Büro des "Bundesverband Lebensrecht" im Vorfeld des Mittelalter-Aufmarsch markiert
Am vergangenen Wochenende wurde das Büro des "Bundesverband Lebensrecht" in Berlin mit brauner Farbe und dem Schriftzug "Eure Propaganda stinkt zum Himmel" markiert. Der Verband selbst sieht den "Farbanschlag" im Kontext der Aufstehen gegen Rassismus-Demonstration am Samstag und den geplanten Protesten gegen den Mittelalter-Marsch am 17. September. Falsch liegt er damit sicherlich nicht. So ruft in diesem Jahr neben dem What the Fuck-Bündnis auch der AK Codename Kot unter dem Motto "Denn ihre Propaganda stinkt zum Himmel" zur Störung der Auftaktkundgebung auf.
Der Bundesverband Lebensrecht ist ein Netzwerk mehrerer sogenannter "Lebensschutz"-Gruppen und organisiert den jährlichen "Marsch für das Leben" durch Berlin. Seine Bundesgeschäftsstelle hat er in Büroräumen der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg (Fehrberliner Straße 99). Zentrales Anliegen der "Lebensschutzbewegung" ist der Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren Körper - insbesondere in Fragen des Schwangerschaftsabbruch - und die Errungenschaften sozialer Bewegungen in den letzten Jahrzehnten. Oder wie es der AK Codename Kot ausdrückt: "Sie demonstrieren in Mönchskutten, Talaren und neumodischen Kluften für ein Weltbild, das wir schon lange für ausgestorben hielten. Mit ihrer Forderung nach einem umfassenden Abtreibungsverbot bringen sie die Vergangenheit in die Gegenwart."
Ihre AktivistInnen rekrutieren sich vor allem aus dem Spektrum des christlichen Fundamentalismus in Deutschland. Wenig verwunderlich, dass die evangelikale Nachrichtenagentur IDEA - ein zentrales Propagandaorgan des christlichen Fundamentalismus in Deutschland - als erste über den "Farbanschlag" berichtete. Dabei sind sie durch kirchliche Netzwerke und Lobbyorganisiationen wie jene aus dem Spektrum der Beatrix von Storch gut vernetzt. Regelmäßig schickt der Papst eine Grußbotschaft und beteiligen sich CDU/CSU-Bundestagsabgeordnete am Marsch. Nur in Berlin wird ihr Rückhalt zunehmend geringer, weshalb sie bereits seit einigen Jahren ihren Abschlussgottesdienst nur noch auf offener Straße abhalten können. Unter anderem über die AfD-Europaabgeordnete von Storch, die in den letzten Jahren regelmäßig das Fronttransparent des Marsches getragen hat, haben sie ein Standbein in der AfD, deren Familien- und Geschlechterpolitik weitgehende Überschneidungen mit Vorstellungen christlicher FundamentalistInnen aufweist.
Auch international sind die selbsternannten "Lebensschützer" gut vernetzt und verstehen sich als weltweite Bewegung. So soll es am 17. September neben dem Marsch in Berlin auch einen in Bern (Schweiz) geben. Dort traf vor wenigen Tagen ein Farbanschlag das Sekretariat der christlich-fundamentalistischen Kleinstpartei Evangelischen Volkspartei, die sich am Marsch beteiligt.
Auch in diesem Jahr wieder Marsch nicht unwidersprochen durch Berlin ziehen können. Mehr Infos zu den geplanten Gegenprotesten beim What the Fuck-Bündnis und dem AK Codename Kot. Außerdem gibt es am Vorabend eine Warm-Up-Demonstration vom Nationalismus ist keine Alternative-Bündnis.
17. September 2016: Mittelalter-Aufmarsch verhindern! Feminismus feiern!
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 7. September 2016
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