Auf nach Spandau! Den Hess-Gedenkmarsch am 19.08 verhindern!
Am 19.08.2017 wollen mehrere hundert Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet in Berlin-Spandau aufmarschieren. Hintergrund ist der 30. Todestag von Rudolf Hess. Die Nazis wollen diesen Tag nutzen, um ihren faschistischen Mythos zu pflegen. Der Mythos basiert auf einem angeblichen Mord am „Stellvertreter des Führers“ durch britische Agenten im Jahr 1987. Dieser ist elementar für die neonazistische Mobilisierung. In diesem Jahr versuchen Nazis aus dem Kameradschaftsspektrum das faschistische Folklore Event wiederzubeleben.
Seit 1988 finden Rudolf Hess-Gedenkmärsche statt. Sie wurden nach dem Anschluß der DDR an die BRD zum wichtigsten faschistischen Event von Nazis in Ost und West. Durch seinen Tod wurde er zur Symbolfigur von alten und neuen Nazis. Die Höhepunkte stellten die Aufmärsche in den Jahren 2001-2004 dar. Bis zu 5000 Nazis pilgerten ins bayrische Wunsiedel, wo sich bis 2011 das Grab von Heß befand. In den letzten Jahren ist es um die "Hess-Trauermärsche“ ruhiger geworden. Dies ist auch ein Erfolg antifaschistischer Gegenmobilisierungen, die Kampagne „NS-Verherrlichung stoppen“ hatte großen Anteil daran, dass Aufmärsche dieser Größenordnung nicht mehr stattfanden. Um Rudolf Heß ranken sich mehrere Mythen wie die des „Friedensfliegers“. In diesem Kontext bezichtigen heutige Nazis die Allierten des Mordes an Heß, um die “Wahrheit” über die Schuld am Zweiten Weltkrieg zu vertuschen. Passend dazu heißt das Motto des Aufmarsches „Mord verjährt nicht“. Als „letzter Gefangener" in Spandau, welcher nach außen hin ungebrochen zu seinen Überzeugungen stand, ist Heß zum Vorbild für Nazis geworden. Für diese steht er exemplarisch für die Tugenden von Treue und Standhaftigkeit. Die Nazis von heute brauchen Orte um ihre Mythen zu pflegen. Dieser Aufmarsch in Berlin ist für die Szene dabei nicht nur ein weiterer Versuch hilfloser Geschichtsklitterung, sondern soll, mit internationaler Mobilisierung, die Stärke des Teils der Rechten zeigen, der sich öffentlich zum Nationalsozialismus bekennt. Ein Debakel wäre peinlich…
Nach den bisherigen Informationen planen Nazis zum ehemaligen Gelände des Kriegsverbrechergefängnis in die Wilhelmstraße in Spandau zu laufen. Anmelder der Demonstration ist Christian Häger. Er ist ehemaliger Kader des “Aktionsbüro Mittelrhein” (ABM). Gegen diese Kameradschaft wurde seit 2012 fünf Jahre vor dem Landgericht Koblenz verhandelt. Die damit einhergehende Schwächung der Struktur zwang das ABM in die NPD Rheinland-Pfalz überzugehen. Häger ist bezeichnenderweise auch aktuell Vorsitzender des NPD Kreisverbandes „Mittelrhein“. Die Mobilisierung zum Aufmarsch läuft bisher überwiegend über diese NPD-Strukturen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass nach dem geplatzten Verfahren gegen das ABM der Aufmarsch auch dazu dient Stärke zu demonstrieren und die zersplitterte Kameradschaftsszene zu einen. Dementsprechend ist mit mehreren hundert Nazis zu rechnen. Bei Nazi-Veranstaltungen, wie dem “Rock gegen Überfremdung” bei dem 6000 Nazis teilnahmen, wurde für den Heß-Aufmarsch geworben. Für den 19.08. wurden 500 Nazis angemeldet, dies scheint untertrieben. Es ist mit mehr Nazis zu rechnen. Schon am eigentlichen Todestag bis zum Tag der Nazi-Demo rechnen wir mit spontanen Aktionen von Nazis im ganzen Stadtgebiet.
Haltet die Augen offen – wenn möglich schreitet ein! Jede Form des Widerstands bleibt legitim!
28.07.17 | 20:30 | Infoveranstaltung | Westberliner Antifa-Tresen | Schloßstr. 19 | Charlottenburg | U2 Sophie-Charlotte Platz
17.08.17 | Todestag von Rudolf Heß | Achtet auf Aktionen von Nazis
19.08.17 | 11:00 | Antifaschistische Gegendemonstration | S-Bhf Spandau Ausgang Segefelder Str.
Erstveröffentlichung auf Antifa Westberlin via Indymedia am 20. Juli 2017
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