1.500 bei Demonstration gegen rechte Gewalt in Neukölln
Nach den Anschlägen auf linke Läden und Einzelpersonen am letzten Wochenende demonstrierten diesen Freitag rund 1.500 Menschen unter dem Motto "Faschos verpisst euch" gegen rechte Gewalt. Zu der Demonstration hatten die Betroffenen und Antifa-Gruppen spontan aufgerufen. Die Demonstration startete um 18 Uhr am Hermannplatz und lief von dort durch Nord-Neukölln bis zum Rathaus Neukölln. An der Route ging es vorbei am räumungsbedrohten Stadtteilladen Friedel54 und dem k-fetisch, auf dass die Nazis einen Brandanschlag verübt hatten. Für Berlin ungewohnt wurde auf einen Lauti verzichtet, was die Teilnehmer*innen durch etliche Parolen aber mehr als aufwogen.
Wie mittlerweile bekannt wurde, hatte es in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember (Sonntag auf Montag) mindestens vier Anschläge in Neukölln gegeben. Beim k-fetisch wurde unter einem aufgehebelten Rollladen ein Brandsatz deponiert, der zum Glück von selbst erlosch. In Rudow wurden die Schaufenster eines Buchladens, in dem kurz zuvor eine Veranstaltung zur AfD stattgefunden hatte, durch Steinwürfe beschädigt. Bei einer Wohnung einer Privatperson im Schillerkiez wurden Fenster mit einem Stein und einem mit Farbe gefüllten Glas eingeworfen. Erst im Juli diesen Jahres war das Auto der selben Person unweit der Wohnung angezündet wurden. Auch auf die Wohnung einer weiteren Privatperson außerhalb des Ringes wurden in der selben Nacht Steine und Farbflaschen geworfen. Bei einem der Tatorte beobachtete eine Nachbarin einen dunklen Skoda, der ohne Licht in der Nähe wartete.
Die Anschläge sind Teil einer Anschlagserie, die seit 2011 in Berlin zu beobachten ist. Das Vorgehen, die Wahl der Ziele und die Tatzeit sprechen dafür, dass es sich um den selben Personenkreis handelt. Schwerpunkt der Anschläge ist bisher der südosten Berlins. Zunächst erfolgten die Anschläge im Kontext des NW Berlin. Dieses tritt seit Ende 2012 nicht mehr öffentlich auf. Hintergrund dieser scheinbaren Selbstauflösung dürften die gesteigerte Aufmerksamkeit durch die Sicherheitsbehörden in Folge einer Antifa-Kampagne sein. Führende Kader wie Sebastian Schmidtke traten nun als NPD oder JN offentlich auf. Gleichzeitig wurde die gewalttätige Politik des NW Berlin fortgesetzt - insbesondere unter dem Label "Freie Kräfte Berlin Neukölln". In sozialen Medien wurden unter diesem Label mehrfach Karten politischer Gegner veröffentlicht wurden - so zum Beispiel eine Karte "linker Läden" im August diesen Jahres. Die "Freien Kräfte Berlin Neukölln" knüpften damit unmittelbar an eine Aktionsform des NW Berlin fort, der ebenfalls entsprechende Listen im Internet publizierte.
Über Hinweise und Beobachten zu der Anschlagserie, den Freien Kräfte Berlin Neukölln und anderen Neonazis aus der Reaktion freut sich insbesondere die Autonome Neuköllner Antifa (ANA).
Mehr Fotos von der Demonstration: PM Cheung via Flickr
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