Tatorte rechter Übergriffe markiert
Am 16.03.2017 veröffentlichen die Berliner Register zusammen mit ReachOut eine Pressemitteilung einer Zusammenfassung der rechten Aktivitäten des vergangenen Jahres. Anlässlich dessen wurden in den vergangenen Wochen berlinweit Plakate angebracht, die die rechten Übergriffe thematisieren.
Im Jahr 2016 wurden in Berlin 380 tätliche Angriffe mit rechtem Hintergrund registriert. Die Dunkelziffer dürfte dabei ebenfalls hoch sein. Um Anwohner*innen zu zeigen, dass rechte Gewalt kein reines Randbezirksproblem ist, sondern in der gesamten Stadt auftritt, wurden in der Umgebung von über 50 Tatorten Plakate geklebt, die den Übergriff thematisieren und dazu auffordern bei Beobachtung rechter Aktivitäten einzugreifen und sich mit Betroffenen zu solidarisieren.
Lasst uns den Rechten zeigen, dass wir ihre Gewalt nicht unwidersprochen hinnehmen!
Ergänzung: Rassistische Vorfälle in Treptow-Köpenick sichtbar gemacht – Plakataktion im März
Für 2016 dokumentierte das Register Treptow-Köpenick im Bezirk 365 rassistische und andere diskriminierende Vorfälle. Das sind 60 mehr als im Vorjahr und die Höchstzahl seit Bestehen der Register.
Aktivist*innen nahmen diese besorgniserregende Zahl zum Anlass, einige der Vorfälle aus 2016 im Bezirk sichtbar zu machen. Am 14. März hingen sie 40 große Plakate mit 20 verschiedenen Vorfällen an den Orten des Geschehens auf. Die riesigen Plakate mit dem Titel „Tatort Rassismus“ nennen Datum, Ort und Situation und rufen dazu auf, Geflüchtete willkommen zu heißen.
Die Plakate am S-Bahnhof Köpenick benennen zum Beispiel folgenden Übergriff: „Um den 10. oder 11. November 2016 wurde ein junger Geflüchteter am S-Bhf. Köpenick von einer Gruppe aus rassistischer Motivation auf die Gleise geschubst. Als er wieder aus dem Gleisbett kletterte und nach Hause lief, lauerte ihm dieselbe Gruppe auf, verprügelte und raubte ihn aus. Bei der Polizei wurde Anzeige erstattet.“
Im vergangenen Jahr gab es besonders viele menschenverachtende Vorfälle in Altglienicke in direkter Nähe zu Geflüchtetenunterkünften. Monatelang hatten „besorgte Bürger*innen“ gegen den Bau eines Tempohomes für Geflüchtete protestiert. Rassistische Übergriffe ließen nach der Eröffnung im frühen Herbst nicht lang auf sich warten: „Am Fußweg zum Eingang in die Unterkunft Quittenweg wurde ein größerer Graben ausgehoben und mit Steinen leicht verdeckt, um (besonders im Dunkeln) ankommende Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und Besucher*innen der Unterkunft zum Stolpern zu bringen. Dies führte auch schon zu einem verletzten Bewohner, der dadurch vom Fahrrad fiel und sich am Handgelenk verletzte.“ Es gab ebenso gewalttätige Übergriffe auf Bewohner*innen des Tempohomes.
Während die Aktivist*innen die Plakate an Laternen und über Verkehrsschildern aufhingen, gab es von einigen Anwohner*innen ermutigenden Zuspruch. Gleichzeitig kommentierten, z.B. in Reaktion auf den Post des lokalen rechten Facebook-Accounts Cöpenick-watch vom 15. März, Leute menschenfeindlich über die Aktion: „reine hetze nicht mehr und nicht weniger ! Weil ja hier auch so viele neonazis rum rennen ! Die Elite hat einfach angst das sie stimmen verlieren .. und deswegen erfindet man so etwas”. Die AfD äußerte sich am 21. März abfällig auf Facebook und schrieb von „mutmaßlich illegalen Plakaten mit politischem Inhalt“. Neben Ablehnungs- und Hass-Kommentaren stellten viele Leute auf Cöpenick-watch den Wahrheitsgehalt der Vorfälle in Frage. Das ist eindeutig eine Verhöhnung aller Betroffener rassistischer Gewalt und eine Leugnung der Alltäglichkeit menschenverachtender Vorfälle in Treptow-Köpenick. Ausdruck dessen ist auch, dass nach wenigen Tagen viele Plakate nicht mehr an den Vorfallsorten hingen.
Einige Leuten kommentierten jedoch auch unterstützend: „Spitzenaktion !! Das Ausmaß rechter und rassistischer Gewalt gegen Menschen (auch in Treptow-Köpenick) muss endlich sichtbar gemacht werden. Darum Thumbs Up - NAZIS AUS DER DECKUNG HOLEN !!”
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 3. April 2017
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