Kein Dialog mit der AfD
Am 19. März 2021 soll in der George-Orwell-Schule (Lichtenberg) eine Diskussionsveranstaltung zu den Berlin-Wahlen stattfinden. Die Veranstaltung wird von der Agentur „Dialog P“ organisiert. Diese Agentur wurde vom Abgeordnetenhaus mit der Organisierung von Diskussionsrunden an Schulen beauftragt. „Dialog P“ verfolgt das Konzept, die Wahlkämpfer:innen direkt in die Schulen zu holen, damit sie sich dort präsentieren können. Dabei ist sich „Dialog P“ auch nicht zu schade dafür, die faschistische AfD mitzuschleppen.
In der George-Orwell-Schule in Lichtenberg soll nun der innenpolitische Sprecher der AfD, Karsten Woldeit, auftreten. Dass der AfD so eine Bühne geboten wird, ekelt uns an. Deshalb sind wir losgezogen und haben der Schule unsere unübersehbare Nachricht an der Fassade hinterlassen. Denn wer sich die AfD ins Haus holt, muss mit unserem Widerstand rechnen.
Bei dieser Veranstaltung handelt es sich nicht um die letzte dieser Art. Schon vor einigen Monaten konnten sich Schulen bei „Dialog P“ um die Ausrichtung von politischen Diskussionsveranstaltungen bewerben. Mit ihrem Konzept ist die Agentur auch in vielen anderen Bundesländern aktiv. Ihr Versprechen klingt dabei sehr gut. Mit nur einer Bewerbung gibt es einen komplett vorbereiteten Schüli-Dialog mit Mitgliedern des Landtags. Die Durchführung übernimmt „Dialog P“, sodass man sich um nichts mehr kümmern muss.
Das hat allerdings zur Folge, dass die Schulen keinen Einfluss darauf haben, wer zu den Veranstaltungen eingeladen wird. Da es sich um offizielle Veranstaltungen des Berliner Abgeordnetenhauses handelt, hat „Dialog P“ nicht das Rückrat, die AfD auszuladen. Auf diese Weise erhält die AfD einfachen Zugang zu Berliner Schülis. Wer mit „Dialog P“ zusammenarbeitet, nimmt letztendlich die Einladung der AfD in Kauf.
Wie gut die pädagogische Begleitung durch „Dialog P“ in der Auseinandersetzung mit rhetorisch geschulten Faschist:innen ist, ist unklar. Im Allgemeinen wirkt das Konzept jedoch sehr starr. Anstatt eigene kritische Fragen zu entwickeln, können die Schülis nur an fünf festgelegten Themenkomplexen entlang diskutieren. Dabei geht es um die Verbeamtung von Lehrkräften, Elektroroller, kostenlosen Nahverkehr, Fridays for Future und sozialen Wohnungsbau. Gesellschaftliche Diversität kommt nicht direkt vor. Wahrscheinlich sollen die Rechten am Tisch nicht verärgert werden.
Wir finden es ekelerregend, wie das Berliner Abgeordnetenhaus über die Schaffung dieses neuen „Services“ für Schulen einer Normalisierung der AfD Vorschub leistet. Die AfD ist keine „normale demokratische Partei“, auch wenn sie von vielen rechten „Hutbürgern“ und „Wutdeutschen“ gewählt wird. Anstatt die Schulen bei der Organisation eigener Veranstaltungen zu unterstützen, wird ihnen der Einheitsbrei von „Dialog P“ vorgesetzt.
Die Lehrkräfte, die „Dialog P“ anfragen, haben bei den Veranstaltungen nicht einmal die Möglichkeit, sich gegen einzelne Einladungen zu stellen. Andere nehmen es aus Bequemlichkeit wohl einfach hin, dass die AfD mit eingeladen wird. Und wieder andere finden es vielleicht sogar noch gut, wenn die AfD kommt oder sie denken, sie können die „Rechten“ mit ihren Schülis „entzaubern“.
Wir wollen uns das nicht länger gefallen lassen. Wir freuen uns, wenn kommende Veranstaltungen von „Dialog P“ gestört und verhindert werden. Unsere Aktion an der George-Orwell-Schule in Lichtenberg soll der AfD zeigen, dass sie nirgends erwünscht ist. Wo immer in den nächsten Monaten eine Diskussionsveranstaltung von „Dialog P“ mit der AfD stattfinden soll, müssen wir schon vorher da sein. Die Partei soll keinen Schritt ohne unseren Widerspruch machen können.
Erstveröffentlichung auf Kontrapolis am 13. März 2021
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