Kundgebung in Berlin-Adlershof: Amt gegen Solidarität mit Flüchtlingen – Nazis und Rassisten aktiv gegen neue Unterkunft

2. Juni 2014 | News Redaktion
In der Nacht von Frei­tag zu Sams­tag wurde ein Mann aus Un­garn Opfer eines ras­sis­ti­schen An­griffs in der Ad­lers­ho­fer Dör­pfeld­stra­ße. Er wurde von drei Per­so­nen erst ras­sis­tisch be­schimpft und dann mit Fla­schen be­wor­fen. An­schlie­ßend spran­gen sie ihm in den Rü­cken und tra­ten und schlu­gen auf den am Boden lie­gen­den Mann ein. Er muss­te da­nach im Kran­ken­haus be­han­delt wer­den.

Diese Tat reiht sich in die ras­sis­ti­sche Stim­mungs­ma­che der letz­ten zwei Jahre ein. Neo­na­zis und an­de­re Ras­sis­t_in­nen ver­brei­ten ihre Hetze gegen alle Men­schen, die nach ihrer An­sicht nicht „deutsch“ seien. Be­son­ders davon be­trof­fen waren in die­sem Zeit­raum Ge­flüch­te­te. Es kam zu ras­sis­ti­schen An­grif­fen gegen Sam­mel­un­ter­künf­te, wie bei­spiels­wei­se in Waß­manns­dorf und Hel­lers­dorf oder vor einem Monat in Kö­pe­nick sogar zu einem Brand­an­schlag. Zudem ver­brei­ten Neo­na­zis im In­ter­net und auf un­zäh­li­gen Kund­ge­bun­gen ihren Hass gegen Ge­flüch­te­te. Un­ter­stüt­zung er­hiel­ten sie dabei immer wie­der von einem ras­sis­ti­schen Bür­ger_in­nen-​Mob, der vor Sam­mel­un­ter­künf­ten Ge­flüch­te­te be­droh­te, wie bei­spiels­wei­se in Kö­pe­nick oder in Hel­lers­dorf.

Um sol­che Sze­nen zu ver­hin­dern, plan­ten An­ti­fa­schis­t_in­nen am 2. Juni – an­läss­lich des ge­plan­ten Ein­zugs von Ge­flüch­te­ten in eine neue Un­ter­kunft in Ad­lers­hof - eine Will­kom­mens-​Mahn­wa­che und –Kund­ge­bung in Ad­lers­hof. Ei­ner­seits soll­te ein öf­fent­li­ches Zei­chen gegen Ras­sis­mus ge­setzt wer­den und an­de­rer­seits soll­te sich so­li­da­risch mit den Ge­flüch­te­ten ge­zeigt wer­den. Der Platz soll­te be­setzt wer­den, damit die neuen Be­woh­ner_in­nen der Sam­mel­un­ter­kunft, von denen viele schwer trau­ma­ti­siert sind, nicht durch eine ras­sis­ti­sche Meute zu ihrem neuen Zu­hau­se gehen müs­sen. Doch das Ber­li­ner Lan­des­amt für Ge­sund­heit und So­zia­les (LA­Ge­So), das für die Er­öff­nung von Un­ter­künf­ten für Ge­flüch­te­te zu­stän­dig ist, hat kein In­ter­es­se, dass sol­che Sze­nen ver­hin­dert wer­den sol­len und ver­schob auf­grund der Will­kom­mens-​Mahn­wa­che und –Kund­ge­bung den Ein­zug spon­tan um zwei Tage.
Die­ses Ver­hal­ten ist eine bo­den­lo­se Frech­heit. Das Amt sagt selbst, dass es ak­tu­ell zu we­ni­ge Plät­ze für Ge­flüch­te­te hat und mit dem Bezug neuer Un­ter­künf­te so schnell wie mög­lich be­gon­nen wer­den müsse. Trotz­dem wird der Ein­zug im Fall Ad­lers­hof ver­scho­ben. Das Amt will ver­hin­dern, dass sich Men­schen vor Ort mit den Ge­flüch­te­ten so­li­da­ri­sie­ren und nimmt da­durch Bil­der, wie in Hel­lers­dorf, bil­li­gend in Kauf. Das LA­Ge­So be­zieht mit sei­ner po­li­ti­schen Ent­schei­dung klar Stel­lung, und zwar Stel­lung gegen die Si­cher­heit der Ge­flüch­te­ten. Wir ver­ur­tei­len das Ver­hal­ten des Amts auf das Schärfs­te. Auch wenn das LA­Ge­So an sei­ner Po­li­tik gegen Ge­flüch­te­te fest­hält und immer wie­der Ter­mi­ne ver­schiebt, wer­den wir trotz­dem vor Ort sein und jeden Ver­such einer Be­dro­hung gegen Ge­flüch­te­te von Nazis und an­de­ren Ras­sis­t_in­nen ver­hin­dern.

Gegen die, nun auf den 4. Juni ver­scho­be­ne, Will­kom­mens­kund­ge­bung mo­bi­li­sie­ren jetzt Neo­na­zis auf Face­book. Ihr Ziel ist es die Kund­ge­bung zu stö­ren. Be­reits mehr­fach de­mons­trier­te die NPD im Vor­feld in Ad­lers­hof mit ihrer ras­sis­ti­schen Hetze gegen die Un­ter­kunft, in der Nacht zum Don­ners­tag ver­teil­ten Neo­na­zis Schnip­sel mit der Auf­schrift „Nein zum Heim“ un­weit der Ein­rich­tung. Re­gel­mä­ßig ver­brei­ten An­woh­ner_in­nen auf den rech­ten Face­book-​Sei­ten Ge­walt­phan­ta­si­en und –auf­ru­fe. Im Zu­sam­men­hang mit der an­ste­hen­den Er­öff­nung sogar zu­neh­mend.
Diese Re­ak­ti­on der Neo­na­zis auf ihren Face­book-​Sei­ten und die Kom­men­ta­re ras­sis­ti­scher An­woh­ner_in­nen dazu be­wei­sen, dass un­se­re ge­plan­te Ak­ti­on rich­tig und not­wen­dig ist. Wir wer­den nicht zu­las­sen, dass sich ein ras­sis­ti­scher Mob in der Nähe der Un­ter­kunft sam­melt und an­kom­men­de Flücht­lin­ge ein­schüch­tert oder gar an­greift!

Mitt­ler­wei­le steht das für die Ge­flüch­te­ten-​Un­ter­kunft be­stimm­te Ge­bäu­de, schon vor dem Bezug, unter Po­li­zei­schutz. Selbst in Po­li­zei­krei­sen geht man also von einer kon­kre­ten An­griffs­ge­fahr auf Ge­flüch­te­te und die für sie be­stimm­te Un­ter­kunft aus.

Wir rufen euch dazu auf, euch am Mitt­woch, den 4. Juni um 17 Uhr an der Will­kom­mens­kund­ge­bung am Platz der Be­frei­ung (am S-​Bahn­hof Ber­lin-​Ad­lers­hof) zu be­tei­li­gen! So­li­da­ri­tät mit Ge­flüch­te­ten! Ras­sis­mus be­kämp­fen!

Erstveröffentlichung auf Antifaschistisches Bündnis Süd-Ost (ABSO) am 2. Juni 2014

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