Frei.Wild: “unpolitischer” Nationalismus am 23. Nov. 2012 im Velodrom in Prenzlauer Berg

23. November 2012 | Nazis auf die Pelle rücken

Werte Betreiber_innen des Veranstaltungsbereiches des Velodroms,

am Freitag den 23.11.2012 veranstalten sie in Kooperation mit der “Frei.Wild GbR” ein Konzert der Band “Frei.Wild” zu deren aktueller Tour “Feind deiner Feinde”. Hiermit möchten wir sie über den politischen Hintergrund der Band informieren.

Die Band “Frei.Wild” ist Teil der nationalistischen Bewegung in Südtirol. Allem vorran deren Frontman Philipp Burger geriet mehrfach in die Kritik auf Grund seiner Mitgliedschaft bei der rechtsextremistischen Partei „Die Freiheitlichen“. Burger war Mitglied der Partei, trat jedoch auf Druck des Bandmanagements aus. Deren Positionen teilt er jedoch bis heute. Die Partei „Die Freiheitlichen“ steht in Südtirol für den Schutz der abendländischen Identität. Dies soll durch folgende Punkte, entnommen aus der Kurzform des Parteiprogramms, erreicht werden: 

“1. Südtirol zuerst! Einwanderung stoppen, Heimat schützen! Sofortige Ausweisung von ausländischen Straftätern und illegalen Zuwanderern!2. Europaregion Tirol! Aufrechterhaltung des ethnischen Proporzes! Stärkung der Tiroler Identität!”

Diese Liste umfasst insgesamt 10 Punkte, die sich gegen „Ausländer“ und „interethnische Bildungsprojekte“ richten. Es ist auch vom Schutz vor einer „Islamisierung“ die Rede.

Im September 2008 verkündeten „Die Freiheitlichen“ auf ihrer Internetseite den Auftritt einer jungen Band aus Südtirol bei einer ihrer Veranstaltungen. Frei.Wild. Das Konzert wurde kurzfristig abgesagt, da das Management den Anschein einer unpolitischen Band bewahren wollte. So kam auch heraus, dass der Sänger Philipp Burger Mitglied besagter Partei ist. Im Oktober 2008 folgte die nicht sehr überzeugende Trennung von der Partei und allem politischen, die sich wie folgt darstellte:

“Was die Mitgliedschaft bei den Freiheitlichen betrifft: Ich bin aus der Partei wieder ausgetreten und habe auch das Amt niedergelegt, aber nicht etwa deswegen, weil ich Schuldgefühle habe oder mit dem Parteiprogramm nicht einverstanden wäre, soviel ist sicher, sondern weil ich, vor allem nach der Aussprache mit der Crew, eingesehen habe, dass es etwas zwiespältig ist, Parteimitglied zu sein und gleichzeitig Distanz vor der gesamten Politik zu nehmen, da gebe ich euch recht und habe meine Konsequenzen gezogen.”

Auf dieser Grundlage pochen Management und Band noch heute darauf unpolitisch zu sein. Der von der Band “Frei.Wild” propagierte Nationalismus und Konservativismus ist allerdings sehr wohl politisch. Die Positionen und Vorstellungen der Band, die “Südtirol” als einen “Volkskörper” sehen, den es gegen Bedrohungen von Außen zu schützen gelte sind sehr wohl anknüpfungsfähig an rechte Denkmuster. Im Zuge des (neu)rechten Konzeptes des Ethnopluralismus, können auch deutsche rechte die “Heimatschutz” aussagen von “Frei.Wild” für sich adaptieren: Jeder hat in seinem Land zu bleiben, Gäste müssen auch gefälligst Gäste bleiben und jeder Standhafte Patriot hat diese Machtkonstelation zu verteidigen. So wirkt “Frei.Wild” auch für die deutsche Rechte identitätsstiftend. Eine verkürzte Etikettierung der Band als Neonazis greift zu kurz. “Frei.Wild” sind keine Neonazis, sie sind der Soundtrack für die Politik des neuen Rechtspopulismus, wie er von “Pro Deutschland” oder der “Freiheit” propagiert wird.

Die vaterländischen Klänge der Band füllen mitlerweile ganze Stadien und Konzerthallen, so auch an diesem Freitag das Velodrom. Wir kritisieren diese Entwicklung und fordern von den Betreiber_innen des Velodroms dazu eine Stellungnahme.

Folgende Artikel fassen das Wirken und die Positionen der Band zusammen:
http://antifameran.blogspot.de/p/freiwild.html
https://linksunten.indymedia.org/de/node/71573

Mit freundlichen Grüßen.
Initiative “Kein Kiez für Nazis!”

Erstveröffentlichung auf Indymedia am 22. November 2012

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