1000 bei Protest gegen Neonazi-Konzert in Finowfurt
Erfolgreicher Tag für Antifaschist_innen im Barnim: Verkehrsbehinderungen durch Blockade / Rechtsrock-Event vorzeitig von Polizei aufgelöst / Auch kein Platz für NPD-Kundgebungen in Bernau und Wandlitz
Der 18. Mai war ein gelungener Tag für Antifaschist_innen im Barnim. An drei Orten protestierten insgesamt über 1000 Menschen gegen neonazistische Veranstaltungen und nahmen so den Neonazis die Bühne.
Etwa 70 Anwohner_innen stellten sich gegen eine Kundgebung der NPD "gegen Asylmissbrauch" in Bernau. In Wandlitz waren es 150 Menschen, die verhinderten, dass die NPD vor dem Flüchtlingswohnheim Gehör fand. Gegen ein Neonazikonzert in Finowfurt protestierten bis zu 1000 Menschen. Die Anfahrtswege wurden zum Teil blockiert. Das Rechtsrock-Konzert wurde am Abend durch die Polizei aufgelöst.
Bernau - Kundgebungsort blockiert, lautstarker Protest
Kurzfristig hatte die NPD für den Samstagmorgen drei Kundgebungen im Kreis Barnim angemeldet. Bei der ersten, am Einwohnermeldeamt in Bernau, wurden die NPD-Aktivist_innen von 70 Menschen lautstark ausgebuht. Der Kundgebungsort der NPD war zudem durch Bernauer_innen blockiert.
Das Motto der Wanderkundgebungen war "Einmal Deutschland und zurück - Asylmissbrauch stoppen", eine Kampagne, welche die NPD seit einigen Monaten bundesweit durchführt. Im lauten Protest gingen die Hetzreden der NPD vollständig unter. Bernaus Bürgermeister Hubert Handke (CDU) beteiligte sich an den Protesten, zu denen das Bernauer Netzwerk für Toleranz und Weltoffenheit aufgerufen hatte.
Wandlitz - Wohnmobil auf Straße stehengeblieben
Die Tour der NPD ging weiter nach Wandlitz. Auch dort stieß die neonazistische Partei auf starken Gegenprotest. Während am Bahnhof Wandlitzsee etwa 90 Menschen gegen die NPD demonstrieren, waren es am Flüchtlingswohnheim sogar 150. Der Runde Tisch Wandlitz, der sich in den letzten Wochen im Flüchtlingsheim engagierte, hatte zu Protesten gegen die rassistischen Kundgebungen aufgerufen.
Die Protestierenden zeigten sich bunt und kreativ. Neben Gesängen mehrerer Chöre, Trillerpfeifen und Buh-Rufen, gab es auch Versuche, die Straße, auf der der NPD-Truck vom Bahnhof in Richtung Flüchtlingswohnheim fuhr, zu blockieren. Eine Menschenblockade wurde von der Polizei schnell aufgelöst. Ein zuvor stehengebliebenes Wohnmobil versperrte der NPD jedoch für einige Zeit den Weg. Es dauerte einige Minuten und mehrfache Aufforderungen durch die Polizei, bis der Besitzer das Fahrzeug zur Seite fuhr.
Finowfurt - Entschlossene Bündnisdemonstration verzögert Nazianreise
Die wohl wichtigste Nachricht des Tages: Zum ersten Mal seit sechs Jahren ist es gelungen, eine deutliches Zeichen gegen die Rechtsrock-Konzerte auf dem Grundstück von Neonazi Klaus Mann in Finowfurt zu setzen. Das Bündnis "Finowfurt Nazifrei" hatte unter dem Motto "Den Nazis den Stecker ziehen" zu einer Bündnisdemonstration aufgerufen. Um die 1000 Menschen beteiligten sich daran, darunter Bürgermeister Uwe Schoknecht und das lokale Bündnis "Bunte Schorfheide".
Die Demonstration endete vor der Autobahnbrücke. Die B167, die auch durch Finowfurt führt, sowie die Autobahnzufahrt wurden dadurch versperrt. Auf der Autobahn 11 kam es zu Verkehrsbehinderungen - was die Anreise der Neonazis beeinträchtigte. Die Polizei sperrte beide Autobahnzufahrten und leitete die anreisenden Neonazis über Marienwerder zum Konzertgelände. Viele Finowfurter_innen, andere Brandenburger_innen und Berliner_innen harrten aus.
Polizei zieht den Stecker
650 Neonazis sammelten sich im Laufe des Nachmittags auf dem Konzertgelände. 13 Bands sowie eine Überraschungsband waren angekündigt. Über 20 Neonaziveranstaltungen habe es in den letzten sechs Jahren auf dem Gelände gegeben, berichtete das Berliner Apabiz im Vorfeld. Neonazis hatten für je 30 Euro Karten erworben um Szenegrößen wie "Sleipnir" und "Legion of Thor" zu sehen. Die Polizei kontrollierte die anreisenden Neonazis. Reihenweise Autos aus Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Hessen, aber auch aus der Schweiz warteten an den Kontrollpunkten.
Im Vorfeld hatten die Konzertorganisator_innen ihre Gäste darauf hingewiesen, Waffen, waffenähnliche Gegenstände und verfassungswidrige Symbole zu Hause zu lassen. Bei vergangenen Veranstaltungen waren diese Grund für Veranstaltungsauflösungen durch die Polizei. Vorsorglich stand an diesem Nachmittag ein Wasserwerfer der Polizei am Gelände.
Klaus Mann, Vorsitzender der Partei "Die Rechte" in Brandenburg, hatte sein Gelände der Berlinerin Gesine Hennrich zur Verfügung gestellt. Hennrich, ehemals Mitglied des inzwischen verbotenen Berliner "Frontbann 24", pflegt, ebenso wie Mann, gute Kontakte in die neonazistische Kameradschafts- und Rechtsrockszene. Als Ordner_innen - Selbstbezeichnung: "Staffel" - fungierten daher auch Aktivist_innen aus dem Frontbann 24 um Uwe Dreisch aus Berlin.
Im Vorfeld hatte die Gemeinde Schorfheide veranlasst, dass das Konzert um 22 Uhr enden musste. Laut Bündnisangaben wurde das Konzert jedoch schon gegen 21:25 Uhr durch die Polizei aufgelöst. Mehrfach sei es zu "Hitlergrüßen" gekommen.
Erstveröffentlichung auf Inforiot am 19. Mai 2013
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