Erfolgreiche Kundgebung nach Naziangriff im Mauerpark

30. September 2016 | News Redaktion

Am 24.9.2016 versammelten sich vor dem Mauerpark Eingang an der Eberswalder Straße rund 150 Menschen um gegen den rassistischen Übergriff von ca. 200 - Dynamo Fans auf eine Gruppe von Menschen aus Kamerun zu protestieren. Die Polizei konnte die Menschen in dieser Situation nicht ausreichend schützen und hielt es weder für nötig den Angegriffenen medizinische Hilfe zur Verfügung zu stellen und Personalien von Nazis auf- oder selbige gar in Gewahrsam zu nehmen. Als Krönung dieses kollektiven Wegschauens dementierten die Cops dann sogar am 5.9.2016 im Tagesspiegel, dass es zu Übergriffen und Verletzungen kam. Erst im Nachhinein und durch Druck der antirassistischen Beratungsstelle Reachout leitete dann auch der polizeiliche Staatsschutz Ermittlungen ein. Da in der Situation keine Ingewahrsam- oder Festnahmen gemacht wurden und die Berliner Polizei sich in der Vergangenheit nicht gerade durch einen sensiblen Umgang mit rassistischen Übergriffen hervorgetan hat, ist nicht davon auszugehen, dass die Ermittlungen dazu führen werden, dass die aggressiven und militanten Nazis wenigstens zur juristischen Rechenschaft gezogen werden. Da der Übergriff laut Zeugenaussagen von vielen Personen gefilmt wurde, hielt es die Polizei wohl auch nicht nötig, dazu aufzurufen, ihnen aufgenommenes Videomaterial zur Verfügung zu stellen. Auch in diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen, dass die Polizei von diesem Mittel sonst nahezu inflationär Gebrauch macht. Insgesamt verlief die Kundgebung bei bestem Wetter ohne besondere Zwischenfälle. Es gab verschiedenste Redebeiträge von Betroffenen und Zeugi*nnen des Übergriffs, von Reachout und von Antifaschisti*nnen.

Es gelang somit viele Menschen auf diesen Vorfall aufmerksam zu machen und in den Fokus zu stellen, dass es sich bei einem derartigen Angriff im Mauerpark leider um keinen Einzelfall handelt. Zusätzlich wurde kritisiert, dass auch ein Wegschauen oder Bagatellisieren, Rückhalt für Nazis und deren Taten bietet. Nach der Kundgebung gab es ein gemeinsames Picknick an der Stelle des Übergriffs, um zu verdeutlichen, dass es nicht hingenommen wird, dass rechte Fußballfans es als ihr selbstverständliches Recht sehen Menschen im öffentlichen Raum anzugreifen. Für viele Menschen war dieser Schritt nicht einfach, da mit diesem Ort nun die Ängste und Emotionen eines gewalttätigen und rassistischen Übergriffs verbunden sind.

Das Ziel von Reachout und uns, nämlich für diesen Übergriff Öffentlichkeit zu schaffen, konnten wir erreichen. Vor Ort konnte das Thema gut an Besucher*innen vermittelt werden und TAZ, ND oder Vice berichteten. Die größeren Zeitungen berichteten gar nicht, da der Angriff nach anderthalb Wochen keine Meldung mehr wert war. Dies ist auch das Verschuleden der Verschtuschung des Angriffs durch die Berliner Polizei. Darum ist es weiterhin wichtig Öffentlichkeit zu schaffen um potentielle Zeug*innen des Übergriffs ausfindig zu machen. Als weiteren notwendigen Schritt sehen wir die Problematisierung rechter Bedrohungen und Angriffe während der BFC-Spiele rund um den Jahn-Spotpark.

Wichtig erscheint es uns in diesem Zusammenhang, auf dass bereits am 2.10.2016 stattfindende »Problemspiel«, mit dem Potenzial gewalttätiger und rassistischer Ausschreitungen, hinzuweisen. An diesem Datum wird am Mauerpark der BFC Dynamo auf den für seine rechtsradikalen Fans bekannten Verein Lokomotive Leipzig (LOK) treffen. Der Fananhang von LOK Leipzig ist bekannt für seine rechtes Klientel. Fanfreundschaften bestehen zwischen beiden Fanszenen, was ein gemeinsames Agieren außerhalb des Stadions bedeuten kann.

North East Antifa [NEA] | 24. September 2016
www.antifa-nordost.org

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Erstveröffentlichung auf Antifa Nord-Ost am 27. September 2016

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