Kündigung für Nazikneipe "Zum Henker"
Seit geraumer Zeit wird der Berliner Ortsteil Schöneweide immer mehr zum Schwerpunkt nazistischer Aktivitäten und Strukturen. Im Zentrum dieser Entwicklung steht die Nazikneipe "Zum Henker", welche sich seit über vier Jahren in der Brückenstraße befindet. Nun ist bekannt geworden, dass dem "Henker" endlich die Kündigung ausgesprochen wurde. Dies ist allerdings kein Grund zum Jubeln, es wurde bereits Widerspruch eingelegt und ein längerer Rechtsstreit scheint möglich.
Im Jahr 2009 eröffnete der aus Großbritannien stammende Nazi Paul Stuart Barrington die Kneipe "Zum Henker" in der Brückenstraße 14. Anschließend entwickelte sich der Kiez schnell zum Schwerpunkt der Berliner Naziszene. Neben zahlreichen WGs verfügen die Nazis mittlerweile über fast ein Dutzend Läden und Lokale vor Ort. Im "Henker" finden Nazikonzerte, Veranstaltungen und Kameradschaftsabende statt. Nazigrößen gehen in der Kneipe ein und aus. Seitdem häufen sich auch die Übergriffe und Sachbeschädigungen im Umfeld des Lokals (Chronik). Gleich nebenan betreibt der Berliner NPD-Vorsitzende Sebastian Schmidtke das Militariageschäft "Hexogen", welcher als Infoladen für die Naziszene fungiert. Der Vermieter dieser Räumlichkeit fühlte sich von Schmidtke jedoch über den Zweck des Anmietung arglistig getäuscht und kündigte unmittelbar nach der Eröffnung des Ladens im Sommer 2011 den Mietvertrag. Seitdem klagt er auf Räumung.
Nicht so im Fall der Kneipe "Zum Henker". Der Vermieter, die "F&M Mietgesellschaft" und deren Mutterfirma, das Erlanger Immobilienunternehmen ZBI, stellten sich lange Zeit sturr. Mehr als vier Jahre mussten vergehen, bevor nun die Kündigung ausgesprochen wurde. Es ist unglaubwürdig zu behaupten, erst jetzt vom nazistischen Hintergrund erfahren zu haben. Wahrscheinlich trug auch der öffentliche Druck zu diesem Umdenken bei. Bereits 2011 überreichten Antifas dem Unternehmen einen goldenen Scheisshaufen. Der Verantwortliche reagierte rabiat und schmiss die Antifas aus seinem Büro. Mittels Protestpostkarten, Tranpiaktionen und einer Kundgebung wurde aber weiter kontinuierlich auf den Handlungsbedarf hingewiesen. Allerdings ist die Kündigung noch lange kein Grund zum Aufatmen, da ein längerer Rechtsstreit möglich ist.
Außerdem betrachtet die Berliner Naziszene Schöneweide weiterhin als ihre "Homezone". Dies zeigt sich auch daran, dass die NPD am 1. Mai 2013 einen Aufmarsch vor Ort plant. Unter dem Motto "Wir sind keine Melkkuh Europas" will sie gezielt an den nationalistischen Krisen-Diskurs anknüpfen. Diese Provokation am Kampftag der Arbeiter*innenklasse verdient unseren entschiedenen Widerstand. Ein breites Bündnis aus Antifagruppen und Zivilgesellschaft hat sich gegründet und will an den Erfolg vom 1. Mai 2010 anknüpfen, wo mehrere tausend Menschen einen Naziaufmarsch durch den Prenzlauer Berg verhinderten. Mittels Massenblockaden soll den Nazis auch diesmal wieder der Tag vermiest werden. Bereits am Vorabend mobilisieren Antifagruppen zu eine Demo durch Schöneweide. Anschließend wird es vor Ort ein Konzert geben, bei dem Atari Teenage Riot, ZSK, Irie Révoltés und Berlin Boom Orchestra auftreten.
30. April 2013: Antifaschistische Demo + Konzert / 17.00 Uhr / S-Bahnhof Schöneweide
Weitere Infos unter www.gemeinsam-gegen-nazis.de
1. Mai 2013: Naziaufmarsch verhindern! Infos unter www.1mai-nazifrei.tk
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 4. April 2013
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