NPD-Demo in Hellersdorf am 30.11.
Etwa eine Woche nach der Silvio-Meier-Demo in Marzahn hatte die NPD am letztem Montag zu einer Demonstration mit zwei Kundgebungsorten in Hellersdorf aufgerufen.
Ein Spaziergang im Regen
Die Veranstaltung der NPD am U-Cottbusser Platz begann gegen 18Uhr mit ersten Vorbereitungen. Deutlich vor dem offiziellem Start waren bereits 20 Nazis vor Ort. Währendessen sammelten sich am zweiten Kundgebungsort in der Alten Hellersdorfer Ecke Zossener Strasse ein bis zwei Handvoll Kamerad_innen und warteten auf Anschluss. Zumindest an den beiden Auftaktorten hatte die Polizei die Lage aufgrund von Vorkontrollen und viel Präsenz im Kiez, mit mindestens 5 Hundertschaften und schätzungsweise 400 Cops, gut im Griff.
Nazis vor Ort
Kurz vor 19 Uhr kam Bewegung in die inzwischen auf 120 Teilnehmer_innen angewachsene NPD-Demo am U-Bahnhof. Darunter bekannte NPD-Kader wie Sebastian Schmidtke, Andreas Käfer sowie Jens Irgang und Aileen Rohkohl von der NPD Barnim. Mit mehreren Transparenten und Fahnen, die jedoch aufgrund von Polizeiauflagen teilweise wieder eingepackt werden mussten, stellten sie anscheinend den Frontblock der Demonstration. Die Ordner_innen-Struktur bestand unter anderem aus Personen des 'Nationalen Widerstand Berlin' wie David Gudra und Benjamin Weise aber auch Hellersdorfer Nazis wie Daniela Fröhlich. Letztere zeigte sich hier besonders aggressiv und versuchte mit ihrem Regenschirm immer wieder Pressevertreter_innen an ihrer Arbeit zu hindern. Die beiden Blöcke hinter dem Lautsprecher-Wagen waren hingegen eher an den Stil der sogenannten Autonomen Nationalisten angelehnt und mit Regenschirmen sowie Front- und Seitentransparent ausgestattet. Mit einem eigenen Block waren unter anderem Aktivist_innen der 'Antikapitalistischen Aktion', darunter Kai Schuster, vertreten. Ebenfalls anwesend waren die Marzahner René Uttke und Patrick Krüger. Sebastian Schmidtke hielt noch am Startpunkt U-Cottbusser Platz eine Rede, bevor sich die Demo kurz nach 19 Uhr in Richtung der Alten Hellersdorfer Strasse in Bewegung setzte. Die Nazis verwendeten, wie üblich bei den vergangenen NPD-Veranstaltungen in Berlin, einen weißen Fiat-Bus mit Meißener Kennzeichen als Lautsprecherwagen, über den sie im Verlauf der Veranstaltung die bereits von den letzt- und diesjährigen 'Montagsdemos' in Marzahn bekannten Parolen skandierten. Dazu kamen entsprechend der starken Beteiligung 'Autonomer Nationalisten' eine Reihe Anti-Antifaparolen, darunter die Forderung nach Arbeitslagern.
Gegenproteste - "Die Versammlungsfreiheit war in einen Versammlungszwang umgeschlagen" (Indy-Artikel vom 01.12.2015)
Trotz kalten Regens waren bis zu diesem Zeitpunkt auch bis zu 150 solidarische Menschen zum U-Bahnhof Cottbusser Platz gekommen. Zusammen mit den Teilnehmer_innen der Kundgebung der demokratischen Parteien und Zivilgesellschaft in der Hellen Mitte beteiligten sich über den Abend insgesamt bis zu 200 Personen an antifaschistischen Protesten. Sie setzten mit lauten Sprechchören sowie auf Transparenten ein deutliches Zeichen gegen die rassistische und menschenverachtende Hetze von NPD und Konsorten. Dazu wurden sie am U-Bahnhof über längere Zeit eingekesselt und erst deutlich nach Abmarsch der Nazis zu anderen Kundgebungen durchgelassen. Einigen Gruppen ist es im Anschluss daran aber dennoch gelungen, die Nazi-Demo immer wieder kurzzeitig zu begleiten und der rassistischen Hetze eigene Parolen entgegenzusetzen. Diese wurden von den Cops mithilfe von zahlreichen Platzverweisen und viel Gerenne aus dem Umfeld der Demo weggeschickt oder verjagt.
Routen-Verlauf - Nass bis auf die Knochen
Vom U-Cottbusser Platz liefen die Nazis kurz über die Hellersdorfer Straße und im Folgenden die Alte Hellersdorfer Straße entlang. Dieser folgten sie in nördlicher Richtung, bis sie gegen 20 Uhr die Kreuzung Alte Hellersdorfer Ecke Zossener Strasse erreichten. Die dort noch wartenden Nazis wurden eingesammelt und recht zügig ging es dann in östlicher Richtung weiter auf der Zossener Strasse. Schon eine Viertelstunde später bog der Mob südlich in die Stendaler Strasse ein, auf der die Nazis mehrere Böller zündeten und es keine weiteren Proteste gab. Die Berliner Polizei hatte die wenigen Störwilligen in der Umgebung im Griff. Es gibt darüber hinaus Berichte, wonach sich im Umfeld der Demo auch mehrere, kleine Nazigruppen bewegt haben, um vermeintliche Gegner_innen zu bedrohen und anzugreifen. Am Endpunkt der NPD-Demo am Alice-Salomon-Platz protestierten nochmals zahlreiche Antifaschist_innen gegen die Nazis. Eine größere Gruppe versucht dazu ein letztes Mal in unmittelbare Sicht- und Hörweite zu gelangen, wurde von der Polizei aber daran gehindert. So wird die Abreise der Nazis um kurz vor 21Uhr über den U-Bahnhof Hellersdorf zumindest noch lautstark begleitetet.
Nach der Demo - Als wäre nichts gewesen...
Während sich ein Großteil der Nazis mit der U-Bahn entfernte, fuhr kurz nach 21 Uhr mindestens eine Gruppe aus 15 Nazis um René Uttke mit der Straßenbahn zurück nach Marzahn. Während der Fahrt kam es aus dieser Gruppe heraus zunächst zu verbalen Pöbeleien und Bedrohungen, mindestens eine Person wurde jedoch getreten und geboxt. Die noch im Bezirk anwesenden Cops sahen sich scheinbar nicht gewillt oder befähigt, auch diese Gruppe bekanntermaßen bedrohlicher Anwohner_innen ein Stück des Weges zu begleiten. Ein Teil der ehemaligen Teilnehmer_innen landete schließlich noch im 'Viwa-Imbiss' am Startpunkt U-Cottbusser Platz zum Saufen. Ganz ähnlich auch die Möchtegern-Hools von Bärgida, die im Anschluss an ihre allwöchentliche Montagsdemo in Mitte unweit des Geschehenes in die Kneipe 'Icke' in der Hellersdorfer Promenade einkehrten.
Mit dem Zug in den Kessel oder: Proteste gegen die NPD in Hellersdorf
Erstveröffentlichung auf Indymedia am 4. Dezember 2015
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