Bärgida: Wenn der Nazi neben der Israel-Fahne marschiert
Rassisten von Pro-Deutschland, Muslimenhasser der neurechten Identitären Bewegung, bekennende Nationalsozialisten der NPD, rechte Hools und „Jewgida” – all diese Kleingruppen hat „Bärgida” bei einer Demonstration am 8. Juni 2015 ein Dach geboten. Rund 110 Personen beteiligten sich an dem „Bärgida”-Aufmarsch durch den Berliner Ortsteil Moabit.
Bereits vor dem Berliner Hauptbahnhof zeigte sich, wohin die Bärgida-Reise inhaltlich diesmal geht: Da standen die Hogesa-Muskelprotze – mit Ordnerbinde und dem wichtigsten Aktions-Accessoire, einer geöffneten Bierflasche.
Wenige Meter weiter war der Nationalsozialist und Berliner NPD-Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke mit seinem Tross angetreten. Und gleich daneben bekam eine „Jewgida”-Aktivistin die schwarz-gelbe Fahne der rassistischen Identitären Bewegung in die Hand gedrückt. Den immer gleichen Reden zum Anfang hörten nur wenige der 110 Angetretenen zu. Lieber stand man gemütlich rum, unterhielt sich, soff oder knüpfte untereinander Kontakte.
Wie bereits in der Vorwoche lief der Aufmarsch durch den Berliner Ortsteil Moabit. Trotz negativer Erfahrungen von der letzten Demonstration, wo die Teilnehmenden von Anwohnern aus den Häusern heraus beschimpft wurden, zog man diesmal Kreuz und Quer durch die Wohnkieze. Hier und da schallte der Demonstration lauer Gegenprotest entgegen: „Say it loud, say it clear: Refugees are welcome here” und „Nazis raus”. Der rechtsextreme Aufmarsch quittierte mit „Europa, Jugend, Reconquista” und – oh wie Wunder – mit „Nazis raus”.
Am U-Bahnhof Turmstraße angekommen ging die erste Strophe des „Deutschlandliedes”, welche traditionell bei Bärgida zum Abschluss gesungen wird, im Pfeifkonzert herbeigeeilter Anwohner_innen und Antifaschist_innen unter. Da half es auch nicht, dass der ein Jewgida-Aktivist „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt” kräftig mitschmetterte.
Wer noch Zweifel hatte, was Bärgida – der offizielle Berliner Ableger von Pegida – für ein Bündnis darstellt, der sollte sich die gestrige Demo anschauen: Eine Mixtur aus Rassisten, Revisionisten, Nationalsozialisten, Homophoben, Muslimenhassern und rechten Hooligans.
Aktionen gegen die Bärgida-Demo am 15. Juni
- 17:00 Uhr Mahnwache Stromstr. Ecke Alt-Moabit
- 18:00 Uhr Start Demo von dort zum Hbf. mit Optionen zurück sowie zum Brandenburger Tor, je nach dem wo Bärgida lang will ....
Erstveröffentlichung auf publikative.org am 9. Juni 2015
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