Moabit: Rechte Konzerte abgesagt
Wie heute in einer Stellungnahme des „Slaughterhouse e.V.“ [1] mitgeteilt wurde, wurden die Veranstaltungen NS-affiner Black Metal Bands am 11. November und 13. Dezember 2012 zwischenzeitlich abgesagt. Darüber hinaus wurden die Beziehungen zum Label „Apocalyptic Visions of Death“ mit sofortiger Wirkung abgebrochen. Die Vertrauensbasis sei nunmehr nachhaltig gestört, hieß es vom Slaughterhouse.
Schon Mitte September war es im Zusammenhang mit einem geplanten Auftritt der Bands „Horna“, „Blacklodge“ und Tortorum“ zu einer Kontroverse um besagtes Label und das Slaughterhouse gekommen, nachdem antifaschistische Recherchen ergeben hatten, dass die von „Apocalyptic Visions of Death“ angekündigten Bands enge Verbindungen zum Spektrum des „National Socialist Black Metal“ (NSBM) aufweisen. Es folgten Distanzierungen des Dachverbands „Kulturfabrik Moabit e.V.“ und des benachbarten Kinos „Filmrauschpalast e.V.“, bevor der „Slaughterhouse e.V.“ schließlich einlenkte und das geplante Konzert kurzfristig absagte.
Am 20. Oktober kam es dann zu einem Konzert der NS-affinen Band Triarii, flankiert von weiteren Konzertankündigungen: Als Haupt-Act, eines für den 13. Dezember angekündigten Konzerts war das Musikprojekt „Make a Change… Kill Yourself“ Jakob Zagrobelnys vorgesehen. Zagrobelny war in der Vergangenheit mehrfach durch antisemitische und rassistische Statements und seine Nähe zum NSBM aufgefallen. Hinzu kam, dass mindestens zwei Bands, die für einKonzert am 11. November diesen Jahres angekündigt worden waren, personelle Überschneidungen zu einschlägig neonazistischen Musikprojekten aufweisen.
Als antifaschistische Vernetzung „Auf die Pelle rücken!“ begrüßen wir daher ausdrücklich die heute mitgeteilte Entscheidung, die Zusammenarbeit mit dem Label „Apocalyptic Visions of Death“ aufzukündigen und die noch ausstehenden Veranstaltungen unwiderruflich abzusagen. Ferner hoffen wir, dass die nun anstehenden Diskussionen und angekündigten Konsequenzen dazu führen werden, dass rechte Veranstaltungen im Slaughterhouse e.V. zukünftig der Vergangenheit angehören.
Während sich enttäuschte Konzertgäste im Internet noch im Duktus der rechten Szene darüber empören, dass sich das Slaughterhouse „von diesen Links-Faschisten [habe] in die Knie zwingen lassen“ und ankündigen künftig einen Bogen um diesen Veranstaltungsort machen zu werden [2], werden andere direkter und schlagen vor, für künftige Veranstaltungen doch gleich auf Lokalitäten der rechten Szene zurückzugreifen [3].
Dass dies nötig wird, scheint jedoch fraglich: So verkündete „Apocalyptic Visions of Death“ zwischenzeitlich, bereits einen Ausweichort für das Konzert am 11. November gefunden zu haben [4]. Ob das „Blackland Berlin“ aus Prenzlauer Berg tatsächlich in die Bresche springen wird, wurde uns noch nicht bestätigt. Eine Stellungnahme der Betreiber_innen steht im noch Moment aus.
Auf die Pelle rücken! – Antifaschistische Infos aus Wedding und Moabit
[1] „Absage des geplanten Konzertes im Slaughterhouse am So. 11.11.2012 / Erneut ist der Slaughterhouse e.V. in die Diskussion über Musik&Politik geraten. Im aktuellen Fall geht es um den geplanten Auftritt der Bands:
Tyrants Blood (Can), Vassafor (N.Z.), Kill (Swe), Spearhead (UK) & Maveth (Fin), geplant für den 11.11.2012. / Selbstverständlich haben wir nach dem abgesagten „Horna“ Konzert intensiv nachgeforscht, ob bei den weiteren geplanten Konzerten Bands involviert sind, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind. Nachforschungen bei Google, Wikipedia, Metal Foren und den Web-Präsenzen der Bands haben allerdings keine offensichtlichen Aussagen oder Verbindungen aufgezeigt. / Nun sind von Seiten der Gruppe „auf die pelle rücken“ erneut Vorwürfe erhoben worden, die sich insbesondere auf die Bands „Kill“ und „Spearhead“ beziehen. / Es entzog sich schlicht unserer Kenntnis, dass ein Mitglied der Band „Tortorum“ auch bei „Spearhead“ aktiv ist. Es ist schwierig über jeden einzelnen Musiker alle Informationen einzuholen. Und im speziellen Fall ist es uns wohl trotz intensiver Nachforschungen nicht gelungen, die entsprechenden Informationen zu erlangen. / Die Vertrauensbasis zu „Apocalyptic Visions Of Death“ ist nunmehr durch deren Auswahl der Bands nachhaltig gestört. Daher beenden wir hiermit jegliche Kooperation mit „Apocalyptic Visions Of Death“. / Somit sagen wir unsererseits das geplante Konzert am 11.11.12. ab. Die weiteren geplanten Termine – insbesondere auch das für den 13.12.2012 geplante Konzert der Band „Make A Change … Kill Yourself“ – sind aus o. g. Gründen ebenfalls abgesagt. Es werden keine Konzerte von „Apocalyptic Visions Of Death“ mehr bei uns stattfinden. / Wir möchten nochmal ausdrücklich auf unseren Kodex hinweisen: / Der Slaughterhouse e.V. versteht sich als Auftrittsort für Bands aus verschiedensten Musikrichtungen, auch solche mit extremen Ausdrucksformen.
Trotzdem bzw. gerade deswegen wird strikt darauf geachtet, dass die auftretenden Bands sich nicht über unseren – selbst auferlegten – Verhaltenskodex hinwegsetzen. / Das heißt, es wird bei unseren Veranstaltungen strikt darauf geachtet, dass alle auftretenden Bands kein rechtes, homophobes, sexistisches oder sonstiges menschenverachtendes Gedankengut verbreiten. Ferner werden alle Gäste, die entweder durch Ihr Verhalten oder durch das öffentliche Zurschaustellen von solchem Gedankengut (z.B. durch T-Shirts, Badges u.ä.) von der Veranstaltung ausgeschlossen bzw. erst gar nicht reingelassen. / Eine tiefgreifende Diskussion dazu werden wir auf unserer demnächst stattfindenden Vollversammlung führen und ggf. weitere Konsequenzen aus den Geschehnissen ziehen.“ – Slaughterhouse e.V., 06.11.2012
[2] „ist mir echt zu blöd. ich werde da nie wieder hingehn…wie kann man sich nur so von diesen links-faschisten in die knie zwingen lassen?“ – via facebook“, 06.11.2012
[3] „Umzug in‘n Henker, Problem gelöst.“ via facebook“, 06.11.2012
[4] „We‘re moving to Blackland pub with the show and can offer 30 more tickets at door!“ – „Apocalyptic Visions of Death“ via facebook, 06.11.2012
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 7. November 2012
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