Gauck: Eine deutsche Eiche im Cafe Kotti in Berlin Kreuzberg

11. März 2014 | News Redaktion

An seinem Thementag „Besuch des Bundespräsidenten in Berlin zum Thema Unterwegs zum Miteinander“ wird sich Bundespräsident Gauck am 19.03.2014 ab 15:00  Uhr mit Vertreter_innen verschiedener Vereine und Initiativen im Café Kotti in Kreuzberg treffen.[1]

Das Café Kotti existiert nun seit ungefähr vier Jahren auf den Terrassen des NKZ direkt am Kotti.
In der Anfangszeit des Cafés diente dieses als Treffpunkt verschiedenster linker Einzelpersonen und Gruppen aus allen möglichen Bereichen und verstand es somit Kommunikationsort über die eigenen politischen oder kulturellen Grenzen hinweg zu sein. Nun scheint es soweit zu sein, dass auch der Bundespräsident dieses Flair genießen können soll und dies auch möchte.

Mit grosser Verwunderung lesen wir nun, dass Gauck sich mit unterschiedlichen Vertreter_innen verschiedener Vereine und Initiativen in diesem Cafe treffen wird. Seine jüngsten Äußerungen bei der Eröffnungsrede der Sicherheitskonferenz in München alleine sollten schon Grund genug sein, dieser Person keine Plattform zu bieten. Hier nämlich forderte er ein stärkeres Deutschland in der Welt und plädierte für mutigere militärische Einmischung der Bundeswehr.[2]
Geschichtsrevisionismus und Vergessenheit sind programmatisch in Gaucks Gedankenwelt. In seiner Rolle als bekennender Antikommunist ist er auch einer der einzigen drei westeuropäischen Unterzeichner der Prager Deklaration[3] vom Juni 2008, die darauf abzielt nationalsozialistische Verbrechen mit denen des Stalinismus und der Sowjetunion gleichzusetzen und somit die Shoah zu relativieren, was sich auch in anderen Äußerungen Gaucks nachvollziehen lässt.[4]

Als Priester in Rostock zur Zeit der Progrome von Lichtenhagen, war von Gauck aber nichts zu hören. 20 Jahre später jedoch als Bundespräsident, glänzt er mit der feierlichen Pflanzung einer deutschen Eiche vor dem ehemaligen Asylbewerber_innenheim – einem militaristischen und deutschtümmeligen Symbol, dass in der Pflanzenwelt diesbezüglich wohl einmalig ist. Hiermit setzte er ein weiteres Zeichen wie in Deutschland mit Geschichte umgegangen wird und wie seine Position darin aussieht. Ein weiteres Beispiel hierfür aus der jüngsten Vergangenheit liefert Gaucks Besuch in Lyngiades(Griechenland), wo Gebirgsjäger am 03.10.1943 ein Massaker an 83 Zivilist_innen verübten. Der AK Angreifbare Traditionspflege / neue Folge schreibt hierzu: „Uns wird speiübel, wenn der (groß)machtbewusste Gauck heute in Lyngiades Betroffenheit heuchelt und sogar die griechischen Opfer um Verzeihung und Vergebung bittet, während die deutsche Regierung, egal in welcher parteipolitischen Zusammensetzung, seit Jahren die berechtigten Entschädigungsforderungen der griechischen Opferverbände mit großer Arroganz zurückweist. [...] Es ist schon erstaunlich, dass sich Gauck so bekümmert zeigt, dass sich die Mörder in der Gebirgsjägeruniform nie für ihre Mordtaten entschuldigt haben. Die Frage nach dem weiteren Lebensweg der Mörder von Lyngiades und nach einer etwaigen Strafverfolgung aber stellt sich weder der Bundespräsident noch die Presse.“[5]
Ähnliches gilt für das Engagement hinsichtlich einer Aufklärung der NSU-Morde und dem Umgang mit Hinterbliebenen der Opfer des NSU. Anfragen dieser, nach einem gemeinsamen Treffen schlug Gauck vormals mit der Begründung aus, dass er „seine eigenen Akzente“[6] setzen werde. Als Gauck – der Macher, als der er sich gerne inszeniert - sich schließlich soweit sah Angehörige einzuladen, waren einige jedoch nicht mehr bereit sich mit ihm zu treffen, da sie sich nicht instrumentalisieren lassen wollten.[6]

Insgesamt scheint Gauck jegliche Protestbewegungen der letzten Jahre entweder „unsäglich albern“[7] (Occupy-Proteste) oder „töricht“[8] (Sozialproteste, Hartz IV) zu finden.

Lasst uns gespannt sein, wie er ein Empfangskommitee in Kreuzberg finden wird!

19.03.2014, 15:00Uhr Kottbusser Tor, Cafe Kotti

[1]  http://tinyurl.com/lb6xqyr
[2]  http://tinyurl.com/qfs2f8e
[3]  http://de.wikipedia.org/wiki/Prager_Erkl%C3%A4rung
[4]  http://www.taz.de/!89802/
[5]  http://de.indymedia.org/2014/03/352929.shtml
[6]  http://www.taz.de/!111214/
[7]  http://tinyurl.com/kcj5gjy
[8]  http://www.taz.de/!88106/

Erstveröffentlichung auf Indymedia am 10. März 2014

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