#MaHe - Über Rassist_innen und die Heimleitung in der Unterkunft in Marzahn
Dieser Bericht stammt aus einem Sozialen Netzwerk und schildert eindrücklich das Zusammenspiel von Nazis und rassistischer Unterkunftleitung in der Unterkunft am Glambecker Ring. Supportet die lokalen Aktivist_innen, fahrt raus, thematisiert die Probleme politisch und nachhaltig.
Wer wissen möchte, was in Marzahn gerade abgeht, und wie Nazis und rassistische Heimleitung dort zusammen ein Klima der Angst und Bedrohung schaffen bzw. tolerieren, der/ die nehme sich doch die 5 Minuten um diesen Text zu lesen, und bestenfalls zu überlegen, ob es nicht wichtig wäre uns dort vor Ort zu unterstützen!
Der Grund dieses Briefes ist die Untätigkeit und das mutwillige Wegschauen der Heimleitung, der Polizei und anscheinend auch der örtlichen Politik, denn bisher ist trotz der massiven Gewalt-Androhungen und ständiger Nazi-Präsenz von im Kiez gut bekannten Alt-Kadern keinerlei Reaktion erfolgt. Die dadurch entstehenden Bedrohungslage für alle Geflüchteten wird anscheinend hingenommen, und aktiv mit angeschaut, wie ich heute mit anderen Aktiven gemeinsam erleben konnte.
Aber zunächst zur Veranschaulichung der Zustände hier noch einmal eine Chronik des bisher Geschehenen:
- Am 6. 9. wird ein Bengalow in die bereits bewohnte Unterkunft geworfen, und die Polizei ermittelt nun wegen versuchter Brandstiftung. (wenn es eine Polizeiwache gewesen wäre, würde hier wohl wegen versuchter Körperverletzung oder gar Tötung ermittelt werden).
- Am 9.9. findet auf Anlass des Einzugs von 2 Bussen mit Geflüchteten tagsüber eine Nazi-Kundgebung in Hör-und Sichtweite des Heims statt und abends gibt es direkt vorm Heim Drohungen und Parolen während die Leute ankommen
- Am 11.9. versuchen Abends spät 2 Nazis als Freiwillige getarnt mit Kochtöpfen (!) in die Unterkunft einzudringen, während ca. 12 weitere bekannte Rechte vorm Heim warten. Die Securities erkennen die Nazis als solche und verweigern den Einlass.
- Am Wochenende des 12. und 13.9. tauchen abends Nazis vorm Heim auf, laufen im Dunkeln hinterm Heim entlang und gehen mit Taschenlampen den Zaun ab, werden dabei von andern Freiwilligen entdeckt und gehen sobald die Securities auftauchen wieder
- Am 16.9. versuchen wieder dieselbe Gruppe während der Duschzeiten, in denen BewohnerInnen in den Turnhallen hinter der Unterkunft duschen Menschen anzugreifen. Die Turnhalle muss darauf hin geschlossen werden, die Polizei wird benachrichtigt.
- Am 17. 9. (heute) kommen ich und eine weitere Person mit Kindern und Jugendlichen aus der Unterkunft von einem Ausflug in den nahe gelegenen Jugendclub Anna L. Wieder zurück. Kurz vor dem Heim werden wir wieder von der selben Gruppe von aktiven Nazis bedroht, teils mit Morddrohungen und können schnell in die Unterkunft laufen.
Auf diese Situation hin versuchen wir endlich mit der Heimleitung ins Gespräch zu kommen. Der anwesende Stellvertretende Heimleiter Jochen (?) reagiert daraufhin nicht (nur wie bei den erneuten Versuchen die Problematik bewusst zu machen) relativierend.
Nein, diesmal wurden wir beide - zwei linke, migrantische Studierende, die im Berliner Bündnis gegen Rassismus, wie auch in den Kiez-Strukturen aktiv sind – offen beleidigt von der Heimleitung. Uns wurde vorgeworfen, wir hätten provoziert (!!!) indem wir nicht einfach den Nazis aus dem Weg gegangen sind (wohin? In Luft auflösen war sehr schwer möglich).
