Die kleine Chronologie des Gedenksteins für Nguyễn Văn Tú
Am 24. April 2018 jährte sich der Todestag von Nguyễn Văn Tú zum 26.Mal. In der Woche vor dem Todestag haben wir einen Gedenkstein verlegt, um den Tatort sichtbar zu machen und einen würdigen Ort für das Gedenken zu schaffen.
Zuvor deutete an dem Ort vor der Einkaufshalle am Brodowinerring nichts darauf hin, dass an dieser Stelle Nguyễn Văn Tú vor 26 Jahren aus rassistischen Motiven erstochen wurde. Eine provisorische Gedenktafel, die bereits kurz nach dem Mord 1992 von Freund*innen und Antifaschist*innen angebracht worden war, wurde von Nazis aus dem Kiez beschädigt und entfernt. Von Seiten des Bezirks hieß es in einem Beschluss von 2011 die Wiederherstellung einer Gedenktafel vor dem Einkaufszentrum am Brodowinerring würde „dem tragischen Ereignis nicht gerecht“ werden. Stattdessen wurde die Gedenkstelle in den Lichthof der Bezirkszentralbibliothek verlegt.
Auch der von uns verlegte Gedenkstein wurde bereits eine Woche nach der Verlegung stark beschädigt. Das Grasstück um den Stein herum zeigte Spuren von Versuchen den Stein auszugraben und es wurde Beton über die Steinplatte gegossen. Noch bevor wir den Beton vom Stein meißeln konnten war der Stein vollkommen entfernt worden.
Es bleibt fraglich, ob die Entfernung des Gedenksteins von Nazis im Kiez oder von Seiten des Bezirks organisiert wurde. So oder so zeigt der Verlauf die rassistischen Verhältnisse im Kiez Marzahn/Hellersdorf seit den 90er Jahren.
So wurde auch vo hier aus wurden die Montagsdemos 2014/15 gegen Notunterkünfte für Geflüchtete organisiert und auch die „Merkel-muss-weg“-Demos haben in diesem Kiez ihren Ursprung.
Wir fordern eine aktive Gedenkpolitik um den Mord von Nguyễn Văn Tú! Der Tatort am Brodowinerring muss durch eine Gedenktafel sichtbar gemacht werden, weil auf die andauernden rassistischen Verhältnisse in Deutschland aufmerksam gemacht werden muss. Das Gedenken an diesen rassistischen Mord kann und darf nicht räumlich verlegt werden, denn der offenkundigen rassistischen Stimmungsmache im Kiez muss eine sichtbare antirassistische Gedenkkultur entgegengesetzt werden.
Erstveröffentlichung auf AKMH am 19. Dezember 2024
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