sich die Bundesrepublik immer noch in einem Kriegszustand, da nie legale Friedensverträge abgeschlossen worden seien.

Erstveröffentlichung auf Indymedia am 16. September 2014

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