Kein Rock mit Rassist_innen
Für den 8. November wird auf Facebook und per Plakataushang im Fenster ein Konzert der Country-Band „Kay and Friends“ in „Der Kleinen Kneipe“ in der Karl-Marx Straße 270 in Nordneukölln angekündigt. Die Veranstaltungsankündigung ziert ein Bild auf dem u.a. der Bassist der Band zu sehen ist. Es handelt sich um den bekannten Neuköllner Neonazi Jan Sturm. Das Foto stammt von einem Auftritt der Band Ende August am selben Ort.
Der unweit vom S/U-Bhf Neukölln wohnende Jan Sturm, Jahrgang 1965, ist gelernter Kfz-Mechaniker und seit spätestens 2006 ist er in der Neuköllner und Berliner Neonaziszene aktiv. Ob als Teilnehmer oder Redner, er ist Stammgast auf NPD-Veranstaltungen in Berlin und auch auf überregionalen Naziaufmärschen. In Wahlkämpfen betreut er regelmäßig die Infostände der Neuköllner NPD und ist für die Verteilung von NPD-Propaganda in Nordneukölln verantwortlich. Zwischenzeitlich schaffte er es sogar bis in den Landesvorstand der Neonazi-Partei.
Im September 2006 wurde Jan Sturm als einer von zwei NPD-Verordneten in die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung gewählt. In den folgenden fünf Jahren zeigte sich zwar schnell, dass Sturm dem kommunalpolitischen Alltag nicht gewachsen war, dennoch nutzte er die Sitzungen des Bezirksparlaments regelmäßig als Bühne zur Propagierung seiner völkisch rassistischen Weltanschauung. So forderte er in einem Antrag Schüler mit Migrationshintergrund an Neuköllner Schulen in getrennten Klassen zu unterrichten.
Nach seinem Ausscheiden aus der BVV verdingte sich Sturm zunächst als Hausmeister in der NPD-Bundeszentrale in Köpenick. Seine rassistischen Tiraden gingen weiter. In einem von ihm verfassten und unterschriebenen Beitrag auf der Internetseite des Neuköllner NPD-Verbandes (inzwischen offline) suchte er die Schuld für das Massaker des fanatischen Rassisten Anders Breivik in der multikulturellen Gesellschaft. Die Morde von Anders Breivik seien ein Resultat dessen, dass der Druck im Kessel seit Jahrzehnten permanent steige.(1)
Als im Herbst 2012 Pläne bekannt wurden, im südlichen Ortsteil Rudow eine Flüchtlingsunterkunft zu eröffnen, trieb Jan Sturm an der Seite des Berliner Landesvorsitzenden Sebastian Schmidtke und des zurzeit in Haft befindlichen Neuköllner Kreisvorsitzenden Sebastian Thom die Kampagne der NPD gegen die Geflüchteten maßgeblich mit voran. In einem von Sturm presserechtlich verantworteten Flugblatt wird im Zusammenhang mit der geplanten Unterkunft von angeblich drohendem Müll, Lärm und Kriminalität schwadroniert und gefordert, Rudow müsse mit seinem dörflichen Charakter Deutsch bleiben. Anlässlich einer Demonstration zum Thema am 24.11.2012 trat Sturm als Pressesprecher der Neuköllner NPD auf. Dass er auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, zeigte sich bei der Abreise. Sturm befand sich in der Gruppe von Neonazis, die auf dem S-Bahnhof Neukölln Antifaschist_innen angriff.(2)
Zuletzt geriet er in die Schlagzeilen, als der Neuköllner NPD- Direktkandidat in seiner Funktion als „Heimführungsbeauftragter“ im Vorfeld der Bundestagwahlen 2013 persönlich adressierten Briefe an Politiker mit Migrationshintergrund verschickte, denen ein fiktives „One-Way Ticket“ beigelegt war.(3)
Wir fordern von den Betreiber_innen von „Die Kleine Kneipe“, Rassist_innen keine Bühne zu geben und Jan Sturm weder am 8.11.14 noch an einem anderen Tag auftreten zu lassen. Die Band „Kay and Friends“ fordern wir auf, sich umgehend von ihrem Neonazi-Bassisten zu trennen. Ansonsten wird mit Protesten zu rechnen sein.
Die Kleine Kneipe
Karl-Marx Straße 270
12057 Berlin
Tel: +49 30 61747578
Hausverbot für Rassist_innen! Nazi-Rocker Jan Sturm den Saft abdrehen!
(1) http://www.blog.schattenbericht.de/2011/07/npd-multikulti-schuld-an-den-...
(2) https://linksunten.indymedia.org/de/node/72450
(3) https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?res...
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 4. November 2014
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