Stellungnahme des Slaughterhouse
Als antifaschistische und antirassistische Plattform „Auf die Pelle rücken!“ begrüßen wir die Stellungnahme der Mitgliedervollversammlung des „Slaughterhouse e.V.“ zum Vorwurf der Veranstaltung rechter Konzerte. Anlass der nun schon mehrere Monate andauernden Auseinandersetzung um die Kulturpolitik des „Slaughterhouse eV.“ war ein im September geplantes Konzert mit den Black-Metal-Bands „Horna“, „Tortorum“ und „Blacklodge“, welches am 20. September dieses Jahres unter dem Dach der „Kulturfabrik Moabit“ stattfinden sollte. Vor allem „Horna“ und „Tortorum“ waren im Vorfeld durch Schnittmengen zum verhältnismäßig kleinen und dennoch gut organisierten Spektrum des „National Socialist Black Metal“ (NSBM), dem neonazistischen Flügel der Black-Metal-Szene, aufgefallen.
In einem persönlichen Gespräch zwischen Vertreter_innen der Plattform „Auf die Pelle rücken!“ und Aktiven des Slaughterhouse e.V., sowie dem veranstaltenden Label „Apocalyptic Visions of Death“, wurde auf die personellen Verbindungen der Bands zur NSBM-Szene hingewiesen: u.a. Verbindungen zur thüringischen Neonazi-Band „Absurd“ und dem Label „W.T.C. Productions“, sowie auf die ideologischen Einstellungen des Sängers der Band „Horna“. Erst vor dem Hintergrund der Veröffentlichung der Vorgänge und zunehmenden öffentlichen Drucks, sowie der Ankündigung antifaschistischer Gegenproteste, wurde das Konzert letztlich abgesagt.
Nur einen Monat später, am 20. Oktober, konnte das Neo-Folk-Musikprojekt „Triarii“ im Slaughterhouse auftreten. Bei „Triari“ handelt es sich um ein Projekt, dessen militaristische Ästhetik und Bühneninszenierung sich stark am Römischen Imperium, aber auch am Nationalsozialismus bedient, ohne dabei den Eindruck einer glaubhaften Distanzierung zu erwecken.
Hinzu kam, dass das Label „Apocalyptic Visions of Death“, bereits weitere Konzerte für den 11. November und den 13. Dezember in den Räumen des Slaughterhouse angekündigt hatte. Bei den beworbenen Acts „Kill“, „Spearhead“ und „Make A Change... Kill Yourself“ handelte es sich abermals um Projekte mit engen personellen und ideologischen Überschneidungen ins Spektrum des NSBM.
Daraufhin folgten abermals antifaschistische Proteste, die nicht wirkungslos bleiben. Während „Kill“ und „Spearhead“ für den 11. November zuerst vom Slaughterhouse gecancelt und nach weiteren Protesten auch von einer kurzfristig organisierten Ersatzlocation abgesagt worden waren, versuchten die Veranstalter_innen, für den 13. Dezember, das Projekt „Make A Change... Kill Yourself“ nach Hamburg zu verlegen. In Berlin hatte sich, nach einer Absage durch das Slaughterhouse, keine weitere Location bereitgefunden. Auch in Hamburg hatten die Veranstalter_innen kein Glück: So wurde das Konzert nur wenige Tage vor dem geplanten Termin „aufgrund von organisatorischen Problemen“ abgesagt.
Trotz der für uns relativ erfolgreichen Bilanz verhinderter Konzerte und einer unmittelbaren Distanzierung des Slaughterhouse vom verantwortlichen Label „Apocalyptic Visions of Death“, im Zuge der letzten Konzertabsage, stand zeitweise zu befürchten, dass sich das Slaughterhouse unter dem Dach der Kulturfabrik Moabit zu einem unkritischen Ort reaktionärer Darstellungsformen entwickeln würde.
