Hunderte Antifaschist_innen in Neukölln aktiv
Am vergangenen Freitag protestierten über 200 Antifaschist_innen unter dem Motto „Solidarität mit den Betroffenen von Nazigewalt“ gegen die Berliner Naziszene vom U-Bahnhof Johannistaler Chaussee bis nach Britz-Süd. Anlass waren die Neonazi-Brandanschläge vor wenigen Wochen bei denen vor allem das „Anton-Schmaus Haus“, eine Jugendeinrichtung der „SJD Die Falken“ in Britz, stark beschädigt wurde. Mehrere hundert Antifaschist_innen stellten sich zudem zeitgleich weiter südlich in Rudow aktiv den Neonazis in den Weg und setzten das Kampagnenmotto „Nazis auf die Pelle rücken“ praktisch um. Am U-Bahnhof Zwickauer Damm hatten sich rund 60 Neonazis bei einer von Sebastian Thom, Neuköllner NPD-Chef und bekannter Gewalttäter, angemeldeten Gegendemo versammelt, die von der Polizei nur mit massiver Gewalt und Pfeffersprayeinsätzen durchgesetzt werden konnte. Zahlreiche Menschen setzten sich den Nazis in den Weg, blockierten den Aufzug und versuchten Barrikaden zu errichten.
In einem Bericht der Morgenpost liest sich das folgendermaßen: „Teilweise vermummte Personengruppen Linksextremer versuchten immer wieder den Demonstrationszug aus den angrenzenden Straßenzügen und Grünanlagen heraus anzugreifen und durch koordiniertes, gesammeltes Hinsetzen vor die Aufzugspitze aufzuhalten. Hierbei kam es zu Stein- und Flaschenwürfe auf die begleitenden Polizistinnen und Polizisten.“
Unter den anwesenden Neonazis befanden sich neben den verurteilten Brandstiftern Julian Beyer(1) und Robert Hardege(2) auch der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke, der als Betreiber der Webseite „NW-Berlin“ auf seiner Seite nicht nur die Anschlagsziele der Brandanschläge lieferte, sondern im Vorfeld über seinen Verteiler zu Aktionen gegen die dort aufgelisteten linken und zivilgesellschaftlichen Projekte aufrief.
In Redebeiträgen auf der antifaschistischen Demonstration durch Britz wurden diese Verantwortlichen der Brandanschläge klar benannt und die Anwohner_innen über die Berliner Nazistrukturen aufgeklärt. Die antifaschistische Demonstration endete in der Nähe des "Anton-Schmaus Hauses", wo die Demonstrationsteilnehmer_innen ihre Solidarität mit den betroffenen Projekten ausdrückten.
Weitere Infos: Berlin rechtsaußen
Fußnoten:
(1) Kürzlich wurde der Neuköllner NPD-Kandidat Beyer verurteilt, da er mit anderen Nazis am 20. April 2010 zum Führergeburtstag beim zündeln von der Polizei erwischt wurde. Bereits zuvor geriet er nach den rassistischen Brandanschlägen im April 2008 ins Visier der Behörden und auch nach einem Brandanschlag gegen das „Haus der Demokratie“ 2010 im brandenburgischen Zossen durchsuchte die Polizei seine Wohnung.
(2) Der Neonazi Robert Hardege hatte zusammen mit Markus Pohle im Frühjahr 2008 mehrere Brandsätze im Rudower Blumenviertel auf Wohnhäuser von Menschen mit Migrationshintergrund geworfen, in denen die betroffenen Familien zum Tatzeitpunkt schliefen. Für die Aktionen musste er eine mehrjährige Haftstrafe absitzen.
Derzeit läuft die Berliner Antifa-Kampagne "Nazis auf die Pelle rücken". Ziel dieser Kampagne ist die Bekämpfung faschistischer Strukturen in der Stadt. Im Rahmen dieser Kampagne wurden Demonstrationen in Kreuzberg, Schöneweide und Britz organisiert, sowie Proteste gegen die Naziaufmärsche in Mitte und Neukölln. Auf der Kampagnenseite finden sich Informationsmaterialien zur Kampagne und zu den Neonazi-Strukturen in mehreren Berliner Bezirken.
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 16. Juli 2011
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