Das ernsthaft auf von der Heimleitung ausgesprochen wird, es wäre eine Provokation mit Jugendlichen auf dem Bürgersteig zu laufen – denn nichts anderes haben wir getan – ist eine schwer in Worte fassbare Situation. Hier wird die krasse Angst-Kulisse durch die Präsenz der Nazis vorm Heim nicht nur herunter gespielt, es wird sogar umgekehrt die Schuld tatsächlich quasi umgedreht und den Betroffenen wird vorgeworfen, sie wären selbst schuld.
Offensichtlich möchte die Heimleitung dort nichts gegen das Problem der Bedrohungslage unternehmen und äußert nun ganz offen, dass diejenigen die es thematisieren „Unruhe stiften“ (Zitat Mitarbeiter der Heimleitung), und es wurde sogar so weit gegangen uns vorzuwerfen „die Kinder zu instrumentalisieren“.
Wie genau der Umstand mit Jugendlichen zusammen in Jugendeinrichtungen zu gehen um ihnen zu ermöglichen an Workshops und Angeboten im Kiez teilzunehmen eine Instrumentalisierung ist wurde nicht erläutert.
Zudem wurden wir als „Scheiß Antifa“ beleidigt vom selben Mitarbeiter, der offen sagte, er wolle „diese Antifa nicht hier, die haben hier alle nichts zu suchen, ihr braucht hier nicht mehr herkommen“.
Als aufgebrachte BewohnerInnen deutlich machten, dass sie sehr wohl unsere Anwesenheit schätzen, und vor allem unser Engagement mit den Kindern und Jugendlichen vor Ort, und vor allem als wir zudem deutlich machten, dass wir alles gesagte öffentlich machen werden, versuchte Jochen (?) einzulenken und zu sagen, es habe hier dann evtl. ein Missverständnis gegeben, er habe ja nur „im Konjunktiv“ gesprochen.
Das Ganze war für die BewohnerInnen, die mitbekommen, wie die Heimleitung auch weiterhin nichts unternimmt um die Situation zu öffentlich zu machen hoch traumatisierend. Für uns natürlich auch, die wir als UnterstützerInnen diffamiert und beleidigt wurden, nachdem wir gerade von Nazis bedroht worden waren.
Es ist offensichtlich, dass die Heimleitung versucht, unliebsame BesucherInnen – nämlich Linke die auf die Situation aufmerksam machen und die vermeintliche „Ruhe“ stören zukünftig abzuweisen. Dann soll anscheinend ein Zustand weiter laufen, in dem alle nur darauf warten, dass etwas Schlimmeres geschieht. Denn das dies bei der jetzigen Situation mit im Kiez ansässigen Nazis wie René Uttke und Patrick Krüger und deren Entourage nur eine Frage der Zeit ist, müsste inzwischen nach den bisherigen Vorfällen jedem klar sein.
Zudem wissen wir von den Angriffen und Körperverletzungen gegen BewohnerInnen der Unterkunft am Blumberger Damm, die teils von derselben Gruppe ausgingen. Was soll noch passieren bis wirklich reagiert wird politisch?
Wir brauchen also Öffentlichkeitsarbeit und Support "von oben" um zu skandalisieren, was da läuft. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis POCs dort noch ernsthafter zu Schaden kommen! Bitte überlegt wen ihr kennt, die irgendwo schreiben organisiert sind etc., damit wir da zusammen was machen können und nicht einfach hilflos zugucken müssen, wie ein Problem in alter deutscher Tradition einfach totgeschwiegen wird! Das ist in diesem Land einfach zu oft passiert und zwar immer auf Kosten derer, die ihre Haut-und Haarfarbe nun mal nicht einfach ändern können um "Problemen aus dem Weg zu gehen". Lasst uns bitte diese rassistische Logik skandalisieren die da statt findet!"
Erstveröffentlichung auf Indymedia Linksunten am 18. September 2015
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