Daher freuen wir uns umso mehr, dass nach diesen Vorgängen, neben der Distanzierung vom verantwortlichen Label, offenbar ein frischer Diskurs über die kulturpolitische Umsetzung eines antirassistischen Selbstverständnisses unter dem Dach der Kulturfabrik in Gang gekommen ist. Wir hoffen, dass diese Auseinandersetzung innerhalb des Projekts weitergeht und dass sie sich in Zukunft umso deutlicher in der Praxis der Projekte niederschlägt. Der spürbare Rechtsruck in großen Teilen der Gesellschaft, der Rassismus, Antisemitismus und andere Ideologien der Ungleichwertigkeit von Menschen vermeintlich entpolitisiert und damit normalisiert, macht auch vor vermeintlich fortschrittlichen Subkulturen nicht halt. Umso wichtiger ist es daher, dass sich Veranstaltungsorte wie das Slaughterhouse wieder verstärkt auch als politische Orte begreifen und dagegen Position beziehen, dass die Akzeptanz rechter Einstellungsmuster, unter dem Deckmäntelchen des „Unpolitischen“, auch in alternative Räume Einzug hält.
Auf die Pelle rücken! – Antifaschistische Infos aus Wedding und Moabit
Stellungnahme der Mitgliedervollversammlung des Slaughterhouse e.V. zum Vorwurf rechter Veranstaltungen in den Vereinsräumen vom 19.12.2012:
Der Slaughterhouse e.V. distanziert sich in aller Deutlichkeit von faschistischen, rassistischen, homophoben, sexistischen oder sonstigen menschenverachtenden Ideologien.Seit fast 20 Jahren veranstalten wir in den Räumen des Slaughterhouse e.V. Konzerte und bieten seitdem eine Bühne für die unterschiedlichsten Musik- und Stilrichtungen an. Auch geben wir internen und externen Veranstaltern die Möglichkeit sich zu entwickeln.
Satzungsgemäß ist ein Zweck des Vereins verschiedene Nationalitäten und Altersstufen zur Förderung des Austauschs unterschiedlicher musikalischer Ausdrucksformen einzubeziehen.Unser Selbstverständnis ist es grundsätzlich nicht mit Künstlern, Strukturen oder Netzwerken zusammenzuarbeiten, die faschistisches, rassistisches, homophobes, sexistisches oder sonstiges menschenverachtendes Gedankengut verbreiten.
Bedauerlicherweise sind uns in letzter Zeit einige Fehler unterlaufen. Wir haben auf berechtigte Vorwürfe (u.A. von „auf die Pelle rücken“) zu Konzerten die bei uns geplant waren oder auch stattgefunden haben zu spät und zum Teil auch falsch reagiert.
Wie konnte das passieren?
Der Slaughterhouse e.V. arbeitet unter anderem mit externen Veranstaltern zusammen und bietet diesen eine Plattform. Im konkreten Fall fand schon seit ca. einem Jahr eine Zusammenarbeit mit „Apocalyptic Visions Of Death“ (eine Veranstaltergruppe aus dem Bereich Metal) statt. Diese Veranstalter haben dann das Vertrauen des Slaughterhouse e.V. dadurch missbraucht, dass sie Bands auf die Bühne bringen wollten, die nicht unserem Selbstverständnis entsprechen.Hier waren wir zu langsam, nicht gründlich genug und haben den Veranstaltern zu sehr vertraut.Als Konsequenz haben wir die Zusammenarbeit mit diesen Veranstaltern unwiderruflich gekündigt.
Selbstkritisch müssen wir feststellen, dass ferner die Band „Triarii“, die am 20.10.2012 aufgetreten ist, kritisch zu bewerten ist. Die Art und Weise in der „Triarii“ mit der deutschen Vergangenheit umgeht ist uns zu unreflektiert. Die verwendeten Inhalte und Ästhetiken entsprechen nicht unserem Selbstverständnis. Auch mit diesem Veranstalter werden wir nicht mehr zusammenarbeiten.
Aus all diesen Vorgängen haben wir gelernt!
In der Zukunft werden wir schneller reagieren, wir werden gründlicher recherchieren, wir werden unsere Verträge ändern und wir werden jede Zusammenarbeit mit externen Veranstaltern gründlicher überprüfen. Wir sind kein unpolitischer Ort! Wir sind bereit, konstruktive Kritik anzunehmen, ohne unsere Autonomie aufzugeben.
Die Diskussion geht weiter!
Berlin, den 19.12.2012
Slaughterhouse e.V.
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 25. Dezember 2012
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